Kreuzbandriss beim Skifahren – Operieren oder nicht? istockphoto.com/PIKSEL

Kreuzbandriss beim Skifahren – Operieren oder nicht?

  • Christian Riedel
Hallo Dr. Sport, ich bin 55 Jahre alt und habe mir kürzlich beim Skifahren an beiden Knien jeweils das vordere Kreuzband und die Innenbänder abgerissen. Außerdem habe ich mir im linken Knie einen leichten Innenmeniskus- und Knorpelschaden zugezogen. Ist die geplante OP zunächst des linken Knie bei diesen Verletzungen zum jetzigen Zeitpunkt zwingend erforderlich, oder kann man auch noch in einem Jahr erfolgreich operieren?

Durch tägliches Muskeltraining und Physiotherapie mache ich große Fortschritte. Ich kann schon 30 Minuten locker auf dem Heimtrainer fahren und problemlos Treppensteigen. Mir ist wichtig, dass ich mich bis ins hohe Alter bewegen kann und wandern und mit den Enkeln spielen. Skifahren werde ich aber nicht mehr.

Warum ist heutzutage die Press-Fit-Technik ohne Verwendung von Fremdmaterial noch nicht die erste Wahl – insbesondere wegen der schnellen Heilung – sondern immer noch die „Schraubentechnik“ mit dreifach langsamerer Heilung?

Mit freundlichen Grüßen
Peter




Hallo Peter,

grundsätzlich kann ich, ohne selber einen Blick auf die Verletzung und die vorliegende Diagnostik geworfen zu haben, keinen verbindlichen Rat für oder gegen eine OP geben. Gerade im fortgeschrittenen Alter sollte jeder Fall individuell entschieden werden.
Du beschreibst gute Heilungs-Fortschritte durch eine konservative Therapie mit Kraft- und Ausdauertraining.

Wird ein Kreuzband nicht operiert, bleibt das Knie instabil. Ein gezielter Muskelaufbau, etwa durch eine Physiotherapie, Radfahren oder Aquajogging kann aber, je nachdem welche Anforderungen an das Knie gestellt werden, eine gute Lebensqualität ermöglichen. Bleibt trotz umfangreicher konservativer Maßnahmen eine Instabilität im Knie, die den Patienten im Alltag einschränkt, sollte man noch einmal über eine Operation nachdenken, zwingend erforderlich ist sie aber nicht. Selbstverständlich birgt jede Operation ein gewisses Risiko. Da Du ja auf Knie-belastende Sportarten wie Skifahren verzichten willst, empfehle ich Dir die OP-Entscheidung in den Herbst dieses Jahres zu verlegen und bis dahin intensiv zu trainieren.

Das Risiko eine Arthrose zu bekommen, ist jetzt in beiden Knien erhöht, weswegen eine Trainingstherapie doppelt sinnvoll ist.

Das verwendete OP Verfahren orientiert sich auch an den individuellen Bedürfnissen. Bei einem Profifußballspieler wird unter Umständen eher ein Patellarsehnentransplantat verwendet, da das Transplantat in diesem Fall schon zwei knöcherne Enden besitzt und somit etwas schneller knöchern einheilt. Bei einem Fliesenleger ist dieses Verfahren auf Grund der knieenden beruflichen Tätigkeit und den dabei entstehenden Schmerzen eher ungünstig. Die Zeit, die der Körper zum Einheilen des Transplantats benötigt, unterscheidet sich aber insgesamt bei den unterschiedlichen Verfahren nur geringfügig.

Viel entscheidender für den langfristigen Verlauf ist, dass der Operateur eine entsprechend große Anzahl an Kreuzbandrekonstruktionen pro Jahr durchführt.

Gute Besserung
Dr. Markus Klingenberg

Details

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  • Star Vita: Dr. med. Markus Klingenberg arbeitet und als Arzt mit den Schwerpunkten Sport- und Ernährungsmedizin und Personal Trainer in Bonn und in der Sportorthopädie der Klinik-am-Ring in Köln. Mehrmals pro Jahr arbeitet er zudem als Tauchmediziner im indischen Ozean. Seine Schwerpunkte umfassen ein Personal Training, Ernährungs-Coaching, und die Leistungsdiagnostik. Als ehemaliger Leistungssportler kombiniert Dr. med. Markus Klingenberg sein Wissen als Sportmediziner und Personal Trainer, um für seine Kunden nachhaltig erfolgreiche individuelle Konzepte zu entwickeln und umzusetzen.
  • Star Erfolge: Arzt, Sportmediziner, Notarzt

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