Mit speziellen Pillen sollen die Knorpel in den Gelenken gestärkt werden. Aber bringen diese frei erhältlichen Medikamente etwas oder ist es nur Geldmacherei? Dr. Sport gibt die Antwort auf die Frage von netzathlet Michael, der sich seit Jahren mit Knieproblemen herumplagt.
Sehr geehrter Dr. Sport,
Neun Marathons in fünf Jahren waren wohl ein bisschen viel. Das Training zu meinem zehnten Marathon musste ich 2004 abbrechen, weil ich einen dumpfen Druck im Knie hatte. Seit sieben Jahren laufe ich jetzt nur noch kürzere Strecken bis 10km. Trotzdem verstärkt sich das Symptom in letzter Zeit wieder. Helfen da diese so genannten „Gelenk-Komplexe“, die man in Drogerien und Apotheken kaufen kann? Oder ist das nur Beutelschneiderei ohne jede therapeutische Wirkung?
Mit freundlichen Grüßen
Michael
Hallo Michael,
danke für Deine Frage. Vor der Therapie steht ja optimalerweise die Diagnose. Ein oraler „Gelenkkomplex“ bei Kniegelenksbeschwerden setzt den Nachweis eines entsprechenden „Gelenkverschleiß“ – also einer Knorpelschädigung – voraus. Ein konventionelles Röntgenbild im Stand liefert dazu eine erst Einschätzung, genauer sind die Informationen mit einem MRT. Bestätigt sich eine Chondromalazie (Knorpelverschleiß), so kann eine orale Therapie über mehrere Monate oder eine Injektionsserie (Hyaluronsäure) bestehend aus meist 3-5 Spritzen direkt in das betroffene Knie eine Linderung verschaffen.
Der Nachteil der frei verkäuflichen Nahrungsergänzung in diesem Bereich liegt in der zu geringen Dosierung der relevanten Inhaltsstoffe. Zu nennen sind da vor allem Glucosamine und Chondroitin bei der oralen Therapie. Nachweislich erfolgreich sind tägliche Dosierungen mit 1.500mg Glucosamin Sulfat und 1.200 mg Chondroitin Sulfat über mehrere Monate. Diese Dosierungen sind in Deutschland allerdings meist rezeptpflichtig und damit nicht mehr frei verkäuflich. Ergänzt werden kann diese Therapie weiterhin durch Omega-3-Fettsäuren und Komplexen aus Vitaminen und Antioxidantien. Sinnvoll ist somit eine gezielte Verschreibung eines erfahrenen Orthopäden oder Ernährungsmediziners.
Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Beste Grüße und gute Besserung!
Dr. med Markus Klingenberg
Sportmediziner