Nikolaus Burgard
Home / Fitness / Richtig trainieren / Christine Bielecki über ihr Buch „Yoga Power“ – Kraft trifft Achtsamkeit
Yoga mit Power: Warum Muskelkraft der Schlüssel zu Gesundheit und Stabilität ist

Christine Bielecki über ihr Buch „Yoga Power“ – Kraft trifft Achtsamkeit

Yoga gilt für viele als sanfter Ausgleich zum hektischen Alltag – eine Praxis, die vor allem mit Entspannung, Dehnung und innerer Ruhe assoziiert wird. Doch Yoga kann weit mehr: Es ist ein hocheffektives Ganzkörpertraining, das Kraft, Stabilität und sogar Heilungsprozesse im Körper fördern kann. Genau diesem oft unterschätzten Aspekt widmet sich Sportwissenschaftlerin, Journalistin und Yogalehrerin Christine Bielecki in ihrem neuen Buch „Yoga Power“. Darin zeigt sie, wie gezieltes Training der Tiefenmuskulatur nicht nur Haltung und Leistungsfähigkeit verbessert, sondern auch eine zentrale Rolle für Gesundheit, Verletzungsprophylaxe und mentale Stärke spielt. Im Interview erklärt sie, warum Muskelkraft und Achtsamkeit keine Gegensätze sind, wie man auch als Anfänger spielerisch zu mehr Stabilität findet – und weshalb ein paar Minuten am Tag oft schon ausreichen, um nachhaltig etwas zu verändern.

Netzathleten: Frau Bielecki, Sie haben schon als Sportjournalistin und Autorin viele Perspektiven auf Bewegung und Sport eingenommen. Was hat Sie konkret dazu bewegt, nun Yoga Power zu schreiben?

Christine Bielecki: Ich bin nicht nur Journalistin sondern auch Sportwissenschaftlerin und ausgebildete Yogalehrerin. Während meiner Tätigkeit als Yogalehrerin wird immer wieder eines sehr deutlich: Die meisten Menschen müssten mehr Krafttraining machen und dabei insbesondere die tiefliegende, also die Muskulatur, die nicht sichtbar ist, stärken. Stabilitätstraining hat den Ruf langweilig und mühsam zu sein, mit Yoga kann man es spielerisch gestalten und große Erfolge damit erzielen.

Was unterscheidet Ihr Buch von klassischen Yogabüchern, die oft den Fokus auf Entspannung und Flexibilität legen?

Es geht natürlich bei Yoga auch immer um Entspannung und Dehnung aber in diesem Fall eben vor allem darum, Kraft aufzubauen. Flexibilität und Kraft sind im Übrigen kein Widerspruch. Meines Erachtens bedingen sie einander.

Christine Bielecki
Christine Bielecki

Stark aus der Tiefe: Christine Bielecki über Yoga als Krafttraining

Sie betonen, dass Yoga auch Kraft und Stabilität vermitteln kann – warum ist Ihnen gerade dieser Aspekt so wichtig?

Weil wie gesagt, die meisten Menschen eine zu schwach ausgebildete Muskulatur haben. Wir wissen heute, dass Muskeln nicht nur dazu da sind, uns oder Dinge von A nach B zu bewegen, sondern auch ganz wichtig für die Gesunderhaltung unseres gesamten Körpers. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Muskeln das Risiko für Erkrankungen des Gehirns verringern und Alterungsprozesse verlangsamen. Vielmehr noch stoßen unsere Muskeln auf zellulärer Ebene unterschiedlichste Heilprozesse an. Und zu allerletzt glaube ich, dass innere und äußere Stabilität miteinander zusammenhängen. Ein stabiler, fitter Körper sorgt auch für stärkeres Selbstbewusstsein.

Wie sind Sie beim Entwickeln des 6-Wochen-Plans vorgegangen? Worauf haben Sie besonderen Wert gelegt?

In dem 6-Wochen-Plan geht es darum, die Kraft im Schultergürtel und im sogenannten Core, also der Rumpfmuskulatur, aufzubauen, um diese Übung korrekt und sicher auszuführen. In vielen Yogastunden wird der Sonnengruß mit dem Yogaliegestütz – auf Sanskrit Chaturanga Dandasana – ausgeführt. Eine ziemlich anspruchsvolle Bewegung, die aber in den Unterrichtsstunden selten heruntergebrochen und unter anatomisch gesunden Gesichtspunkten gelehrt wird.

Viele Menschen empfinden Stabilitätsübungen als „zäh“ oder weniger spannend – wie schaffen Sie es, Spaß und Abwechslung in die Praxis zu bringen?

Das schafft Yoga von ganz alleine, wenn man die richtigen Übungen ausführt. In meinem neuen Buch sind viele unterschiedliche Asanas aufgeführt und erklärt, zusätzlich versuche ich immer auch zu klassischen Asanas Bewegungen aus den unterschiedlichsten Sportarten und Bewegungswissenschaften zu integrieren. Ich glaube, fast jeder hat Spaß daran, Armbalancen auszuprobieren. Yoga kann uns in den Zustand von kleinen Kindern zurückbringen, die einfach ausprobieren und sich von Misserfolgen nicht entmutigen lassen. Es hat viel Spielerisches.

Welche Rolle spielt die Tiefenmuskulatur im Alltag und warum ist es so schwer, sie gezielt zu trainieren?

Die nicht sichtbaren, tiefer liegenden Muskeln sind kürzer und befinden sich unterhalb der Oberflächenmuskulatur und nahe an den Gelenken. Da diese Muskeln sehr tief im Körper liegen, lassen sie sich nur schwer gezielt aktivieren – auch weil sie für uns nicht sichtbar sind. Man kann sich die Tiefenmuskulatur wie ein Korsett vorstellen, das unseren Körper stabilisiert. Wenn unsere Tiefenmuskulatur gestärkt ist, hält sie unseren Körper im Gleichgewicht, wir stürzen weniger und unsere Gelenke bleiben beweglicher. Vor allem aber stärkt sie den Rumpf und das Becken. Ist die Tiefenmuskulatur gut trainiert, kommt es weniger leicht zu Verletzungen und eine gute Tiefenstabilität schützt uns auch vor Rückenschmerzen.

Für wen eignet sich Yoga Power besonders – eher für Yoga-Einsteiger, Sportler oder Menschen, die gezielt etwas für ihre Haltung tun wollen?

Für alle, denn ganz egal ob Hobbysportler oder Leistungssportler, wer Yoga als Stabitraining integriert, wird seinen Lieblingssport länger ausüben können, weil er sich vor Verletzungen und Fehlhaltungen schützt. Und diejenigen, die sich (noch) zu wenig bewegen, können Stück für Stück ihre Muskulatur aufbauen. Am Tag reichen manchmal zehn Minuten.

Viele Menschen suchen im Yoga Entspannung und Stressabbau. Wie gelingt die Balance zwischen körperlicher Herausforderung und mentalem Ausgleich?

In dem wir uns unserem Körper zuwenden und ihm wieder zuhören. Er gibt uns die richtigen Signale, ist klüger als wir glauben. Wir lassen uns nur gerne ablenken.

Wenn Ihre Leserinnen und Leser das 6-Wochen-Programm abgeschlossen haben – was ist Ihr Wunsch, was sollen sie mitnehmen?

Diejenigen, die das Ziel haben, Chaturanga Dandasana zu lernen, haben hoffentlich ein Aha-Erlebnis; ansonsten würde ich mich grundsätzlich freuen, wenn Menschen weniger körperliche Beschwerden hätten und dabei hilft eine starke Tiefenmuskulatur. Genauso wie das Wissen, welche Übungen bei bestimmten Beschwerden Abhilfe schaffen können; wie beispielsweise ein Heraufschauender Hund bei Schmerzen im oberen Rücken oder so simple Übungen wie eine Stellung des Kindes oder „Happy Baby“ bei allgemeinen Verspannungen im Rücken …


Wir verlosen ein Buch „Yoga Power“ von Christine Bielecki.

Am Gewinnspiel nehmen alle Einsender einer E-Mail mit dem Betreff „Yoga“ an gewinnspiel@wort-sport.de teil.

Teilnahme ab 18 Jahren. Hier geht es zu den kompletten Teilnahmebedingungen.

Einsendeschluss ist Sonntag, der 31.10.2025.

Wir wünschen viel Glück!


Weitere Informationen: tinebielecki.com

Markiert: