Laufspiel oder Standspiel – Wie lange spielen Sportler wirklich? thinkstockphotos.de

Laufspiel oder Standspiel – Wie lange spielen Sportler wirklich?

  • Christian Riedel
Tennisspieler haben es gut. Nach zwei Aufschlagspielen dürfen sie sich hinsetzen und ausruhen, bis sie der Schiedsrichter zum nächsten Aufschlag auffordert. Von einer Matchzeit von drei Stunden bleibt da nicht viel aktiver Sport übrig. Von solchen Pausen hätte Mario Basler mit Sicherheit geträumt. Doch wie lange dauert die Nettospielzeit bei den verschiedenen Spielen wirklich?

Amerikaner haben bei ihren Spielen wie American Football, Basketball oder Eishockey längst die Nettospielzeit eingeführt. Dass man einfacher Werbung schalten und die Sportart besser vermarkten kann, wenn man weiß, dass durch Werbepausen keine Spielzeit verloren geht, sind mit Sicherheit nur zwei Gründe für die Netto-Spielzeit. Auch in der Fußball Bundesliga gab es schon Gedanken, eine Netto-Spielzeit einzuführen. Aber wie lange sollte diese betragen? 60, 70 oder gar 80 Minuten? Wie lange würde das Spiel dann in Wirklichkeit dauern und würde das Spiel nicht einen Reiz verlieren, wenn immer pünktlich abgepfiffen würde. Machen Tore in der Nachspielzeit nicht einen großen Reiz beim Sport aus?

Eine Netto-Spielzeit hätte mit Sicherheit den Vorteil, dass es kein Zeitspiel mehr gäbe. Allerdings könnte die Brutto-Spielzeit ins Unendliche steigen, wenn die Uhr bei jeder Unterbrechung angehalten wird. Insofern müsste man sich gut überlegen, ob sich eine Änderung im Modus eignet und erst einmal messen, wie lange die Netto-Spielzeit in den verschiedenen Sportarten tatsächlich dauert. Diese Arbeit hat die Sport-Bild einmal gemacht und teils erstaunliche Ergebnisse zu Tage gebracht.

Die fleißigsten

Außer Konkurrenz laufen auch in Deutschland die Eishockey-Spieler. Die Jagd nach dem Puck ist das einzige weit verbreitete Spiel, bei dem es auch eine wirkliche Netto-Spielzeit gibt. Bei anderen Spielen wie Hockey, Basketball oder Handball wird die Uhr zwar auch gestoppt, doch es gibt immer wieder Phasen, in denen nicht gespielt wird, die Zeit dennoch weiterläuft. So etwas gibt’s beim Eishockey nicht, sodass die Kufen-Cracks auf eine 100prozentige Spielzeit von 60 Minuten kommen.

Die effektiven

Wie erwähnt wird beim Hockey, Basketball oder Handball bei den meisten Fouls oder wenn der Ball ins Aus rollt, die Spielzeit gestoppt. Zudem ist das Spiel nach einer genau definierten Zeit ohne Nachspielzeit vorbei (70min/Hockey, 60min/ Handball, 48min/Basketball). Doch teilweise läuft die Spielzeit weiter, auch wenn das Spiel unterbrochen wird. Daher kommt man bei diesen Sportarten auf keine hundertprozentige Effektivität. Spitzenreiter sind hier die Basketballer mit 89,6 Prozent Spielzeit (43min), gefolgt von den Handballern (80 Prozent/48min) und den Hockey-Spielern, die allerdings mit einer Netto-Spielzeit von 49min (70 Prozent) alleine von der aktiven Zeit am längsten rennen müssen.

Freie Zeiteinteilung

Etwas schwieriger ist es im Fußball, da hier die Spielzeit nicht gestoppt wird. Doch auch hier hat die Sport-Bild mit rund 57 Minuten Spielzeit (63,3 Prozent) einen relativ guten Wert gemessen. Wenn man also beim Fußball eine Netto-Spielzeit einführen möchte, wären wohl 60 Minuten die richtige Wahl.

Freie Zeiteinteilung

Gegenüber Tennisspielern oder Volleyballern ist diese Rechnung mit Sicherheit nicht fair. Denn bei ihnen geht es um Punkte und nicht um Zeit. Trotzdem ist es für viele interessant, wie lange ein Roger Federer bei seinen Matches tatsächlich dem Ball hinterher jagt. Um es vorweg zu sagen, viel ist es nicht. Ein durchschnittliches Tennismatch dauert laut ATP rund 98 Minuten. Davon sitzen die Profis 80 Minuten auf der Bank oder konzentrieren sich auf den Aufschlag. Sie laufen effektiv nur 18 Minuten (18,4 Prozent). Also ähnlich wie bei einem Spiel von Mario Basler. Fast ebenso aktiv sind die Volleyballer mit einer reinen Spielzeit von 17:30min bei einer Matchdauer von durchschnittlich 95min (18,4 Prozent). Etwas mehr prozentuale Spielzeit haben hier die Kollegen im Sand. Beim Beachvolleyball sind die Profis von 47min Spielzeit immerhin 10:30min aktiv (22,3 Prozent).

Pausenkönige

Wenn man so will, sind die Tischtennisspieler die Faulsten unter allen untersuchten Spielen. Die standen von 42min Spielzeit nur 5:30min an der Platte (13,1 Prozent). Ein Ballwechsel dauert im Schnitt 3,4 Sekunden, was aber natürlich nicht heißen soll, dass Timo Boll & Co. keine sportliche Höchstleistung bringen. Und im Vergleich zu einigen Kollegen aus den USA sind die Tischtennisspieler fast schon hyperaktiv. Denn beim American Football (3h Spieldauer, 11min Action, 5,8 Prozent) und Baseball (3h/14min/7,8 Prozent) haben nicht nur die Spieler ausreichend Zeit, wieder neue Kräfte zu sammeln.

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