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Sportverletzung: Die Patellasehne

  • Dr. med. Markus Klingenberg
Egal ob beim Skifahren, beim Fußball, Laufen oder Volleyball; bei fast jeder Sportart wird auch das Knie belastet. Kein Wunder, dass viele Sportler über Schmerzen im Knie klagen. Ein häufiges Problem stellt die Patellasehne dar, die schnell gereizt wird, wenn man nicht aufpasst.

Die Patellasehne, auch Kniescheibensehne genannt, ist medizinisch gesehen eigentlich keine Sehne. Denn Sehnen verbinden Muskeln mit Knochen. Da die Patellasehne aber von der Kniescheibe zum Schienbein verläuft, verbindet sie Knochen mit Knochen und gehört also zu den Bändern. Die Patellasehne liegt direkt unter der Haut, kann somit auch mit der bloßen Hand ertastet werden.

Die Patellasehne ist die größte Sehne im Kniebereich. Ihre Hauptaufgabe liegt in der Kraftübertragung vom Ober- auf den Unterschenkel. Gerade beim Sport ist sie daher einer permanenten Belastung ausgesetzt. Egal ob abrupte Stopp & Go-Bewegungen beim Tennis, Squash oder Badminton, schnelle Richtungswechsel beim Fuß- und Handball oder Sprünge und harte Landungen beim Volleyball oder Turnen, das Knie und somit die Patellasehne muss sämtliche Belastungen mit abfangen.

Bei der häufigen Belastung kann es vorkommen, dass die Sehne gereizt wird oder sich entzündet. Das ist für die Betroffenen eine sehr schmerzhafte und vor allem langwierige Geschichte. Häufig liegt eine Reizung der Sehne am Kniescheibenansatz vor, die auch als Patellaspitzensyndrom oder als „Springerknie“ bezeichnet wird.

Neben den äußeren Einflüssen durch Belastungen, die die Patellasehne stark beanspruchen, gibt es auch innere Faktoren, die eine Reizung oder Entzündung verursachen können. Dazu gehören das Alter, Kniescheibenhochstand, eine generelle Bandschwäche oder diverse Vorerkrankungen am Knie, wie beispielsweise Morbus Schlatter.

Patellaspitzensyndrom: Symptome


Aber welche Ursachen das Patellaspitzensyndrom auch hat, es bleibt eine schmerzhafte Angelegenheit. Meist treten die Beschwerden bei einer Belastung in der Kniescheibenspitze auf. In rund 20-30 Prozent der Fälle in beiden Knien gleichzeitig. Je nachdem, wie sehr die Sehne bereits entzündet ist, können die Schmerzen nach Belastungsbeginn wieder verschwinden. Dafür kommen sie dann nach dem Sport wieder umso schlimmer zurück. Ist die Entzündung weit fortgeschritten, verschwinden die Beschwerden auch nach der Aufwärmphase nicht, sondern bleiben bestehen. Im Extremfall verschwinden die Knieschmerzen gar nicht mehr und treten auch bei alltäglichen Belastungen wie beispielsweise beim Treppensteigen auf.

Roels et al. haben 1978 folgende Unterteilung des Patellaspitzensyndrom vorgenommen:

Grad I: Schmerz nach Beendigung der Belastung
Grad II: Schmerz bei Beginn der Belastung ,der nach der Aufwärmzeit wieder verschwindet und nach Belastungsende wieder auftritt.
Grad III: Permanenter Schmerz
Grad IV: Patellasehnenruptur (Riss der Sehne)

Das Problem beim Patellaspitzensyndrom ist die Langwierigkeit der Beschwerden. Sofern man dem Knie keine Pause gönnt, können die Schmerzen auch chronisch werden oder zumindest mehrere Monate lang anhalten, wobei es durchaus schmerzfreie Phasen geben kann.

Patellaspitzensyndrom: Diagnose


Die besten Hinweise auf das Syndrom geben die Belastungen, die ein Patient seinem Knie aufbürdet. Treibt man sehr viele das Knie belastende Sportarten, ist die Wahrscheinlichkeit einer Reizung hoch. Auch Joggen auf hartem Untergrund kann Ursache für das Patellaspitzensyndrom sein. Gemeinsam ist vielen Patienten ist ein Mißverhältniss zwischen Belastung und Regeneration. Je besser das Knie muskulär stabilisiert ist und je besser die Beinmuskulatur ausgebildet ist, desto unwahrscheinlicher ist das Auftreten eines Patellaspitzensyndroms.

Typisch für das Patellaspitzensyndrom ist ein Druckschmerz unterhalb der Kniescheibenspitze. Auch ein Schmerz, der beim Knie-Strecken unter Belastung auftritt, ist ein deutliches Zeichen. Seltener sind Schwellungen. Um auf Nummer sicher zu gehen, empfiehlt sich eine Bildgebung durch Röntgen, Ultraschall und MRT, um andere Erkrankungen auszuschließen. Im Ultraschall zeigt sich bisweilen eine vermehrte Flüssigkeitsansammlung im Bereich der Patellaspitze als Hinweis auf eine Reizung und einen gestörten Stoffwechsel in diesem Bereich.

Patellaspitzensyndrom: Therapie


Da das Knie permanent mehr oder weniger stark belastet wird, ist eine Therapie schwierig. Überwiegend wird konservativ behandelt. Zu den Therapiemöglichkeiten gehört zunächst eine Sportpause hinsichtlich der vermutlich auslösenden Sportart. Diese kann je nach Ausprägung der Beschwerden einige Wochen oder Monate dauern. In dieser Zeit sollte man das Knie möglichst angepaßt belasten. Das bedeutet zum Beispiel Rad fahren mit hoher Trittfrequenz und geringem Widerstand und anschließend umfangreicher Dehnung der Quadrizepsmuskulatur. Wärme und Kälte Behandlungen, Elektrotherapie, Ultraschall, Massage, Krankengymnastik oder Stoßwellentherapie können die Heilung unterstützen. Auch entzündungshemmende Medikamente und planzliche Injektionen wie Traumeelspritzen können die Heilung beschleunigen stärken. Die beiden wichtigsten Maßnahmen um den Stoffwechsel der Sehne anzuregen sind die regelmäßige Dehnung (mindstens 30 Sekunden) und eine Kälte-/Wärmebehandlung.

Wichtig ist zudem, dass man sich nach der Therapie langsam wieder an die Belastung gewöhnt und nicht schon im ersten Training wieder Vollgas gibt. Da die Beschwerden häufig durch eine Überlastung entstehen, sollte man darauf achten, dass das Knie nicht wieder zu stark beansprucht wird. Verschwinden die Beschwerden nach sechs Monaten konservativer Therapie nicht, kann in seltenen Fällen auch operiert werden. Doch das sollte wirklich nur der letzte Ausweg bleiben.

Patellaspitzensyndrom: Vorbeugung


Da der Heilungsverlauf sehr langwierig sein kann, ist es besser, das Patellaspitzensyndrom erst gar nicht zu bekommen. Gerade bei Knie-intensiven Sportarten ist das leichter gesagt als getan. Dennoch kann man eine Überlastung und eine damit verbundene Reizung bzw. Entzündung der Patellasehne weitgehend vermeiden, wenn man sich vor dem Sport gut aufwärmt, die Belastung nur langsam steigert und vor allem den natürlichen Stützapparat des Knies nämlich die Muskulatur kräftigt und dehnt.

Christian Riedel

Details

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  • Star Vita: Dr. med. Markus Klingenberg arbeitet und als Arzt mit den Schwerpunkten Sport- und Ernährungsmedizin und Personal Trainer in Bonn und in der Sportorthopädie der Klinik-am-Ring in Köln. Mehrmals pro Jahr arbeitet er zudem als Tauchmediziner im indischen Ozean. Seine Schwerpunkte umfassen ein Personal Training, Ernährungs-Coaching, und die Leistungsdiagnostik. Als ehemaliger Leistungssportler kombiniert Dr. med. Markus Klingenberg sein Wissen als Sportmediziner und Personal Trainer, um für seine Kunden nachhaltig erfolgreiche individuelle Konzepte zu entwickeln und umzusetzen.
  • Star Erfolge: Arzt, Sportmediziner, Notarzt

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