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So wichtig ist Vitamin D

  • Dr. Andreas Degenhardt
Wenn es draußen dunkler wird, leidet bei vielen auch die Stimmung. Schuld ist häufig ein Vitamin D-Mangel. Diese Unterversorgung, die auch die Ursache für andere schwere Krankheiten sein kann, kommt häufiger vor als man denken mag.

Ein Vitaminmangel ist auch in Deutschland nicht selten. Zumindest eine Unterversorgung mit Vitamin D ist keine Seltenheit. Eine repräsentative Studie des Max-Rubner-Instituts in Karlsruhe, die zwischen 2005 und 2008 durchgeführt wurde, hat ergeben, dass 60 Prozent der untersuchten Männer und Frauen im Alter von 18 bis 79 Jahren nicht genügend Vitamin D in ihrem Körper hatten. Dabei wurde ein Grenzwert von 20ng/ml genommen. Einige Experten setzen den Grenzwert sogar bei 30ng/ml an. Das würde bedeuten, dass sogar 90 Prozent der Menschen einen Vitaminmangel hätten. Und das kann dramatische Folgen haben.

Vitamin D ist kein Vitamin im eigentlichen Sinn, sondern eine Hormonvorstufe. Es erfüllt im Körper mehrere wichtige Funktionen. Es regelt unter anderem den Kalziumhaushalt, unterstützt den Knochenaufbau, hat Einfluss auf unsere Stimmungslage und spielt eine wichtige Rolle fürs Immunsystem. Daher kann ein Mangel auch große Probleme mit sich bringen.

Ohne Strahlung kein Vitamin D


„Vitamin D wird in der Haut durch Einwirkung von Sonnenstrahlen gebildet“, erklärt Hautarzt Dr. Andreas Degenhardt. „Genauer gesagt durch UVB-Strahlung. In der dunklen Jahreszeit kommt es häufig zu einem Vitaminmangel, da die Sonnenstrahlen weniger Kraft haben.“ Man verbringt zudem aufgrund des kalten Klimas weniger Zeit an der frischen Luft, sodass sich nicht ausreichend Vitamin D bilden kann. Je nördlicher man wohnt, desto schwieriger wird es, alleine durch Sonnenstrahlung genügend Vitamin D zu erzeugen. Denn die Strahlen treffen flacher auf die Erde, haben einen längeren Weg durch die Atmosphäre und mehr Strahlung wird absorbiert. Kann der Körper den Vitamin D-Bedarf nicht mehr durch die Sonne stillen, spricht man auch vom Vitamin D-Winter. Dieser beginnt ungefähr ab dem 52. Breitengrad, also nördlich vom Ruhrgebiet. Wer dort wohnt, ist auf eine Nahrungsergänzung angewiesen.

Aber auch wenn die Sonne zu stark scheint, kann Vitamin D-Mangel auftreten. So beispielsweise in Australien. Auch dort haben Forscher bei großen Teilen der Bevölkerung eine Unterversorgung festgestellt. Schuld ist „Down Under“ aber nicht die fehlende Strahlung, sondern das genaue Gegenteil. „Als Ursache für den Vitaminmangel vermutet man die gute Verbreitung von Sonnenschutzpräparaten und den verringerten Aufenthalt im Sonnenlicht“, erklärt Dr. Degenhardt. Wenn man die Haut vor der Strahlung schützt, kann auch kein Vitamin D gebildet werden. „Deshalb wird dort ebenfalls eine Vitamin-D-Supplementierung für die gesamte Bevölkerung empfohlen. Die Notwendigkeit der Hautkrebsprävention hat also auch Nachteile, die man aber in Kauf nehmen kann, da sie einfacher in den Griff zu bekommen sind als Hautkrebs.“

Vitaminmangel bleibt unentdeckt


„Ein Vitamin D-Mangel kann ernsthafte Folgen haben“, betont Dr. Degenhardt. „Ein langer Mangel kann zu schweren Krankheiten wie Diabetes, Nierenschäden, Rachitis, Osteoporose oder Darmerkrankungen führen.“ Neue Studien, beispielsweise der Washington University in den USA, haben zudem Hinweise dafür gefunden, dass zu wenig Vitamin D auch auf die Stimmung schlägt und ein Grund für die viel beschworene Winter-Depression sein kann. Da die Krankheiten aber nur langsam entstehen, wird ein Vitaminmangel nur selten bemerkt. Eine länger anhaltende schlechte Stimmung kann ein erster Hinweis darauf sein und sollte mit einem Blutbild untersucht werden.

Da der Organismus in den dunklen Monaten zu wenig Vitamin D produziert, sollte man die Versorgung anderweitig gewährleisten. Dafür hat Dr. Degenhardt einige Tipps: „Eine Möglichkeit ist ein Besuch im Sonnenstudio. Dabei sollte man auf jeden Fall darauf achten, dass das Studio UVB-Strahlen verwendet. Denn nur diese Strahlen helfen bei der Vitamin D-Produktion. Je nach Hauttyp ist ein Besuch pro Woche bereits ausreichend.“

Ernährung gegen den Vitaminmangel


Auch durch die richtige Ernährung kann man den Körper mit ausreichend Vitamin D versorgen. Den höchsten Anteil an Vitamin D hat Lebertran. Aber der ist nicht jedermanns Geschmack. Ansonsten empfiehlt Dr. Degenhardt, häufig fettigen Fisch wie Lachs oder Aal zu essen. Auch in anderen tierischen Produkten wie Hühnereiern und Milchprodukten (Butter, Sahne, Käse, keine Milch) findet man viel von diesem Hormon. Daher haben gerade Veganer häufig eine Unterversorgung und sollten mit Nahrungsergänzungsmitteln supplementieren.

Der tägliche Bedarf an Vitamin D liegt laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) bei Erwachsenen bei rund 5 Mikrogramm. Säuglinge, stillende Mütter und Senioren benötigen rund die doppelte Dosis. In anderen europäischen Ländern wird ein höherer Wert empfohlen. Davon kann man laut Dr. Degenhardt rund die Hälfte über die Nahrung zu sich nehmen. Der Rest muss entweder durch Sonnenstrahlen oder durch Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden.

Christian Riedel

Details

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  • Star Vita: Dr. Degenhardt ist Facharzt für Hautkrankheiten und Spezialist für Allergologie und Phlebologie. Seine Tätigkeitsschwerpunkte liegen in der Medizinisch-Dermatologischen Kosmetologie (DDA) und in der Berufsdermatologie (ABD). Dr. Degenhardt ist Mitglied bei zahlreichen medizinischen Verbänden, u.a. dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen und der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Dermatologie.
  • Star Erfolge: Tätigkeitsschwerpunkt in der Medizinisch-Dermatologische Kosmetologie (DDA) und Berufsdermatologie (ABD)

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