Kurz vor dem Absprung Privat
Kolumne von Laura Frenzel

Kurz vor dem Absprung

  • Laura Frenzel
Der Zug von Seoul fuhr heute morgen schon früher für uns. Vor Aufregung konnte Philipp nicht so gut schlafen, obwohl wir schon früh ins Bett gegangen sind. Eric wird in wenigen Stunden seinen zweiten olympischen Wettkampf haben. Die Trainingstage waren sehr gut. Die Sprünge von der großen Schanze haben sich von Tag zu Tag mehr stabilisiert bis zum Schluss die Weiten dabei waren, die man für den Kampf um die Medaillen benötigt.
Auch hat Eric das gleiche Ritual gewählt, wie beim Wettkampf von der kleinen Schanze. Er hat die Strecke noch einmal per Spaziergang inspiziert und hat die Streckenführung hinsichtlich verschiedener Szenarien durchdacht, hat sich vor allem noch mal die Stelle angeschaut, an der er beim ersten Wettkampf den entscheidenden Angriff setzen konnte. Eric ist nach dem Gewinn der Goldmedaille in guter Verfassung, ist gesund geblieben und wird alles daran setzen, hier in Südkorea seine zweite Medaille zu gewinnen. Man merkte in den letzten zwei Tagen, dass die Wettkampfspannung steigt. Die Telefonate wurden kürzer, über skitechnische Dinge wurde nicht mehr geredet… Alles Zeichen, dass es nun wieder ernst wird.

Ich erwarte einen heißen Tanz mit den Norwegern, die ja im ersten Wettkampf etwas untergegangen waren. Sie werden zurückschlagen und die Rangordnung herstellen wollen, die zuletzt im Weltcup herrschte. Die Norweger sind in einer überragenden Sprungverfassung, gerade auch auf der großen Schanze. Sie haben Springertypen, die schnell und leicht ins Fliegen kommen können.
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Die Nervosität nimmt auch bei mir zu, gestern haben wir uns noch ein wenig mit olympischem Shopping ablenken können. Kleine Artikel, die eine Verbindung zu den Spielen einerseits und zum Land andererseits haben, wandern in den Einkaufskorb. Vor allem die olympischen Maskottchen sind bei Philipp beliebt, der aber auch an seine zuhause gebliebenen Geschwister denkt. Seit heute Morgen um 6.00 Uhr gibt es aber nur noch einen Gedanken, den Gedanken an den bevorstehenden Wettkampf. Wir packen die Sachen nach einem hastigen Frühstück. Uns treibt es raus an die Schanze. Wie sind die Wetterbedingungen vor Ort? Hat es Wind? Wird der Ski in der Loipe gehen? Welche Startnummer wird Eric auf der Schanze haben?

Vor dem Start wird es die obligatorische Nudelsuppe für Philipp und mich geben, innere Erwärmung und Nervennahrung zugleich. Meinem Mann wünsche ich Wind unter die Flügel, der ihn weit trägt. Ist der Sprung solide, wird er auch heute bei der Medaillenvergabe ein Wort mitreden können.

Eure
Laura Frenzel

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