Traumjob Athletiktrainer - Diskussion auf der Athletik-Konferenz 2015 Christian Riedel; von links nach rechts: Robert Heiduk, Andreas Beck, Thomas Wilhelmi, Rene Adler, Dominik Suslik

Traumjob Athletiktrainer - Diskussion auf der Athletik-Konferenz 2015

  • Christian Riedel
Fitte Spieler sind bessere Spieler. Das klingt einfach, ist in der Realität aber oft schwer umzusetzen. Gerade im Profifußball steigt mit jedem Spiel die Verletzungsgefahr und viele Beteiligte klagen bereits über eine Überlastung der Spieler. Um die Profis besser auf die Belastungen vorzubereiten, stellen immer mehr Profivereine spezielle Athletiktrainer ein, ein Berufsfeld mit Zukunft.
Sie heißen Fitnesstrainer, Athletiktrainer oder Rehabilitationstrainer. Alleine die Tatsache, dass es für den Job keine genaue Berufsbezeichnung gibt, zeigt, dass in dem Bereich noch Optimierungsbedarf besteht. Doch während in der breiten Öffentlichkeit der Beruf noch relativ unbekannt ist, merken immer mehr Spieler, Trainer und Vereine, wie wichtig es ist, die Spieler auf die anstehende Belastungen vorzubereiten und speziell dafür zu trainieren.

Erfolg dank Athletik

„Athletiktraining ist ein wesentlicher Bestandteil der Vorbereitung auf ein Spiel“, sagt auch Ex-Nationaltorhüter René Adler auf der Athletik Konferenz in Bonn. „Ein Athletik-Trainer ist ein wesentlicher Bestandteil des Trainerstabs. Denn durch die individuelle Fitness der Spieler bestimmen sie so auch den Leistungsgrad der gesamten Mannschaft. Große Vereine haben bereits fünf oder sechs spezielle Athletik-Trainer, die sich um die Fitness der Mannschaft und die Rehabilitation verletzter Spieler kümmern. Bei kleineren Vereinen wird das Feld wohl auch noch wachsen. Ich glaube, ganz ohne Athletik- oder Krafttraining ist im heutigen Fußball und generell im Sport Erfolg nicht mehr möglich.“

Viele Trainer haben das schon erkannt und bringen wie auch beispielsweise Pep Guardiola beim FC Bayern mit Lorenzo Buenaventura ihren eigenen Fitnesstrainer mit. Hier ist ein Vertrauensverhältnis extrem wichtig, wie auch Thomas Wilhelmi, Reha-Trainer beim FC Bayern bestätigt. Schließlich ist nicht jeder Trainer auch ein Experte für Trainingssteuerung. „Wir sprechen viel über Belastungssteuerung. Schließlich müssen wir eine Überbelastung der Spieler vermeiden, sie aber trotzdem fit für das nächste Spiel bekommen.“ Gerade wenn ein Spieler schwerer verletzt ist, braucht das eine Menge Erfahrung und Fingerspitzengefühl, um diesen möglichst schnell wieder aufs Feld zu bringen, ohne die Gesundheit nachhaltig zu gefährden. Hier sind die Athletiktrainer auch dem Druck der Trainer ausgesetzt, die ja ihre verletzten Profis in wichtigen Spielen möglichst wieder einsetzen möchten.

Vier Jobs in einem

Der Job des Athletiktrainers ist sehr vielseitig. Zum einen geht es darum, als Fitnesstrainer die allgemeine Leistungsfähigkeit der Spieler zu verbessern. Als Athletiktrainer muss man die speziellen Fähigkeiten optimieren und der Rehabilitationstrainer sollte die verletzten Spieler so schnell und sicher wie möglich aufs Spielfeld zurück bringen. Im Grunde genommen vereinigt ein Athletik-Trainer also drei Jobs in einem. Zudem ist man noch Vertrauensperson für die verletzten Spieler, da diese mit ihrem Reha-Trainer oft mehr Zeit verbringen als mit ihrer Ehefrau. Das sagt auch René Adler: „Ein Reha-Trainer ist sozusagen auch die Mutter zum quatschen. Gleichzeitig muss er ein wenig Psychologe sein, da sich ein Spieler bei einer schweren Verletzung ja auch mit Dingen wie der Invalidität und dem Karriereende auseinandersetzen müssen. Da braucht der Rehatrainer auch immer ein offenes Ohr und Feingefühl, um zum Spieler eine Vertrauensbasis aufzubauen.“

Bei so komplexen Anforderungen wäre es eigentlich normal, dass es für jeden Job eine eigene Ausbildung geben würde. Zumal man noch bedenken muss, dass die Spieler im Nachwuchsbereich in ihrer Entwicklungsphase ganz andere Grundlagen, Anforderungen und körperliche Voraussetzungen haben als gestandene Profis. Doch genau hier besteht noch Bedarf. Eine richtige Ausbildung gibt es (noch) nicht.

Athletik-Trainer am Wochenende

„Leider gibt es für unseren Job weder eine geschützte Berufsbezeichnung, noch eine zentral gesteuerte Ausbildung“, sagt auch Dominik Suslik, U23-Athletik-Chef bei Hannover 96 auf der Athletik Konferenz. „Momentan gibt es zig Akademien, bei denen man ohne wissenschaftlichen Hintergrund in einem Wochenendkurs einen Schein machen und sich dann Athletik-Trainer nennen kann. Eine wirklich fundierte Ausbildung ist das nicht.“ Daher wird man mit so einem Zertifikat wohl kaum einen Job bei einem Bundesligaverein bekommen.

Das Ziel vieler Athletik-Trainer ist mit Sicherheit, einmal beim FC Bayern, beim BVB oder zur Not auch beim HSV arbeiten zu können. Und hier dürften sich mit Sicherheit in naher Zukunft neue Jobs ergeben, da immer mehr Verantwortliche merken, wie wichtig ein gut ausgebildeter Spieler für den Erfolg der Mannschaft ist. Vorstellbar ist auch, dass verschiedene Mannschaftsteile einen eigenen Trainer bekommen, wie es beim American Football in den USA schon lange üblich ist, und nicht nur der Torwart, wie es in Deutschland normal ist.

Doch wie eigentlich in jedem anderen Job gilt auch in dieser Sparte, dass man nicht direkt von der Uni zum Top-Job kommt. Und nur mit einem Wochenend-Zertifikat wird man bei einem Bundesligisten nicht unterkommen. Daher rät Robert Heiduk, Sportwissenschaftler, Trainerausbilder und Mitorganisator der Athletik Konferenz auch allen angehenden Trainern, es langsam angehen zu lassen. „Absolute Priorität hat eine wissenschaftliche Grundlage, also ein Studium der Sportwissenschaften oder eine Ausbildung zum Trainer oder Physiotherapeut. Dann sollte man sich Zeit zur Entwicklung geben. Man muss Erfahrungen sammeln, welche Übung effektiv ist, wie man mit den Spielern umgeht und so weiter. Wichtig ist auch, dass man einen Blick bekommt, wo mögliche Fehler im Bewegungsablauf bei den Spielern vorhanden sind. So etwas braucht Zeit. Daher ist es besser, bei kleinen Vereinen oder Hobbysportlern die Erfahrung zu sammeln, die man später bei den Profis einsetzen kann.“

Langer Weg zum Erfolg

Das hat auch BVB-Fitnesstrainer Andreas Beck so gemacht: „Ich habe Sport studiert und anschließend in einer Praxis für Physiotherapie gearbeitet. Dann habe ich mit zwei Freunden eine kleine Agentur für Personal Training gehabt, Vereine betreut und Leistungsdiagnostik gemacht. Mit Hockey-Spielern und Tennis-Spielern habe ich dann viel Erfahrung gesammelt. Das hat sich finanziell nicht ausgezahlt und war eher ein Verlustgeschäft, aber hat Spaß gemacht und sich später als Türöffner für den Profifußball herausgestellt. Über ein Casting bin ich dann zum 1.FC Nürnberg gekommen. Zunächst nur für zwei Tage, was für mich auch ein Verlustgeschäft war, aber der damalige Trainer Hans Meyer wollte mich unbedingt jeden Tag auf der Anlage haben und so bin ich dann zum Fußball gekommen.“

Mit den Profis auf Du und Du, jeden Tag auf dem Platz stehen, am Wochenende dann hautnah am Spiel sein, vielleicht sogar noch bei Europa oder Champions League Spielen dabei sein ist mit Sicherheit ein Traumjob. Doch darum geht es vielen Trainern gar nicht. Das sagt auch Andi Beck: „Der schönste Moment ist, wenn ein lange verletzter Spieler auf den Platz zurückkehrt und ein Tor schießt. In so einem Moment kann man sich als Trainer nur mit dem Spieler freuen und weiß, dass man sich den richtigen Job ausgesucht hat.“

Weitere Infos zur Athletik-Konferenz gibt es auf der Homepage des Veranstalters

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