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Psychologie: Die Angst des Schützen beim Elfmeter

Psychologische Spielchen

Mittlerweile neigen auch immer mehr Torhüter dazu, nicht mehr nur darauf zu warten, was auf sie zukommt. Noch bevor der Schütze anläuft, bieten viele Keeper eine Ecke an, tänzeln auf der Linie hin und her, fuchteln mit den Armen herum oder greifen zu Psychotricks (z.B. Jens Lehmanns unvergesslicher Zettel bei der WM 2006 im Elfmeterschießen gegen Argentinien). Ob diese Ablenkungsversuche wirklich etwas bewirken, hängt jedoch allein vom Nervenkostüm des Schützen ab, wie Sportpsychologe Jens Heuer erklärt: „Die Torhüter können zwar versuchen, den Schützen zu verunsichern. Letztlich liegt es jedoch an dessen mentaler Verfassung, ob er sich davon beeinflussen lässt.“ Leichter gesagt als getan. Denn „die Entscheidung, sich nicht beeinflussen lassen zu wollen, reicht in der Regel nicht, wenn der Spieler nicht entsprechend mental ‘eingestellt‘ ist“, führt Heuer weiter aus.

Nichtsdestotrotz gibt es viele Punkte, die beim Schützen ein mulmiges Gefühl hervorrufen können: Gerade im Profibereich sind Torhüter meist über die „Lieblingsecke“ des Schützen informiert. Auch Torhüter wie Bremens Tim Wiese, die im Ruf stehen, „Elfmeterkiller“ zu sein, können zur Verunsicherung beitragen. Andererseits kann der Schützen natürlich auch den Spieß umdrehen, und mit dem Wissen des Torwarts spielen: Schließlich kann der Keeper auch nicht wissen, ob der Schütze wirklich seine Lieblingsecke wählt. Quintessenz: Wer seinen Gegenüber zum (zuviel) Nachdenken bringt, hat zumindest das Psychoduell schon einmal gewonnen.

Gibt es den perfekten Elfmeter?

Ein Patentrezept für das Verwandeln von Elfmetern gibt es nicht. Sowohl der Niederländer Johan Neeskens (mit der Vollspann-Variante) als auch der Spanier Gaizka Mendieta (den Torwart „ausgucken“ und den Ball locker mit der Innenseite in die andere Ecke schieben) haben mit ganz unterschiedlichen Techniken eine enorme Erfolgsquote vom Punkt gehabt. Ihre Sicherheit hatte daher wohl eher mit ihrer Überzeugung zu tun, dass sie wirklich verwandeln werden.

Sportpsychologe Jens Heuer rät daher allen Schützen, sich voll auf ihre Aufgabe zu konzentrieren: „Der Glaube an sich selbst erhöht die Erfolgsaussichten enorm, sowohl beim Schützen als auch beim Keeper. Eine positive Körpersprache spielt hierbei eine wichtige Rolle. Allerdings: Sie dokumentiert nach außen zwar Selbstsicherheit, kann aber auch gespielt sein.“

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