Mit Sport Geschichten erzählen - Interview mit Sönke Wortmann picture-alliance

Mit Sport Geschichten erzählen - Interview mit Sönke Wortmann

  • Derk Hoberg
Sönke Wortmann ist der erfolgreichste Regisseur des deutschen Films. „Der bewegte Mann“, „Das Wunder von Bern“ und „Deutschland - Ein Sommermärchen“ ragen aus zahlreichen preisgekrönten Produktionen heraus. Wir haben mit ihm über seinen neuen Sportfilm „Hangtime – Kein leichtes Spiel“ gesprochen.

Sönke Wortmann reformierte den deutschen Sportfilm. Er schafft es immer wieder, spannende Geschichten in einem sportlichen Umfeld zu erzählen. So geschehen in der Verfilmung des „Wunders von Bern“, der Geschichte der Deutschen Nationalmannschaft 1954, die nach den schweren Kriegsjahren erstmals und völlig überraschend Weltmeister wurde. Hier geht es auch um die schwierige Heimkehr eines deutschen Soldaten aus russischer Kriegsgefangenschaft. Die Spiele der Nationalmannschaft bilden dabei gewissermaßen den Rahmen für die Wiedereingliederung des vom Krieg gezeichneten Soldaten.

Vor der WM 2006 begleitete er die Deutsche Nationalmannschaft über ein Jahr lang mit der Kamera, war in das Team integriert und arbeitete sogar mit dem Trainerteam um Jürgen Klinsmann zusammen. Über 100 Stunden Filmmaterial kamen so zusammen. Daraus entstand der Dokumentarfilm über die WM „ Deutschland – Ein Sommermärchen“. Mehr als 4 Millionen Zuschauer sahen den Film in den Kinos und wollten sich damit die stimmungsvollen Bilder der WM wieder ins Gedächtnis rufen.

Hangtime – Kein leichtes Spiel

Seine neueste Produktion, der Basketballfilm „Hangtime – Kein leichtes Spiel“, startet am 15. Oktober 2009 in den deutschen Kinos. Auch hier gelingt es ihm, in Zusammenarbeit mit Regisseur Wolfgang Groos, eine berührende und temporeiche Geschichte zu erzählen. Für die actionreichen Basketballszenen konnten die Spieler des Bundesligisten Phoenix Hagen gewonnen werden. Wir haben mit Sönke Wortmann über diesen Film und weitere seiner Projekte gesprochen.

Netzathleten: Deine aktuelle Produktion „Hangtime – Kein leichtes Spiel“, läuft am 15. Oktober in den Kinos an. Mittlerweile hast Du eine ganze Reihe von Sport-Filmen gedreht, woher kommt Deine Leidenschaft für dieses Genre?
Sönke Wortmann: Das hat eigentlich zwei Gründe. Erstens war ich früher selbst Sportler, habe in der dritten Liga Fußball gespielt, und da ist es naheliegend, das in meine zweite Karriere einzubinden. Zweitens war ich schon seit jeher ein großer Fan von Sportfilmen, zum Beispiel Basketball-Filme oder auch der Rocky-Reihe. In Deutschland hatte das Genre leider keine Tradition und ich wollte mithelfen, dass sich das ändert.

Netzathleten: Du kickst in der Autorennationalmannschaft im Mittelfeld, welchen Sport übst Du sonst noch aktiv aus?
Sönke Wortmann: Ich spiele ein wenig Tennis, sagen wir mal auf bescheidenem Niveau, aber sehr gerne. Ich jogge auch, das aber eher, weil ich muss. Ich merke, dass es mir gut tut, deshalb zwinge ich mich dazu. Am liebsten aber immer noch Fußball, es muss einfach ein Ball dabei sein.

Netzathleten: In „Hangtime“, geht es um einen jungen Basketballer, der vor verschiedenen Herausforderungen steht. Ihr habt deshalb wieder viel mit Sportlern gedreht, wie verlief die Zusammenarbeit mit den Basketballern?
Sönke Wortmann: Die Zusammenarbeit lief sehr gut. Es gab eigentlich keine großen Unterschiede zu den Fußballern, mit denen ich früher gearbeitet habe. In einem solchen Film ist es immens wichtig, dass man mit Profis dreht, sonst wäre es nicht authentisch und die Zuschauer würden das merken. Deshalb haben wir unseren Hauptdarsteller, Max Kidd, auch sehr lange gesucht. Uns war wichtig, dass er vom Basketball kommt.

 


Netzathleten: Hast Du kreativ mitgewirkt an dem Projekt oder Dich nur auf die Produzentenrolle beschränkt?
Sönke Wortmann: Ich war nur Produzent. Natürlich war ich hin und wieder mal am Set, aber eher nur um Hallo zu sagen. Wenn man sich für einen Regisseur entschieden hat, muss man demjenigen dann auch zu 100 Prozent vertrauen – das verhält sich so wie mit einem Trainer im Sport. Er gibt die Anweisungen. Zudem war unser Regisseur Wolfgang Groos früher selbst Bundesliga-Volleyballer. Der weiß, wie es vor einem entscheidenden Spiel in der Mannschaftskabine aussieht, war also genau der Richtige.

Netzathleten: Warum ist der Sport ein gutes Mittel, um Filmstoffe wie den aktuellen zu transportieren?
Sönke Wortmann: Sport ist eines von vielen Mitteln, um Geschichten zu erzählen. Wie ich finde, ein sehr spannendes. Der Sport liefert immer auch Parallelen zum Leben. Es gibt Hierarchien, Tränen, Freude und Leidenschaft. Und man muss zusammenarbeiten, gerade im Mannschaftssport. Man lernt im Sport also viele soziale Aspekte fürs Leben, deshalb halte ich auch meine Kinder dazu an.

Netzathleten: Wie läuft es eigentlich mit Deinem Projekt „Dein Fußballclub“
Sönke Wortmann: Sehr gut, wir haben mittlerweile gut 10.000 Mitglieder.

Netzathleten: Was hat Dich dazu bewogen, dort die Schirmherrschaft zu übernehmen?
Sönke Wortmann: Ich habe das dort übernommen, weil mir der Fußball sehr am Herzen liegt. Zudem ist solch eine Aktion in Deutschland neu und bisher einmalig. Ich habe mir das vorher gut überlegt und kam zu dem Schluss: Wenn wir den richtigen Verein gewinnen, mache ich mit. Und Fortuna Köln ist der richtige Verein: Ein Traditionsverein, der noch immer die „Ewige Tabelle“ der zweiten Liga anführt. Ein Kultclub, der schon viele Geschichten geschrieben hat, aber auch mit viel Tragik verbunden ist. Da mein Büro auch in Köln ist, stand der Partnerschaft nichts mehr im Wege.

Netzathleten: Und was reizt Dich vorrangig an dem Projekt?
Sönke Wortmann: Es ist ein basisdemokratischer Fußballverein. Die Fans entscheiden nahezu alles selbst. Von den Bierpreisen über die Trikotfarben bis hin zum Trainer. Der steht nach einigen Niederlagen in Folge nun zur Diskussion. Gut möglich, dass unsere Eigentümer, die Fans, demnächst über seine Zukunft abstimmen werden. So transparent ist sonst kein Club. Was mich daran so reizt, ist zu sehen, ob die Masse schlauer ist oder klügere Entscheidungen trifft, als ein mächtiger Vereinspräsident oder ein Aufsichtsratsgremium eines Vereins. Unsere Entwicklung wird es zeigen.

Netzathleten: Zum Abschluss: Auf welche Projekte von Dir dürfen wir uns als nächstes freuen?
Sönke Wortmann: Am 22. Oktober startet der Film „Die Päpstin“ in den Kinos, bei dem ich mal wieder Regie geführt habe. Ansonsten sind wir mitten in der Entwicklungsphase von einigen Projekten, konkret umgesetzt ist dabei derzeit aber noch nichts.

Netzathleten: Sönke, vielen Dank für das nette Gespräch. Wir wünschen Dir mit Deinem neuen Film viel Erfolg und dass er eine lange „Hangtime“ in den Charts haben wird.

Bericht und Interview von Derk Hoberg

Der Trailer zum Film:

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