Boris Becker: „Ich war nie weg“ GES-Sportfoto, Markus Gilliar (alle Bilder)

Boris Becker: „Ich war nie weg“

Boris Becker ist Gründungsmitglied der Laureus Stiftung und Trainer des frisch gekürten Weltsportlers des Jahres, Novak Djokovic. Während der Laureus World Sport Awards legte er einen wahren Interview-Marathon aufs Parkett. Seine Meinung zu den Entwicklungen im Sport ist nach wie vor gefragt und so stand er auch netzathleten.de Rede und Antwort.

netzathleten: Herr Becker, was macht Ihren Schützling Novak Djokovic zum Weltsportler?
Boris Becker: Novak ist zunächst einmal Sportler durch und durch. Er liebt den Sport in all seinen Facetten. Sei es Fußball, sei es Basketball, sei es eine andere Sportart, er interessiert sich dafür und kennt sich aus. Auf dem Platz legt er eine unglaubliche Konstanz hin. Er ist also keine Eintagsfliege, die mal ein Turnier lang gut spielt. Sein Anspruch an sich selbst und an seinen Sport ist enorm hoch. Und zu guter Letzt zeichnet ihn sein Wille aus, auch etwas zurückzugeben. Er hat seine eigene Kinderstiftung ins Leben gerufen und er ist sehr verbunden mit seinem Heimatland Serbien. All das macht Novak nicht nur als Sportler, sondern auch als Menschen aus.

novak djokovicNovak Djokovic bei den Laureus World Sport Awards 2016

netzathleten: Novak wurde von der Laureus Academy zum Weltsportler des Jahres gekürt. Die dahinter stehende Laureus Stiftung möchte benachteiligten Kindern und Jugendlichen mit Sport helfen. Was ist denn das Wichtigste, was der Sport zu geben vermag?
Boris Becker: Genau das macht zunächst einmal den Charme von Laureus aus. Kindern mit Sportprojekten zu helfen. Das geht, weil der Sport jungen Menschen auf spielerische Art und Weise beibringt, zu gewinnen und zu verlieren. Der Sport lehrt, was es heißt, in einer Mannschaft zu spielen, was es bedeutet, Disziplin, Fleiß und Ehrgeiz aufzubringen und sich für ein Ziel zu engagieren. Der Sport ist ein Kommunikationsvehikel, denn unabhängig von Hautfarbe, Religion oder Alter spielt man gerne zusammen Fußball oder Tennis. In den heutigen Zeiten ist das wichtiger denn je und deshalb ist auch die Bedeutung des Sports so gestiegen. Zusammen mit der Musik ist der Sport also ungemein wichtig für unser aller Zusammenleben.

netzathleten: Nelson Mandela hatte also Recht, als er sagte, Sport hat die Kraft die Welt zu verändern…
Boris Becker: Der Sport hat mein Leben verändert. Er hat wahrscheinlich das Leben aller Laureus-Mitglieder verändert. Wir haben ihn aus Liebe zum Sport, aus dem Instinkt heraus betrieben, nicht weil wir wussten, dass der Sport unser Leben verändern wird. Ungerecht ist, dass viele Jugendliche keine Chance bekommen, ihr Leben zu verbessern und das wollen wir ändern.

netzathleten: Nun sind Sie in ihrer Tätigkeit als Trainer des derzeit besten Tennisspielers der Welt wieder zurück auf der ganz großen Bühne des Sports. Gibt Ihnen der Sport nun auch wieder das, was er Ihnen in Ihrer Jugend geben konnte?
Boris Becker: Sie haben natürlich Recht, wenn Sie sagen, dass es jetzt wieder die ganz große Bühne ist, schließlich habe ich noch nie einen solch guten Spieler wie Novak trainiert. Aber ich war ja nie weg. Ich hatte nur verschiedene Rollen. Ich war hauptsächlich aktiver Spieler. Aber ich war bereits vor vielen Jahren Trainer der deutschen Davis Cup-Mannschaft. Ich war über ein Jahrzehnt lang Fernsehexperte in England, Kommentator und Moderator bei den wichtigsten Tennisturnieren der Welt. Nur leider hat man das in Deutschland eben nicht gesehen.

netzathleten: Laureus setzt auch Sportidole als Botschafter ein. Wie wichtig sind Vorbilder für Kinder?
Boris Becker: Laureus setzt in erster Linie auf glaubwürdige Botschafter. Mit den Begriffen Vorbild oder Idol habe ich mich dagegen nie anfreunden können. Wir sind alle nur Menschen, haben Stärken und Schwächen. Was unsere Botschafter so besonders macht, ist, dass sie alle wissen, was sie dem Sport zu verdanken haben und dass sie eine Verpflichtung haben, jungen Menschen die gleiche Chance zu geben, die sie bekommen haben.

netzathleten: Sie selbst wurden in sehr jungen Jahren für viele Menschen zum Vorbild. Junge Menschen eifern erfolgreichen Sportlern nun einmal gerne nach. Wie verarbeitet man das im Alter von 17, 18 Jahren?
Boris Becker: Sie sagen es ja, ich wurde zum Vorbild für andere. Ich wusste damals aber, dass ich kein Vorbild bin und ich wollte auch nie eines sein. Man hat mich so gesehen und es ist in der Tat nicht immer leicht, damit umzugehen. Heute weiß ich besser, mit meiner Verantwortung und den Chancen umzugehen und durch meine Bekanntheit etwas an junge Menschen weiterzugeben.

netzathleten: Wie steht es denn mit Novak. Hat er in seiner Jugend womöglich auch Ihnen nachgeeifert?
Boris Becker: Das weiß ich nicht genau. Aber ich hatte einige Rekorde, die er gebrochen hat, was ja auch unsere gemeinsame Aufgabe ist. Er kannte die Rekorde und hat es dann jeweils mir gegenüber erwähnt, wenn er wieder einen gebrochen hat. Insofern muss es ja irgendwie in seinem Kopf gewesen sein und das ehrt mich natürlich auch ein wenig. Aber letztendlich haben wir noch ganz andere, höhere Ziele mit Novak.

Hier: Die Hintergründe und alle Gewinner der Laureus World Sport Awards 2016

Boris Becker Derk HobergTennislegende Boris Becker im Gespräch mit Derk Hoberg



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