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Dr. Sport: Kortison ins Knie?

  • Christian Riedel
Hallo Dr. Sport, ich hatte im April 2009 einen schweren Sturz beim Skifahren und habe mir dabei das vordere Kreuzband gerissen, das Innenband ausgerissen und den Außenmeniskus oberflächlich eingerissen. Ich wurde vor Ort direkt operiert. Die Heilung verlief schleppend.

Leider versprüre ich u.a. während der Physiotherapie (KGG) bei Kniebeugung unter Belastung Schmerzen unter der Kniescheibe, welche nicht verschwinden wollen (auch beim Aufstehen, zu Beginn des Ergometerfahrens, Treppenlaufen).

Ein erneutes MRT hat ergeben, dass sich an den H.Fettkörpern noch eine „massive Entzündung“ befindet, was primär als Ursache der Schmerzen unter der Kniescheibe genannt wird.

Nachdem die OP nun schon einige Monate her ist, will mein Sportmediziner nun Kortison spritzen, da Medikamente seiner Ansicht nach nicht dort ausreichend wirken, wo sie sollen – und nach mehreren Monaten Wartezeit die Entzündung immer noch vorhanden ist.

Mein Freund ist selbst Physiotherapeut und hat mir davon abgeraten, Kortison zu spritzen. Das Ganze würde die Plastik angreifen etc... Nun bin ich verunsichert und habe im Internet recherchiert, aber nichts Gescheites gefunden.

Können Sie mir evtl. einen Rat geben? Wäre eine einmalige Kortisonspitze in das operierte Knie schädlich?

MfG
Nicole



Hallo Nicole,

gut ist vor allem, dass nach dem Kreuzbandriss eine sorgfältige Diagnostik gelaufen ist! Lautet die Diagnose nun „Entzündung“, sollte die Therapie natürlich auch entzündungshemmend sein. Als erstes bietet sich physikalisch eine Eisbehandlung an, wobei diese mit Sicherheit nicht ausreichend ist. Alternativ sind auch Quarkpackungen oder Retterspitzumschläge möglich.

Klassisch schulmedizinisch kommt eine orale oder parenterale (Injektion) Kortisontherapie in Frage. Eine einmalige Kortisoninjektion, z.B. 10 mg Triam, 8 mg Dexamethason, stellt für Dein Knie einen sinnvollen Therapieversuch bei überschaubarem Risiko dar. Wird die Injektion unter sterilen Bedingungen bzw. unter ausreichender Beachtung der hygienischen Standards von einem erfahrenen Arzt durchgeführt, ist das Risiko eines Infektes sehr gering.

Bei den MRT-Aufnahmen würde ich noch einmal genau nach einem „Cyklpos-Syndrom“ schauen. Zeitlich würde es genau passen. Es handelt sich um eine überschießende Gewebebildung im Bereich der Kreuzbandplastik am femoralen Gelenkanteil (Oberschenkel). Dieser Cyklops sollte gegebenfalls im Rahmen einer kurzen Arthroskopie entfernt werden, da er ein mechanisches Hindernis darstellt, das die Ursache für die Schmerzen sein könnte.

Eine weitere Möglichkeit ist eine Arthrofibrose, bei der es zu Verklebungen im Gelenk kommt. Dadurch ist die Beweglichkeit eingeschränkt. Auch hier kann eine zweite OP den Zustand des Knies verbessern.

Gute Besserung!
Dr. Markus Klingenberg

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