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Kolumne von Martina Ertl-Renz

Goldener Auftakt

  • Marina Ertl-Renz
Es gibt zwei Arten, Olympiasieger zu werden. Die eine ist, als Favorit gehandelt zu werden, sich von nichts beirren zu lassen und sein Ding durchzuziehen. Die andere, einen Überraschungscoup zu landen.
Laura Dahlmeier hat die erste Variante gewählt. Sie hat schlicht alles richtig gemacht. Als sie zu Beginn der Weltcupsaison kränkelte, hat sie den Weltcup vernünftigerweise an die Seite gelegt, um sich auszukurieren. In aller Ruhe hat sie sich jenseits der Wettkämpfe langsam auf das Saisonziel hin aufgebaut. Als sie wieder fit war, gab es im Wettkampf noch kleine Holprigkeiten, aber schon beim Heimweltcup in Ruhpolding hat sie aufblitzen lassen, wozu sie in der Lage ist. Nach dem Antholzer Weltcup hat sie sich nochmal zurückgezogen, um an der olympischen Form zu feilen. Wohlwissend um ihre eigenen Stärken reiste sie nach Südkorea an und als der Wettkampf dann begann, hatte sie ein leichtes Lächeln auf den Lippen.

Die Rahmenbedingungen waren in Anbetracht der starken und wechselnden Winde äußerst schwierig. Das war wohl der Moment, der Laura zuversichtlich ins Rennen gehen ließ. Dahlmeier gilt als sehr gute Schützin, die auch mit derartigen Bedingungen gut zu Recht kommt. Was folgte war fast ein Olympiasieg mit Ansage. Ruhig, konzentriert, kompakt – wie ein Uhrwerk lief sie und brillierte am Schießstand. Wartete routiniert einen Windstoß ab, um dann den Schuss zu setzen. Die Fehlerfreiheit am Schießstand war die Grundlage für die erste Goldmedaille der Deutschen und wird insbesondere für Laura wohl das Sprungbrett für weitere große Taten in Südkorea sein. Ich denke, dass sie diesen Spielen jetzt ihren Stempel aufdrücken kann. Befreit vom Erwartungsdruck kann sie die Wettkämpfe nun locker angehen und sie wird ja noch viele Möglichkeiten haben; zumindest für das Verfolgungsrennen ist sie nun die absolute Topfavoritin. Den deutschen Biathleten wird diese erste Goldmedaille einen Schub geben, da bin ich mir sicher.
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Die absoluten Topfavoriten im Skisprung waren andere. Doch dann kam sein Augenblick. Andreas Wellinger nutzte auch hier schwierige Rahmenbedingungen, um im zweiten Durchgang seinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Die Führenden aus dem ersten Durchgang strauchelten, Wellinger witterte seine Chance und behielt die Nerven. Der Coup war geglückt und Deutschland hatte sein zweites Gold.
Die deutsche Mannschaft hat einen Traumstart hingelegt, der für alle anderen Wettbewerbe Motivation und Ansporn sein sollte. Ich freue mich auf die weiteren Tage in Pyeonchang.

Eure
Martina Ertl-Renz

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