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Die Kolumne von Karl Geiger

Neujustierung

  • Karl Geiger
Auffahrt zum Nebelhorn- Luisa setzt sich die Skibrille zurecht, bekommt zum ersten Mal die Skier an die Füße und wird zwischen Franzi und mir leicht hin und her geschoben. Es scheint die Sonne in Oberstdorf, in den Bergen hat es wieder ein wenig Schnee gegeben, nachdem in den Tourneewochen das Tal und auch die umliegenden Berge immer grüner geworden waren. Wir sind mit unserer Tochter unterwegs in der Natur und genießen die Ruhe, die Ruhe nach dieser doch sehr turbulenten Vierschanzentournee.
Die Ereignisse haben sich irgendwie überschlagen und das Team Deutschland förmlich mitgerissen. War der Auftakt in Oberstdorf mit Platz 6 und 4 für Andreas Wellinger und mich noch als eine gute Grundlage für die Gesamttournee zu sehen und hielt sich mein 11. Platz in Garmisch-Partenkirchen noch im Rahmen eines guten Niveaus, kam für mich der schwarze Tag in Innsbruck, der mich nicht in den Wettkampf ließ – in der Qualifikation gescheitert, Bergisel nicht bestiegen, der Abfall in der Gesamtwertung. Danach gerät man etwas aus den Fugen, alle in der Mannschaft hatten Probleme, das Potential abzurufen – einen natürlich ausgenommen. Philipp Raimund hat als junger Springer und Vierschanzentournee -Debütant einen sehr ordentlichen Job gemacht. Davor ziehe ich den Hut.

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Für den Rest der Mannschaft galt und gilt, die „Reset-Taste“ zu drücken, neu aufzubauen. Dies gelingt am besten, wenn man zunächst in die Ruhe geht und Abstand gewinnt von den Dingen, die einen vor Ort aufgerieben haben. Für mich bedeutete dies, Nachhausekommen, Telefon weglegen, sich mit der Familie beschäftigen und meiner kleinen Tochter bei ihren ersten Kurven auf Skiern zuzuschauen. Die Ruhe hat mir gutgetan und vor allem ermöglicht, das hinter einem Liegende abzuhaken und den Blick nach vorne zu richten. Drei Tage habe ich Kraft getankt, um jetzt wieder einen klaren Kompass im Kopf zu haben.

Die Mannschaft wird nun nach Schanzen im Schnee suchen und trainieren. Wir werden uns dem Springen widmen, Stellschrauben ausprobieren, um die Sprungperformance zu verbessern. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass es nur um wenige Optimierungen geht, aber so ist eben Skispringen; Kleinigkeiten können Meter ausmachen. Keiner der Mannschaft steckt hier den Kopf in den Sand, dafür sind wir alle schon mal durch Täler gegangen und wissen auch, wie man aus solchen wieder rauskommt. Skispringen ist Arbeit und der „gute Sprung“ muss sich in jeder Saison wieder neu erarbeitet werden.

Herzliche Grüße
Karl Geiger

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