Interview mit Laureus Botschafter und Judo-Olympiasieger Ole Bischof getty images

Interview mit Laureus Botschafter und Judo-Olympiasieger Ole Bischof

  • Redaktion
Ole Bischof: Laureus Botschafter, Judo-Olympiasieger von 2008 – und hoffentlich auch bald von 2012. Vor seiner Teilnahme bei den Olympischen Spielen in London erzählte er im Interview mit www.laureus.com von seinen sportlichen Höhe- und Tiefpunkten, seiner Leidenschaft für Rugby und seinem Laureus Engagement.

Frage: „Warst Du auch als Jugendlicher schon immer ein begeisterter Sportler?“
Ole Bischof: „Ja. Ich habe alle Sportarten ausprobiert: Schwimmen, Tennis, Fußball.“

Frage: „Warum bist Du schließlich beim Judo gelandet?“
Ole Bischof: „Als ich Judo das erste Mal sah, war ich sofort absolut fasziniert. Vor allem die Judoanzüge und die Gürtel fand ich toll und ziemlich cool. Ich habe mich schon immer gerne mit meinen Freunden in der Schule gerauft. Judo hat also meiner inneren Natur entsprochen und ist zu meiner Haupt-Sportart geworden.“

Frage: „Wurdest Du von Deiner Familie darin unterstützt?“
Ole Bischof: „Meine Eltern sind beide Sportlehrer und haben mich natürlich darin unterstützt, den richtigen Sport für mich zu finden. Allerdings haben sie mich weder gedrängt, noch es mir leichter gemacht. Ich wurde auch nie mit dem Auto irgendwo hingefahren, sondern musste immer radeln.“

Frage: „Gab es einen Zeitpunkt in Deiner Karriere als Nachwuchssportler, an dem Du gedacht hast ‚Ich kann Olympiasieger werden‘?“
Ole Bischof: „Den gab es tatsächlich. 1988 habe ich mir den olympischen Judo-Wettkampf in Seoul angeschaut. Marc Meiling aus Deutschland hat im Halbschwergewicht die Silbermedaille gewonnen und alle um mich herum waren absolut begeistert. Ich kannte Marc von unserem gemeinsamen Training und war etwas enttäuscht, dass es „nur“ Silber geworden ist. Damals fragte ich meinen Vater, ob ich selbst eines Tages die Goldmedaille gewinnen könnte. Er klopfte mir auf die Schulter und sagte: ‚Sicher‘. 20 Jahre später habe ich genau das gemacht.“

Frage: „Deine Karriere hat sich erfolgreich entwickelt, doch bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen wurdest Du durch Florian Wanner ersetzt. Warum?“
Ole Bischof: „Das war eine ganz simple Entscheidung. Er war amtierender Weltmeister und es gab nur einen Platz im Team.“

Frage: „War das ein Tiefpunkt in Deiner Karriere?“
Ole Bischof: „Nein. 2005 hatte ich eine Knieverletzung und konnte fünf Monate lang nicht trainieren. Angesichts der Schwere der Verletzung war das noch eine kurze Auszeit, dennoch war es sehr hart für mich.“

Frage: „Der Höhepunkt Deiner Karriere war dann Deine Goldmedaille in Peking?“
Ole Bischof: „Definitiv. Das war mein absolutes Highlight. Ich habe den Moment und die Siegerehrung sehr genossen. Die Atmosphäre bei den Olympischen Spielen ist einzigartig und ganz speziell. Alle Athleten aus den verschiedenen Sportarten kommen zusammen. Ich hoffe, in London wird es denselben Spirit geben wie in Peking.“

Frage: „Du bist mit Deinem Sieg beim Grand Slam in Paris gut in das Jahr 2012 gestartet – und warst nach 15 Jahren der erste Deutsche, dem das gelang. Wie wichtig ist so ein Sieg im Olympischen Jahr?“
Ole Bischof: „Für mich war dieser Sieg sehr wichtig. Nach den Olympischen Spielen ist der Grand Slam in Paris der wichtigste Wettkampf – es ist das Wimbledon des Judosports. Als erster Deutscher nach 15 Jahren diesen Wettkampf zu gewinnen war für mich eine ganz besondere Ehre. Ich habe zudem noch das Turnier in Düsseldorf gewonnen. Beide Erfolge geben mir Rückenwind für die Olympischen Spiele in London.“

Frage: „Du bist nun 32 Jahre alt. Hilft Dir Deine Erfahrung, wenn Du gegen jüngere Judokas antrittst?“
Ole Bischof: „Im Judosport gehöre ich damit bereits zu den Alten, aber das muss nicht unbedingt ein Nachteil sein.“

Frage: „Und wie steht es mit Deiner Fitness? Wie laufen die Vorbereitungen für die Olympischen Spiele?“
Ole Bischof: „Sehr gut. Mit meiner Vorbereitung bin ich sehr zufrieden. Ich bin natürlich auch etwas erschöpft, aber von jetzt an bis zu meinem Wettkampf am 31. Juli 2012 werde ich mich etwas erholen und nur ein bisschen trainieren, um mir meine Spritzigkeit zu erhalten.“

Frage: „Wer sind Deine Konkurrenten um die Goldmedaille?“
Bischof: „Kim Jae-Bum aus Korea und Leandro Guilheiro aus Brasilien. Gegen beide habe ich bereits gewonnen und verloren. Es wird also eng werden.“

Frage: „Du wurdest im vergangenen Jahr zum Laureus Botschafter ernannt. Was bedeutet Dir diese Ernennung?“
Ole Bischof: „Ich bin der Überzeugung, dass erfolgreiche Sportler die Verantwortung haben, der Gesellschaft etwas zurückzugeben und sozial benachteiligten Kinder und Jugendlichen zu helfen. Laureus nutzt den Sport als Mittel zum sozialen Wandel. Ein Konzept, an das ich glaube. Wir können junge Menschen erreichen, indem wir mit ihnen Fußball spielen oder ihren natürlichen Kampfinstinkt nutzen. Judo ist die ideale Sportart, um jungen Menschen den richtigen Weg zu weisen. Judo steht für Fairness und gegenseitigen Respekt. Im Judo folgen wir der japanischen Etikette und verbeugen uns vor unserem Gegner. Wir haben nie das Ziel, unseren Gegner zu zerstören oder zu verletzen. Das Ziel ist es, sich selbst und den Gegner zu einem besseren Judoka zu machen. Im Judo ist außerdem Mut sehr wichtig. Judo bringt Dir bei, Herausforderungen anzugehen und formt den Charakter. Diese Werte sind auch außerhalb des Trainings wichtig.“

Frage: „Liegt Dir ein Laureus Projekt besonders am Herzen?“
Ole Bischof: „Wir sind dabei, ein Judo-Projekt in Deutschland aufzubauen. Ich hoffe, dass es bald ein Laureus Projekt wird.“

Frage: „Du bist ein Rugby-Fan. Nicht gerade üblich in Deutschland…
Bischof: „Rugby ist leider in Deutschland nicht so stark verbreitet, aber ich liebe diesen Sport. Es ist wie Judo mit einem Ball. Ich bin ein großer Fan der neuseeländischen All Blacks und wann immer es geht, schaue ich mir die Spiele live an. Ich war begeistert, dass die All Blacks letzten Oktober Weltmeister geworden sind.“

Quelle: www.laureus.com

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten