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Nase voll – Warum Nasenspray süchtig macht

  • Christian Riedel
Wenn man es mit dem Konsum übertreibt, kann man nach so ziemlich alles süchtig werden. Dazu zählt auch Nasenspray. Gerade in der kalten Jahreszeit häufen sich die Fälle. Denn wenn man schon bei der kleinsten Erkältung sprayt, gerät man in einen Teufelskreis.

Eine verstopfte Nase ist nicht sehr angenehm. Man muss durch den Mund atmen und bekommt zu wenig Luft. Dadurch leidet der Schlaf und auch das Training fällt schwer. Um die Probleme zu beseitigen greift man schnell zum Nasenspray. In frei erhältlichen Zerstäubern sind Wirkstoffe wie Xylometazolin oder Oxymetazolin enthalten, die auf die entzündeten Schleimhäute abschwellend wirken. Zudem wird die Sekret-Produktion gebremst. Das macht die Nase frei, erleichtert so das atmen, kann aber auch süchtig machen.

Wie Nasenspray süchtig macht


Grundsätzlich ist es nicht falsch, Nasenspray zu verwenden. Gerade vor dem Einschlafen macht es durchaus Sinn, die Nase frei zu bekommen und so das Einschlafen zu erleichtern. Allerdings sollte man vorher ein paar Dinge beachten. Das erste Problem beim Nasenspray ist zunächst die geringe Hemmschwelle, es einzusetzen. Da Nasenspray in der Apotheke frei erhältlich ist, vergisst man oft, dass es sich um ein Arzneimittel handelt und greift schneller und öfter zu als bei verschreibungspflichtigen Medikamenten. Das zweite Problem ist die Wirkungsweise. Nasenspray wirkt abschwellend. Allerdings können sich die Schleimhäute an den Wirkstoff gewöhnen und die Wirkung verpufft. Daher erhöhen viele die Dosis, um überhaupt eine Wirkung zu erzielen. Das kann aber dazu führen, dass die Schleimhäute ohne den Einsatz eines Sprays gar nicht mehr richtig abschwellen und man das Medikament immer braucht, um eine freie Nase zu bekommen.

Das kann zu einem regelrechten Teufelskreis führen, an dessen Ende die Sucht steht. Da die Schleimhäute irgendwann ohne Spray nicht mehr richtig funktionieren, greift man öfter zum Spray, damit die Nase überhaupt wieder frei wird. Ohne die Dosis aus dem Zerstäuber bleibt die Nase zu. Man sprüht immer öfter und immer mehr, damit man überhaupt einmal wieder frei atmen kann. Setzt man das Spray dann ab, leidet man rasch unter Atemnot, einer verstopften Nase und teilweise sogar unter Erstickungsängsten. Am Ende kann man ohne das Spray gar nicht mehr durch die Nase atmen. Man wird regelrecht süchtig und letztendlich kann ein zu häufiger Einsatz von Nasenspray die Schleimhäute sogar beschädigen.

Tausende Betroffen


Auch wenn viele nicht wissen, dass es so etwas wie eine Sucht nach Nasenspray überhaupt gibt, sind mehr Menschen davon betroffen, als man glauben möchte. So bestätigt die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) davon aus, dass rund 100.000 Menschen bereits wegen der Sucht in Behandlung sind. Die Dunkelziffer dürfte laut DHS um ein Vielfaches höher liegen. Und auch wenn es sich lustig anhört, ist eine Nasenspray-Sucht mit jeder anderen Abhängigkeit von Medikamenten zu vergleichen, bei der ein Entzug unter medizinischer Aufsicht notwendig ist.

Um eine Sucht zu vermeiden, ist ein verantwortungsvoller Umgang mit den Präparaten wichtig. Die DHS geht davon aus, dass alleine in Deutschland in jedem Jahr rund 630 Millionen Packungen Nasenspray verkauft werden, ohne dass sie einer ärztlichen Kontrolle unterliegen. Auch wenn Nasenspray frei erhältlich ist, ist es ein Medikament, das süchtig machen kann. Daher sollte man nicht zu oft dazu greifen und auch besser mit seinem Hausarzt absprechen, ob der Gebrauch notwendig ist. Bei Verdacht auf eine mögliche Sucht, sollte man zudem das Medikament nicht von einem Tag auf den anderen absetzen, sondern in jedem Fall seinen Hausarzt oder einen Facharzt aufsuchen, der mit einem einen Weg aus der Sucht besprechen kann.

Bei einem Suchtverdacht ist es wichtig, Schritt für Schritt vorzugehen. Schließlich können die Schleimhäute austrocknen, da sie sich oft an das Feuchtigkeitsspray gewöhnt haben. Das kann zu Atemnot und Erstickungsängste führen. Insofern sollte man die Dosis langsam reduzieren, bevor man es ganz absetzt. Eine Möglichkeit ist auch, den Wirkstoff zu reduzieren, indem man das Spray mit einer Kochsalzlösung verdünnt. Kindgerechte Medikamente enthalten den Wirkstoff ebenfalls in einer geringeren Dosis. Es gibt auch die Ein-Loch-Technik, bei der man immer nur in ein Nasenloch sprüht, bis die andere Seite sich vollends regeneriert hat. Sobald diese Seite wiederhergestellt ist und auch ohne das Spray funktioniert, kann man das Spray ganz absetzen. Doch alle diese Schritte sollte man immer mit seinem Hausarzt absprechen.

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