Mädelsnachmittag in Östersund Janina Hettich
Die Biathlon-Kolumne von Janina Hettich

Mädelsnachmittag in Östersund

  • Janina Hettich
„Her mit den Spitzbuden!“, „Für mich bitte Vanille-Kipferl!“, „Lasst noch etwas von den Ingwerkeksen übrig!“ – meine Mannschaftskameradinnen überschlagen sich mit Ansagen und Zwischenrufen, während ich den Kaffeetisch decke. Der Umstand, dass wir die ersten beiden Weltcupwochenenden im schwedischen Östersund absolvieren, hat uns Reisestress genommen und Ruhemomente beschert, die wir sonst auf unserer Weltcuptour nicht so haben und die wir in der Damennationalmannschaft wirklich genießen, zumal wir uns im Hinblick auf Corona uns von den deutschen Männern fernhalten sollen und wollen.
So sind wir Mädels unter uns und haben nachmittäglich wiederkehrende Kaffee- und Keksrunden etabliert, die Plattform für ausschweifende, typisch weibliche Diskussionen sind, aber auch Ausgangspunkt für ebenso typisch weibliche städtische Weihnachtsshoppings. Kurz vor meiner Abreise im Schwarzwald hatte ich noch einen großen Backtag, an dem ich alle gängigen Köstlichkeiten in Mannschaftsportionierungen produziert hatte, die nun bei unseren Kaffeerunden, die meistens auf 16 Uhr gelegt werden, großen Anklang finden!

Der Zeitpunkt ist so gewählt, dass während der Kaffeetafel dann die Dunkelheit aufzieht und wir den schwedischen, vorweihnachtlichen Lichterglanz genießen können, der sich in den Häusern an der gegenüberliegenden Straßenseite entfaltet. Da die Schweden äußerst kreative Lichterspiele in die Fenster stellen, so dass auch meine aus dem Erzgebirge stammende und somit höchst weihnachtsdekorationserfahrene Mannschaftskameradin Denise in Verzückung gerät, ist dies nach Keks und Klatsch gleich das zweite Highlight in der Dramaturgie eines Östersunder Mädelnachmittags, der dann in den Vorschlag mündet, sich anzuziehen und nach Östersund auszuschwärmen, um möglichst viel von dem, was man dort so auf der anderen Seite der Straße gesehen hat, zu erstehen, um auf diesem Wege unseren daheimgebliebenen Familien auch schwedische Weihnachtsfreuden zu vermitteln. Wir steuern damit auf den ultimativen Höhepunkt des Nachmittags zu.

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Mit der gleichen Intensität, mit der wir uns zuvor dem Spekulatius gewidmet hatten, erforschen wir nun in den Läden Weihnachtsengel, Duftkerzen und Hängevorrichtungen für Lichter aller Art, diskutieren die Einkaufsentscheidung jeder Einzelnen im Mannschaftsplenum und füllen schnell die Taschen, bevor wir den Heimgang antreten. Im Mannschaftsquartier wird der Kauf nochmal ausführlich begutachtet und dann zufrieden verstaut.

Unser Nachmittagsprogramm in Östersund ist eine wohltuende Abwechslung zum Trainingsalltag an den Vormittagen und so ein wenig Wehmut erfasst einen schon jetzt, wenn man wieder an normale Wochen zwischen den Weltcups denkt, in Flugzeugen und Bussen.

Herzliche Grüße und stay strong!
Janina

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