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Psychologie: Die Angst des Schützen beim Elfmeter

Der Elfmeter ist die wohl größte Drucksituation im Fußball – zumindest für den Schützen. Dabei sollte man meinen, dass es eigentlich ganz einfach ist, einen Elfer zu verwandeln. Sportpsychologe Jens Heuer gibt Schützen mit zitternden Knien Tipps, wie man vor dem Strafstoß die Knie beruhigen kann.

„Da kam dann das Elfmeterschießen. Wir hatten alle die Hosen voll, aber bei mir lief’s ganz flüssig.“ (Paul Breiter)

Gehen wir die Sache mal nüchtern an: Ein Fußballtor misst 7,32m x 2,44m, das entspricht etwa 18 Quadratmetern. Ein Torwart kann mit seinem Körper maximal ein Drittel dieser Fläche abdecken. Ein beispielsweise mit 70 km/h getretener Elfmeter bräuchte etwa 0,5 Sekunden, um die Strecke zum Tor zurückzulegen. Die menschliche Reaktionszeit beträgt aber allein schon rund 0,2 Sekunden. Würde ein Torwart also warten, bis er sieht wohin der Ball fliegt, wäre dieser in den meisten Fällen nicht mehr zu erreichen. Im Grunde hat der Schütze also alle Trümpfe in der Hand. Und doch drücken sich viele Spieler gern davor, Elfmeter zu schießen. Das muss einen Grund haben.

Psychologischer Vorteil beim Torhüter

Bei einer Elfmetersituation ist der Torwart von Haus aus zwar prinzipiell im Nachteil. Das zeigt auch die Historie. In der Geschichte von Fußball-Welt- und Europameisterschaften wurden knapp 90 Prozent aller Elfmeter verwandelt. Doch genau aus diesem Grund hat der Keeper einen riesigen psychologischen Vorteil: Elfmeter sind Einmaligkeitssituationen, eine nicht wiederholbare Situation entscheidet also möglicherweise über Sieg oder Niederlage. Die meisten Menschen erinnern sich im Nachhinein eher an einen „Versager“ vom Punkt als an einen Keeper, der keinen Ball gehalten hat. Dem geneigten Fußballfan reichen Schlagwörter wie „Belgrad ‘76“ oder „Los Angeles ‘94“, um sich an die Namen der Spieler zu erinnern, die im entscheidenden Moment gepatzt haben (Uli Hoeneß bzw. Roberto Baggio). Aus diesem Grund treten viele Spieler ungern an den ominösen Punkt.

 

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