Salz, Öl und Wasser Privat
Die Kolumne von Eric Frenzel

Salz, Öl und Wasser

  • Eric Frenzel
Durch die Nase tief einatmen, durch den Mund ausatmen und wieder von vorne…
Was sich wie Tiefenentspannung kurz vor dem Sprung von der Schanze anhört, ist kurzfristig mein bestimmendes Tagesprogramm. Auf dem Flug nach Trondheim hat mich ein Infekt erwischt. Als Vorsichtsmaßnahme habe ich in Norwegen dann auf di Wettbewerbe verzichtet und bin schnellstens in den Kreis meiner Familie zurückgekehrt, um mich pflegen zu lassen. Oberstes Gebot ist nun, dem Infekt zielführend zu begegnen und nicht wieder den Körper zu früh mit Training oder Wettkampf zu belasten. Anstelle Schanze und Loipe sind nun Salz, Öl und Wasser angesagt. Und damit ist nun gerade nicht gemeint, dass ich krankheitsbedingt jetzt in der Lage bin, Laura in der Küche zur Hand zu gehen. Im Gegenteil, ich bin umzingelt von familiären, medizinischen Hilfskräften, die sich rührend um mich kümmern.

Wir Sportler müssen ja mit den Medikamentierungen hinsichtlich der Doping- Bestimmungen sehr aufpassen, wobei ich seit jeher auf die alten Hausrezepte vertraue. Meine Tochter Emma ist die Hüterin des Inhaliergeräts, das sie mir alle zwei Stunden bringen darf. So sitze ich mit Blick auf mein Töchterchen, das sich nach dem Bringdienst wieder ihrem Spielzeug zugewandt hat, im Wohnzimmer und inhaliere mit Kochsalz – weil das die Bakterien in der Nase optimal angreift – anstatt in Oberwiesenthal im Heimtraining weitere Kilometer abzuspulen. Zum Salz kommt dann wie angekündigt noch das Öl dazu und das ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Das fällt in den Zuständigkeitsbereich von Sohn Philipp, der mir ebenfalls im Zweistundentakt kalt gepresstes Sonnenblumenöl mit einem großen Esslöffel bringt. Zugegebenermaßen mit wenig Begeisterung nehme ich einen Löffel des Öls und kaue in der Mundhöhle alles gut durch, ohne einen Tropfen zu verschlucken. Das Öl bindet die Bakterien im Halsbereich und die werden mit dem Expektorieren des Öls aus dem Körper gebracht, was das eigene Immunsystem kolossal entlastet. Zwischen den Öl – und Salzsitzungen achtet Leopold darauf, dass ich immer genügend trinke; er ist der Wasserwart im Haus und wacht mit Argusaugen darüber, dass mein Glas immer mit Wasser gefüllt ist.

…und über allem wacht Laura, die mich mit Essen und viel Liebe versorgt.

Ich weiß, dass Geduld sich auszahlt und dass ich mit falschem Ehrgeiz die Weltmeisterschaft riskieren könnte. Nein, der Körper braucht seine Ruhe. Ich sehe es als ein Stück sinnvolle Regeneration an, die wir Spitzensportler sehr oft auch vernachlässigen; insofern ist die häusliche Krankenstation vielleicht auch ein wichtiger Schritt in Richtung Seefeld.

Herzlichst
Eric Frenzel

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