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Orlando Magic – 20 Jahre Magie (2)

Die Orlando Magic sind seit ihrer Gründung eine der beliebtesten Franchises der NBA. In der abgelaufenen Saison 2008/09 feierten die Magischen ihr 20-jähriges Bestehen. Ein Grund genauer auf die Entwicklung der Franchise zu blicken. Im zweiten Teil wird auf die (erfolglose) Zeit nach Shaq bis hin zur erneuten Final-Teilnahme in diesem Jahr zurückgeblickt.

Der Abschied vom Erfolg

Mit dem Ausscheiden der Orlando Magic gegen die Chicago Bulls in den Conference Finals 1996 endet auch die kurze, aber erfolgreiche Shaq-Ära in Orlando. Der Center sieht in Los Angeles für sich die besseren Vermarktungschancen und lehnt ein besser dotiertes Angebot der Magic ab.

Anfernee Hardaway erfährt von dem Wechsel Shaqs erst während der Olympischen Spiele in Atlanta von einem Journalisten. Ohne O’Neal, an seiner Stelle wird Rony Seikaly verpflichtet, starten die Magic getreu dem Motto: „Jetzt erst recht!“ Doch es läuft nicht. Anfernee Hardaway kann die Nachfolge Shaqs als Alphatier nicht annehmen und zettelt nach einer Pleitenserie eine Spielerrevolte gegen Erfolgs-Coach Brian Hill an. Dieser wird entlassen, mit Nachfolger Richie Adubato gewinnen die Magic immerhin noch 21 ihrer restlichen 33 Partien und beenden die reguläre Spielzeit mit 45 Siegen. Doch ausgerechnet gegen den Nachbarn aus Miami setzt es in den Playoffs eine knappe 2-3-Niederlage. Die Magic sind nur noch ein gewöhnliches Team und stehen kurz davor, auseinander zu fallen. Bevor es jedoch dazu kommt, werden die Legenden Chuck Daly als Head Coach und Julius Erving als General Manager verpflichtet.

Die Vorfreude der bekannten Namen wird jedoch jäh von Verletzungen getrübt. Anfernee Hardaway läuft wegen einer Verletzung in der Saison 1997/98 nur in 19 Partien auf, nur Charles „Bo“ Outlaw macht alle 82 Partien mit. Die Playoffs werden trotz einer ausgeglichenen Bilanz knapp verpasst. Einen Hoffnungsschimmer gibt es für das Team ein Jahr später. Während des Lockouts, bei dem die Head Coaches keinen Kontakt zu den Spielern haben dürfen, organisiert ein wieder genesener Anfernee Hardaway während der Streikzeit mehrere Trainingseinheiten und scheint endlich in die Rolle als Anführer schlüpfen zu können. Mit einem gesunden Hardaway, sowie den Rookies Matt Harpring und Michael Doleac, und alten Magic-Hasen wie Nick Anderson und Horace Grant gewinnen sie in der Lockout-Saison 33 von 50 Spielen. Neben Hardaway erlebt vor allem Darrell Armstrong einen Leistungssprung. Der Guard, seit 1995 weitestgehend in Orlando missachtet, gewinnt sowohl den Titel des besten Bankspielers, als auch den des am meistverbesserten Akteurs. Erneut stehen die Vorzeichen vor den Playoffs gut, doch wieder können die Magic nicht an die Form der regulären Saison anknüpfen. Gegen die Philadelphia 76ers und einem heldenhaften Auftritt von Allen Iverson setzt es ein 1-3 in der ersten Runde.

Neu-General Manager John Gabriel erkennt die Zeichen der Zeit und ordnet einen kompletten Neuaufbau an. Chuck Daly geht endgültig in Rente, Anfernee Hardaway wird für Danny Manning, Pat Garrity und zwei Erstrunden-Picks nach Phoenix getradet, Nick Anderson spielt sodann in Sacramento und auch Horace Grant wird verabschiedet. Vor Saisonbeginn 1999 stehen mit Armstrong, Michael Doleac, Matt Harpring, Bo Outlaw und Derek Strong nur vier Spieler wieder im Magic-Kader, der Rest besteht aus billigen, namenslosen NBA-Wandervögel. Das Ziel ist einfach: Die Saison abschenken und Gehälter sparen, um in der anstehenden Offseason für Free Agents interessant zu werden. Mit Doc Rivers als Head Coach und Darrell Armstrong als Starter überraschen die Magic allerdings. Ein Team voller „No-Names“ symbolisiert den klassischen Teamcharakter. Jeder kämpft für den anderen, mangelndes Talent wird durch harten Einsatz wettgemacht. Am Ende weisen die Magic eine ausgeglichene Bilanz auf und verpassen nur knapp die Playoffs. Trotzdem wird Rivers zum Head Coach des Jahres und John Gabriel zum besten Executive der Saison gewählt. Spieler wie Ben Wallace, Chucky Atkins, John Amaechi oder Monty Williams machen sich durch ihren selbstlosen Spielstil einen Namen.


Mit dem klein gehaltenen Salary Cap gehen die Magic im Jahr 2000 auf Spielerjagd. Orlando kann dank des niedrigen Caps zwei Spieler seiner Wahl verpflichten. Objekt Nummer eins ist Tim Duncan von den San Antonio Spurs. Dieser ist nicht abgeneigt, in Orlando zu spielen und ist auch schon auf dem Weg Richtung Florida, ehe ihn Center-Kollege David Robinson von einem Verbleib in Texas überreden kann. Bei Wunschspieler Nummer zwei, Grant Hill, haben die Magic mehr Glück, zumindest was dessen Verpflichtung angeht. In den letzten Playoffs hat sich Hill am Knöchel verletzt, trotzdem ist seine Unterschrift GM Gabriel 93 Millionen Dollar wert. Unterstützt wird Hill vom aufstrebenden Tracy McGrady, der für die gleiche Summe aus Toronto kommt. Hill, McGrady und Rookie Mike Miller sollen den Erfolg einstiger Tage zurückbringen.

Die Weichen sind gestellt für eine erfolgreiche Zukunft, doch schnell wird aus den Erwartungen Tristesse, vor allem aufgrund des nicht heilen wollenden Sprunggelenks von Hill. Dieser absolviert als Topverdiener der Magic in der Saison 2000/01 nur vier Partien. Die Franchise liegt nun auf den Schultern des damals 21-jährigen McGrady. Dieser explodiert förmlich, wird zum All-Star Game eingeladen, gewinnt die Auszeichnung des meistverbesserten Akteurs und findet sich am Ende der Saison im All-NBA Second Team wieder. Seine Statistiken sind, besonders für McGradys Alter, beeindruckend: 26,8 Punkte, 7,5 Rebounds, 4,6 Assists, 1,5 Steals, 1,5 Blocks pro Partie. Die Magic scheinen ihr unumstrittenes Alphatier endlich gefunden zu haben. Es ist die beeindruckendste Stat-Line eines Magic-Spielers seit dem Abgang von Shaquille O’Neal. An McGradys Seite wird sein bester Freund Mike Miller zum Rookie des Jahres gekürt, in den Playoffs setzt es dagegen gegen die Milwaukee Bucks (1-3) erneut ein Erstrunden-Aus.

Ein Jahr später hoffen die Fans auf einen fitten Grant Hill, der McGrady und Miller unterstützt, doch wieder ist Hills Sprunggelenk eng mit dem Erfolg der Magic verbunden. Hill steht in nur 14 Partien auf dem Feld, ehe er sich erneut operieren lassen muss. McGrady, mittlerweile einer der besten Scorer der Liga, muss erneut das Team alleine tragen. Wieder wird er zum All-Star Game eingeladen, sogar ein Platz im All-NBA Fist Team ist ihm sicher. Nicht einmal die Rückkehr von Horace Grant oder die Verpflichtung von Alt-Center Patrick Ewing kann jedoch den Erfolg zurückbringen. Orlando ist im Mittelmaß gefangen und scheitert erneut in der ersten Playoff-Runde aus. Zu gut um, schlecht zu sein; zu schlecht, um gut sein.

In der Spielzeit 2002/03 ändert sich nichts an der Entwicklung der Magic. Grant Hill schafft immerhin 29 Partien, doch Orlando dümpelt weiterhin im Mittelmaß. Vor allem das Loch unter dem Korb ist GM John Gabriel ein Dorn im Auge. Kurzerhand tradet er Mike Miller für Drew Gooden und Gordan Giricek nach Memphis. Zunächst scheint Goodens Verpflichtung der richtige Schritt zu sein. An seiner Seite wird McGrady mit 32,1 Punkten pro Spiel Topscorer der Liga, Gooden legt als Magic durchschnittlich 13,6 Punkte und 8,4 Rebounds auf, doch erneut scheitert die Franchise in der ersten Playoff-Runde. Gegen die Detroit Pistons sehen die Magic schon wie der sichere Sieger aus und führen mit 3-1. McGrady spricht schon von einem „guten Gefühl, erstmals in der zweiten Runde zu sein“, doch Detroit schlägt zurück und gewinnt drei Spiele in Folge. Zum dritten Mal hintereinander scheitert Orlando in der ersten Playoff-Runde. Für McGrady ist dies der Anfang vom Ende.

Ausgerechnet zum 15-jährigen Franchise-Jubiläum erleben die Magic ihre schlimmste Zeit. Nach einem Start von zehn Niederlagen aus den ersten elf Begegnungen wird Head Coach Doc Rivers gefeuert, Orlando verliert 19 Spiele in Folge und John Gabriel muss seinen Posten als General Manager für den unerfahrenen John Weisbrod aufgeben. Mit einer Bilanz von 21 Siegen bei 61 Niederlagen muss sich Tracy McGrady aus Orlando verabschieden. Weisbrod macht sich in seiner ersten Offseason nämlich gleich daran, den kompletten Umbruch vorzunehmen. Er hält am Interims-Coach Johnny Davis fest und trennt sich von Tracy McGrady. Eine nachvollziehbare Entscheidung, wirkt der Superstar zwar frustriert, aber auch gelangweilt von der Entwicklung „seiner“ Franchise. Sein Abgang wird aber durch böse Worte von Weisbrod begleitet: „McGrady ist weich und hat nicht alles für die Franchise unternommen.“ Wenig später gibt McGrady zu, die Saison 2003/04 frühzeitig aufgegeben zu haben, jedoch wollte er Orlando nie verlassen. Für McGrady (und Tyronn Lue, Reece Gaines, Juwan Howard) wechseln aus Houston Steve Francis, Cuttino Mobley und Kelvin Cato nach Florida. Dazu wird Drew Gooden für Tony Battie abgegeben und Hedo Turkoglu verpflichtet. Mit dem ersten Draft-Pick holen sich die Magic Dwight Howard. Durch einen Trade mit den Denver Nuggets können die Magic im Draft zudem den an Position 20 gezogenen Jameer Nelson verpflichten.


Orlando ist komplett neu aufgestellt und kann sogar mit Grant Hill rechnen. Der Start in die Spielzeit 2004/05 ist trotz der vielen Wechsel erfolgreich, zu Beginn gewinnen die Magic rund zwei Drittel ihrer Spiele. Dann jedoch zerstört Weisbrod mit dem Trade von Cuttino Mobley für Doug Christie nicht nur seinen Starting-Backcourt, sondern damit auch die Beziehung zu Mobleys besten Freund Steve Francis. Passend dazu absolviert Christie als Magic nur 21 Partien, ehe ihn eine Verletzung für den Rest der Saison zurückwirft. Ohne fähigen Shooting Guard und mit einer unnötigen Unruhe wird zunächst Head Coach Johnny Davis nach 63 Spielen (31 Siege) entlassen. Unter Interims-Coach Chris Jent gewinnen die Magic gerade einmal fünf der letzten 18 Partien und verpassen die Endrunde. Eine vielversprechende Saison geht abrupt zu Ende. Lichtblicke setzen nur Grant Hill (67 Spiele, 19,7 PpG) und Dwight Howard (12,0 PpG, 10,0 RpG), der in allen 82 Saisonspielen startet. Aufgrund der schlechten Bilanz und dem mangelnden Fingerspitzengefühl tritt John Weisbrod im Mai 2005 von seinem Amt zurück. Als neuer Head Coach wird mit Brian Hill ein alter Bekannter zurückgeholt.

Die Verpflichtung Hills ergibt Sinn, denn unter ihm haben die Magic die erfolgreichste Zeit ihrer Geschichte erlebt. Hauptaugenmerk damals: Shaquille O’Neal. In Dwight Howard hat Orlando einen ähnlich physischen Center. Vergleiche mit Howards Vorgänger werden immer offensichtlicher. Doch noch ist Howard nicht so weit, in die großen Fußstapfen des Shaqsters zu treten. Zwar ist der Kader mit Spielern wie Francis, Turkoglu, Jameer Nelson, DeShawn Stevenson und Kelvin Cato solide besetzt, doch die richtige Abstimmung will sich nicht so recht einstellen. Erneut machen auch Verletzungen die Runde. Leidtragender Nummer eins ist wieder einmal Grant Hill, der in der Saison 2005/06 nur in 21 Begegnungen eingesetzt werden kann. Mit Jameer Nelson fällt zusätzlich ein weiterer Starter längerfristig aus (20 Spiele Pause), sodass sich die Magic wieder zum Handeln gezwungen sehen. Bankspieler Kelvin Cato wird für Carlos Arroyo und Darko Milicic nach Detroit getradet. Wenig später ist dann auch das Ende für den Exzentriker Steve Francis besiegelt. Er geht für Anfernee Hardaway zu den New York Knicks. Hardaway, der 1996 für den Rauswurf von Brian Hill verantwortlich gewesen ist, wird jedoch nur drei Tage später wieder entlassen. Nach den Trades läuft es dann plötzlich. Die Mannschaft ist intakt und gewinnt acht wichtige Spiele in Folge. Die Playoffs kommen wieder ein Reichweite, vor allem auf Grund Dwight Howards Leistung. Die neue Rollenverteilung ist jetzt klar und eindeutig. Howard ist das Zentralgestirn.

Dank seiner Präsenz in der Zone können Turkoglu, Nelson oder Pat Garrity von außen einnetzen. Dazu gibt es mit Battie, Keyon Dooling und Milicic solide Verteidiger, sodass die Magic dem Gegner nur eine Feldquote von 45 Prozent gewähren. Noch mehr Beachtung findet allerdings die Entwicklung von Dwight Howard. Spiele wie die Partie gegen die Philadelphia 76ers, als ihm 28 Punkte und 26 Rebounds gelingen, sind keine Seltenheit mehr. Trotz des guten Endspurts reicht es jedoch erneut nicht für die Playoffs. Wieder einmal müssen die Magic frühzeitig in den Urlaub.

Und, als ob man die Uhr danach stellen könnte, erleben die Magic im darauffolgenden Jahr einen ähnliches Auf und Ab. Die damalige Bilanz von 13 Siegen aus 17 Spielen wird erneut jäh von Verletzungen überschattet. Schlüsselspieler wie Tony Battie, Keyon Dooling oder Grant Hill (mal wieder) fallen aus, sodass die Hauptlast auf den breiten Schultern des 21-jährigen Dwight Howards liegt. Der Center enttäuscht nicht, im Gegenteil: Zum ersten Mal in seiner Karriere wird er für das All-Star Game nominiert und etabliert sich im Konzert der Großen. Teamerfolg stellt sich bei den Magic jedoch nicht ein. Nach dem erfolgreichen Start findet sich das Team schnell wieder im Mittelmaß wieder, allerdings reicht es, um erstmals seit 2003 wieder die Playoffs zu erreichen. Als Achtplatzierter hat man aber gegen die Detroit Pistons keine Chance und scheidet so mit 0-4 aus.


Erneut endete eine Saison voller Erwartungen frühzeitig. Obwohl das Team immer mehr auf Dwight Howard ausgerichtet ist, springt in der bisherigen Zeit mit dem Center nur eine Playoff-Teilnahme heraus. Die Magic aber wollen mehr. Also entlassen sie Brian Hill und verpflichten Billy Donovan von der Florida Universität. Mit 27,5 Millionen Dollar für fünf Jahre zeigen die Verantwortlichen, wie groß ihr Vertrauen in Donovan ist, doch es kommt ganz anders: Der Head Coach, der die Florida Gators zu zwei Meistertiteln in Folge führt, bekommt kalte Füße und tritt seinen Posten nicht an. Nur zwei Tage nach Vertragsunterzeichnung kehrt er zur Universität zurück und hinterlässt eine hoffnungsvolle Franchise, die auf einmal ohne Head Coach da steht. Warum Donovan einen Rückzieher macht, ist bis heute unklar. Die Magic entlassen ihn aus seinem Vertrag und holen sich mit Stan Van Gundy einen bekannten Head Coach, der sich allerdings beim Nachbarn aus Miami einen Namen gemacht hatte. Van Gundy entwickelt sich jedoch schnell als Glücksgriff.

Unter seiner Führung vollbringt Dwight Howard in der Saison 2007/08 einen weiteren Leistungssprung, zudem werden ihm immer weitere namhafte Rollenspieler an seine Seite gestellt: So kann mit Rashard Lewis ein zweiter All-Star ins Team geholt werden. Seinerzeit wird der Sign-and-Trade-Deal über 118 Millionen Dollar stark kritisiert, allerdings erweist sich Lewis als optimale zweite Scoring-Option hinter Howard. Sind die Magic ein Jahr zuvor bereits ein starkes Defensiv- (das sechseffiziente der Liga), allerdings ein schwaches Angriffs-Team gewesen, erleben sie unter Van Gundy mit durchschnittlich 104,5 erzielten Zählern einen regelrechten Quantensprung. Wie schon so oft in den Jahren zuvor erwischen die Magic wieder einen hervorragenden Start. Das Team findet während eines China-Trips in der Offseason zueinander und beeindruckt die Liga zu Saisonstart mit 16 Siegen aus den ersten 20 Spielen. Doch wie so oft kann die Franchise ihren Aufwärtstrend nicht längerfristig bestätigen, weist aber immerhin zum All-Star-Wochenende eine ordentliche Bilanz auf. An jenem Wochenende zieht der allseits beliebte Dwight Howard in den Basketball-Olymp ein. Nicht nur, dass er zum Starting Center der Eastern Conference gewählt wird, er gewinnt auch den Slam-Dunk-Wettbewerb, indem er ihn zu einer Howard-Show umwandelt. Sein Superman-Auftritt wird den NBA-Fans noch Jahre hinweg in Erinnerung bleiben.

Mit diesem Highlight-Erlebnis kehren die Magic zurück in die Erfolgsspur und gewinnen im März nicht nur zehn Spiele in Folge, sondern holen sich mit einem beeindruckenden Sieg bei den Utah Jazz (129:87) den Titel der Southeast Division. Mit der besten Bilanz seit 1996 starten sie in die Playoffs, wo die Magic auch erstmals seit zwölf Jahren die erste Runde überstehen. Nach einem 4-1 gegen die Toronto Raptors geht es im Conference-Halbfinale wieder gegen die Detroit Pistons. Zwar zeigen sich die Magic erholt von dem letztjährigen Sweep, doch realistische Chancen auf das Weiterkommen haben sie gegen die erfahrenen Pistons nicht. Überschattet wird die Serie von einer Fehlentscheidung seitens der Schiedsrichter: Im zweiten Spiel trifft Piston Chauncey Billups gegen Ende des dritten Viertels einen Dreier, jedoch hätte der Wurf nicht zählen dürfen, denn die Uhr war bei 4,8 Sekunden stehen geblieben. Die Schiedsrichter entscheiden jedoch auf einen gültigen Angriff, während die NBA am nächsten Tag den Spielzug als fehlerhaft bewertet. Die drei Punkte hätten also nicht zählen dürfen und wer weiß, wie die Serie sonst ausgegangen wäre. So gewinnen die Magic nur ein Spiel, während die NBA ab der darauffolgenden Saison den Videobeweis bei strittigen Szenen einführe – wahrlich ein schwacher Trost für die Franchise aus Florida.


Doch die Magic bleiben sich erstmals seit langem treu. Mit den Neuzugängen Mickael Pietrus, Anthony Johnson und Rookie Courtney Lee wird das Team nur punktuell verändert. Zu sehr vertraut das Management seinem Kader und der Erfolg gibt ihnen Recht. Die Magic spielen die zweiteffektivste Verteidigung der Liga, treffen ihre Drei-Punkte-Würfe (23 Dreier im Spiel gegen die Sacramento Kings am 13. Januar 2009, was einen NBA-Rekord bedeutet) und haben mit dem stetig verbessernden Dwight Howard nicht nur einen der sympathischsten Spieler, sondern auch einen der besten Big Men der Liga in ihren Reihen.

Im November verlieren sie nur zwei Partien, im Dezember und im Januar stellen die Magic eine Serie von jeweils sieben Siegen auf. Zur Saisonhalbzeit liegt die Franchise aus Florida mit 33 Siegen bei nur acht Niederlagen sogar an der Tabellenspitze der gesamten Liga. Für das All-Star-Spiel werden sogar drei Magic-Akteure nominiert. So viele waren es nicht einmal in der Final-Saison 1995. Orlando erlebt einen neuen Höhepunkt, seit 1995 sind sie noch nie so nahe an einem Titel. Dann kommt der 2. Februar 2009 und mit ihm das Ende aller Championship-Träume.
Gegen die Dallas Mavericks verletzt sich Point Guard Jameer Nelson so schwer an der Schulter, dass er operiert werden und bis Saisonende aussetzen muss. Ausgerechnet Nelson, der bis dato maßgeblichen Anteil am exzellenten Tabellenstand hat. Ohne ihn rutscht Orlando auf den dritten Rang der Eastern Conference ab. Selbst mit dem neu verpflichteten Ersatzmann Rafer Alston kehrt Orlando nicht in die Erfolgsspur zurück. In den Playoffs jedoch wird die Magie neu entfacht.
Pünktlich zum 20-jährigen Jubiläum nämlich kehrt die Franchise zur ganz großen NBA-Bühne zurück. Nach einer Zitter-Serie gegen die Underdogs der Philadelphia 76ers (4-2), kommt es im Conference-Halbfinale zum Duell gegen die Boston Celtics. Mit 4-3 und dank der Verletzungen von Kevin Garnett und Leon Powe erreichen die Magic das Conference-Finale. Gegen den Ost-Favoriten Cleveland benötigen sie dann wiederum nur sechs Spiele, um die Serie für sich zu entscheiden, sodass 14 Jahre nach dem Finals-Auftritt erneut die Farben weiß-blau in der Endrunde vertreten sind. Gegen die Los Angeles Lakers hat Orlando aber – wie schon damals gegen die Houston Rockets – kaum ein Wort mitzureden und muss auf heimischen Parkett den Gegner jubeln sehen.
Am Ende bleibt also weiterhin der Traum von der ersten Meisterschaft. Die Weichen für die kommende Saison sind schon jetzt gestellt. Mit Vince Carter kommt zwar ein legitimer Star nach Florida, mit Hedo Turkoglu, Courtney Lee und Rafer Alston verlassen allerdings auch wichtige Akteure das Team. Egal wie es weitergeht, eins ist jedoch sicher: Orlando hat in den bisherigen 20 Jahren mehr erreicht, als viele andere Franchises. Mit Geduld und dem nötigen Glück, sowie durch geschickte Management-Entscheidungen haben sich die Orlando Magic nach einer Achterbahnfahrt schnell wieder zu einer attraktiven NBA-Adresse gemausert. Das wird auch die nächsten 20 Jahre (und noch länger) so bleiben.