Christa Kinshofer – Ziele sind die Stützen im Leben Derk Hoberg und gettyimages.de

Christa Kinshofer – Ziele sind die Stützen im Leben

Christa Kinshofer zählt mit acht Weltcupsiegen und drei olympischen Medaillen zu den erfolgreichsten Skirennläuferinnen der Welt. Wie ihr das gelang? Sie hatte immer ein klares Ziel vor Augen. Auch heute fährt sie noch leidenschaftlich Ski, ihren Fokus hat sie mittlerweile aber auf andere Projekte gelegt. Gemeinsam mit ihrem Mann betreibt sie eine orthopädische Skiklinik, hält Motivationsseminare und setzt sich als Laureus Botschafterin für sozial benachteiligte Kinder ein. Ziel heute: Ihre Erfahrungen weitergeben. Christa Kinshofer erklärt in unserer Laureus-Reihe "Wertsache", was für sie Zielstrebigkeit bedeutet.
netzathleten.de: Wie definieren Sie Zielstrebigkeit?
Christa Kinshofer: Das Wort Zielstrebigkeit setzt sich aus Zielen und Strebsamkeit zusammen. Generell ist es glaube ich sehr wichtig, dass man sich Ziele setzt. Ziele sind wichtige Stützen im Leben. Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch, egal in welchem Bereich, viel mehr Energie und Kraft entwickeln kann, wenn er ein klares Ziel vor Augen hat. Und Strebsamkeit bedeutet für mich, fleißig und tüchtig zu sein, also zu versuchen, sein Ziel Schritt für Schritt zu erreichen.

netzathleten.de: Schritt für Schritt. Das heißt man sollte sich Zwischenziele setzen?
Christa Kinshofer: Zwischenziele sind wichtig, denn etwas von Null auf Hundert zu erreichen ist immer schwierig. Wenn man sich Etappenziele setzt, wird es einfacher.  Bei einem Slalom mit 60 Toren gehe ich auch nicht an den Start und sage, den fahr ich jetzt von oben bis unten durch. Sondern ich fahre ihn von Tor zu Tor, also von Ziel zu Ziel. Und dann ist die Aufgabe viel  leichter zu meistern, wie wenn man sich am Anfang zu große Ziele setzt.

Das versuche ich auch meinen Kindern beim Laureus Projekt Move & Do (u. re. im Bild) und bei meinen Skiprojekt mit den Snow Tigers zu vermitteln. Wenn die Kinder sagen: „So ein hoher Berg und da müssen wir dann wieder runter!?“, antworte ich ihnen auch: Da unten ist zwar das Ziel, aber wir müssen es ja nicht sofort erreichen.  Sondern wir nähern uns langsam dem Ziel. Wichtig ist nur, sein Ziel dabei nicht aus den Augen zu verlieren. Wenn man das den Kindern vormacht,  haben sie viel mehr Motivation und Selbstbewusstsein. Denn sie merken,  dass sie ihrem Ziel Schritt für Schritt immer näher kommen, bis sie es schließlich geschafft haben.

netzathleten.de: Zur Zielstrebigkeit gehört also auch Geduld?
Christa Kinshofer: Ja, Geduld und Leidenschaft. Man sagt, jeder Erfolg braucht tausend Tage. Viele Menschen haben glaube ich einfach zu viel Angst, dass es zu lange dauert und geben zu früh auf. Doch zu Zielstrebigkeit gehört auch Beharrlichkeit, Disziplin und Ausdauer. Das ist im Sport gegeben. Jeder Spitzensportler weiß, dass er ohne hartes Training nichts gewinnen kann. Gute Vorbereitung ist das A und O und das dauert Jahre. Den Leuten in meinen Motivationsseminaren sag ich zum Beispiel immer: Ich habe 10.000 Kilometer trainiert und  bin nur 1000 Kilometer Wettkampf gefahren. Man muss einfach ein Vielfaches investieren, um erfolgreich zu sein. Dabei ist Geduld ganz wichtig.

Daneben muss aber auch die Leidenschaft da sein. Wenn jemand nicht leidensfähig ist, bei dem was er tut, wird er sein Ziel wahrscheinlich auch nicht erreichen. Zu jedem Erfolg gehört Leiden einfach dazu. Dabei ist ein starker Wille, Ehrgeiz, aber auch das Umfeld sehr wichtig. Ich hatte ein tolles Elternhaus und gute Trainer. Das spielt natürlich ebenfalls eine Rolle. Ganz wichtig ist deshalb, dass man Hilfe von außen annimmt.

netzathleten.de: In Ihrer aktiven Laufbahn haben Sie ihre Meinung immer offen ausgesprochen und mussten deshalb auch den DSV verlassen. Nach Ihrem Wechsel zur holländischen Mannschaft haben Sie sich wieder hochgekämpft und kamen schließlich auch wieder zurück zum DSV. Wie hat Ihnen Ihre Zielstrebigkeit dabei geholfen, diese Probleme zu überwinden?
Christa Kinshofer: Rückschläge gehören im Sport dazu, das lernt man relativ schnell. Und das ist ja auch das Schöne am Sport: Man kann nicht immer gewinnen. Damit, dass ich auf so viele Stolpersteine stoße, habe ich allerdings nicht gerechnet.  Es war eine Riesenherausforderung und ein Schock für mich, als ich erfahren habe, dass ich in der holländischen Mannschaft mit den letzten Startnummern neu beginnen musste. Ein so großer Schock, dass ich mir überlegt habe aufzuhören. Doch ich habe weitergekämpft und bin stolz darauf. Ich habe mir das Ziel gesetzt, in zwei, drei Jahren wieder Weltspitze zu sein und habe es einfach versucht, auch wenn mir jeder gesagt hat, dass ich das nicht schaffen kann. Aber ich hab‘s geschafft und bin daraus noch stärker hervorgegangen. Aus Rückschlägen kann man vieles lernen. Sie machen einen stärker.

netzathleten.de: Wie vermittelt man Kindern diese Werte?
Christa Kinshofer: Ich glaube, man kann Kindern Zielstrebigkeit schon sehr früh beibringen. Vor allem durch Zuwendung und durch ein gewisses Vorleben. Indem man Kindern spielerisch Aufgaben vorgibt, die sie erfüllen sollen und ihnen klare Grenzen setzt, kann man Kindern sehr viel antrainieren, im positiven Sinne und ohne Leistungsdruck. Das gibt den Kindern das nötige Selbstbewusstsein, um zielstrebig zu sein.

Das bedeutet auch, darauf Acht zu geben, dass die Kinder ihre Pflichten erfüllen, also zum Beispiel jeden Tag eine Stunde lernen und vielleicht nur eine halbe Stunde Fernsehen schauen. Denn Zielstrebigkeit und Erfolg bringen auch immer Disziplin und Arbeit mit sich. Ich glaube einfach, diese Zuwendung und Aufmerksamkeit braucht jedes Kind und wenn es das bekommt, dann fühlt es sich aufgehoben und vor allem geliebt.

KinsiDeswegen stehe ich als Botschafterin auch voll und ganz hinter meinen Laureus-Projekten. Es macht mich unheimlich glücklich, wenn ich den Kindern, die oft aus sozial schwachen Familien kommen und mit denen sich sonst keiner so recht abgibt, mit kleinem Know-how helfen kann, selbstbewusster und zufriedener zu werden.

netzathleten.de: Vielen Dank, Frau Kinshofer!

Mehr zu Christa Kinshofer und ihre Projekte als Laureus Botschafterin, findet ihr hier:
Laureus Botschafterin Christa Kinshofer – Wie alles begann

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