getty images; Usain Bolt - einmal mehr der Konkurrenz überlegen
Rückblick: Die Spiele von Rio
Mit einer großen Abschlussfeier sind die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro zu Ende gegangen. In den vergangen zwei Wochen ist einiges passiert, das in Erinnerung bleiben wird: überraschende Goldmedaillen-Gewinner und gelebte olympische Werte, aber auch Doping, leere Stadien und Korruption.
Was von den Olypmpischen Spielen auf jeden Fall bleibt: Das europäisch geprägte IOC hat die Spiele nach Südamerika gegeben und– zurecht – südamerikanische Spiele bekommen. Rio de Janeiro ist ohne Frage eine pulsierende Metropole, eine Metropole der krassen Gegensätze. Arm und Reich leben hier sehr dicht beieinander. Und das hat sich auch bei den Spielen bemerkbar gemacht.
Es wurde viel diskutiert über leere Stadien. Aber verwundert es, dass dem so ist, wenn ein Ticket für die olympischen Wettkämpfe etwa ein Drittel des durchschnittlichen Monatslohns der ansässigen Bürger kostet? Wenn auffällt, dass Sponsoren ihre Tickets nicht einsetzen und selbst ranghohe IOC-Mitglieder unter Verdacht stehen, in illegale Ticketverkäufe involviert zu sein?
In einem Land, das mitten in einer Krise steckt – in dem in ganzen Stadtteilen der Strom ausfällt, während das IOC im Maracna die Abschlussfeier abhält – haben viele Menschen andere Probleme, als ein glattpoliertes Bild für die TV Stationen dieser Welt zu liefern.
Auch bei den Spielen von Rio bleibt die Frage, wie sauber der Sport überhaupt noch ist. Bei jeder großen Leistung, zumal bei den 22 aufgestellten Weltrekorden, schwingt ein Hauch von Zweifel mit. Regelmäßig tropften während der Spiele in Rio E-Mails in den Posteingang, in denen das IOC bekanntgab, dass bei Nachtests der Spiele von Peking und London weitere Athleten positiv getestet wurden. In Rio wird es nicht besser sein. Erste Fälle sind bereits bekannt. Und schon vor den Spielen hat es das IOC verpasst, klare Kante im Kampf gegen Doping zu zeigen. Es hatte entschieden, die russischen Sportler trotz nachgewiesenem Staatsdoping nicht von den Spielen auszuschließen. Vielmehr mussten die jeweiligen Sportverbände entscheiden.
Und es gibt die kuriose Geschichte um Robert Harting und seinen Bruder Christoph. Robert, als Goldfavorit zu den Spielen gereist, holt sich beim Lichtausknipsen mit dem Fuß einen Hexenschuss. Er scheitert in der Qualifikation für den Finaldurchgang. Und Christoph? Der qualifiziert sich, schleudert den Diskus im Finale auf 68,37 m und sichert sich damit den Olympiasieg. Nur sein anschließendes und viel kritisiertes Tänzchen bei der Siegerehrung gepaart mit anfänglichem Interviewboykott hätte er sich sparen können.
Es bleibt die Szene im Vorlauf über 5000m. Die beiden Läuferinnen Abbey D'Agostino und ihre neuseeländische Kontrahentin Nikki Hamblin stürzen. Hamblin rappelt sich als erste wieder auf, doch anstatt direkt ihr Rennen fortzusetzen, hilft sie D’Agostino, die sich schwer am Knie verletzt hat. Weit abgeschlagen kommen die beiden ins Ziel. Aufgrund dieser Aktion wird Nikki Hamblin für ihre Fairness und ihren besonderen Sportsgeist mit der selten vergebenen Pierre-de-Coubertin-Medaille des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ausgezeichnet.
Es bleiben die sturzbachartigen Tränen der Freude in Erinnerung, als Neymar Jr. für Brasilien das Olympische Fußballturnier gegen Deutschland entscheidet. Und es bleiben leider auch Tränen der Trauer um den deutschen Kanu-Trainer Stefan Henze, der in Folge eines schweren Autounfalls verstirbt. Es bleiben aber auch die vier Menschen, denen durch Henzes gespendete Organe das Leben gerettet wurde.
Von den Olympischen Spielen bleiben unterschiedliche Eindrücke hängen, auch bei den Athleten. „Die Stimmung im deutschen Team ist gut, aber viele sagen, dass sind die schlechtesten Spiele, die wir je hatten“, sagte die deutsche Stabhochspringerin und Leichtathletik-Athletensprecherin Martina Strutz. „Für diejenigen, die das erste und vielleicht einzige Mal bei Olympia gewesen sind, ist das traurig.“ Harte Kritik, die aber nicht alle teilen. Horst Hrubesch, Trainer der DFB-Junioren: „Olympia ist super, die Tage hier waren überragend.“ Auch in der Wahrnehmung der Athleten bleibt Rio offensichtlich das, was charakteristisch ist für die Gastgeberstadt: ein Highlight mit Gegensätzen.
Alles rund um die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro gibt es in unserem Olympia-Special
Es wurde viel diskutiert über leere Stadien. Aber verwundert es, dass dem so ist, wenn ein Ticket für die olympischen Wettkämpfe etwa ein Drittel des durchschnittlichen Monatslohns der ansässigen Bürger kostet? Wenn auffällt, dass Sponsoren ihre Tickets nicht einsetzen und selbst ranghohe IOC-Mitglieder unter Verdacht stehen, in illegale Ticketverkäufe involviert zu sein?
In einem Land, das mitten in einer Krise steckt – in dem in ganzen Stadtteilen der Strom ausfällt, während das IOC im Maracna die Abschlussfeier abhält – haben viele Menschen andere Probleme, als ein glattpoliertes Bild für die TV Stationen dieser Welt zu liefern.
Buhrufe und Pfiffe
Die Zuschauer, die in den Stadien waren, wurden häufig für ihr Verhalten kritisiert – sie seien unfair und parteiisch für die brasilianischen Athleten. Und ja, das ist in der Tat diskussionswürdig. Aber auch hier, das hat SZ-Redakteur Boris Herrmann schön dargestellt , findet man eine Erklärung im Austragungsort. Von ungeschriebenen Verhaltenskodexen, wie es sie beispielsweise beim Tennis, Fechten, Turnen oder Turmspringen gibt, halten viele brasilianische Fans offensichtlich nichts. Fußball ist Sportart Nummer eins, das zeigte sich auch am Fan-Verhalten. Pfiffe gegen die gegnerische Mannschaft sind dort ein probates Mittel, um das eigene Team (oder den eigenen Athleten) zu unterstützen. Ob das nun gut oder schlecht ist, das muss jeder für sich bewerten. Für die Athleten, das steht in jedem Fall fest, war das schade.Doping
Nachzuvollziehen waren die lautstarken Pfiffe gegen Dopingsünder, die wieder starten durften. Am deutlichsten bekam das die russische Schwimmerin Julia Jefimowa zu spüren – die auch die ganze Abneigung der anderen Athleten ertragen musste. Olympiasiegerin Siegerin Lilly King (USA) verweigerte der Zweitplatzierten Jefimowa die Gratulation. Die Stimmung zwischen den Sportlern ist vergiftet. Inzwischen scheint in bestimmten Sportarten das Misstrauen bei Sportlern und Zuschauern zu überwiegen.Auch bei den Spielen von Rio bleibt die Frage, wie sauber der Sport überhaupt noch ist. Bei jeder großen Leistung, zumal bei den 22 aufgestellten Weltrekorden, schwingt ein Hauch von Zweifel mit. Regelmäßig tropften während der Spiele in Rio E-Mails in den Posteingang, in denen das IOC bekanntgab, dass bei Nachtests der Spiele von Peking und London weitere Athleten positiv getestet wurden. In Rio wird es nicht besser sein. Erste Fälle sind bereits bekannt. Und schon vor den Spielen hat es das IOC verpasst, klare Kante im Kampf gegen Doping zu zeigen. Es hatte entschieden, die russischen Sportler trotz nachgewiesenem Staatsdoping nicht von den Spielen auszuschließen. Vielmehr mussten die jeweiligen Sportverbände entscheiden.
Die Kehrseite der Medaille
Aber es gibt natürlich auch noch die andere Seite der Medaille. Michael Phelps zum Beispiel, der seine Medaillenausbeute bei Olympischen Spielen auf 23 (!) hochschraubt. Es gibt Sprint-Superstar Usain Bolt, der nach Peking 2008 und London 2012 zum dritten Mal infolge Olympiasieger über 100m, 200m und mit der 4x100m-Staffel wird.Und es gibt die kuriose Geschichte um Robert Harting und seinen Bruder Christoph. Robert, als Goldfavorit zu den Spielen gereist, holt sich beim Lichtausknipsen mit dem Fuß einen Hexenschuss. Er scheitert in der Qualifikation für den Finaldurchgang. Und Christoph? Der qualifiziert sich, schleudert den Diskus im Finale auf 68,37 m und sichert sich damit den Olympiasieg. Nur sein anschließendes und viel kritisiertes Tänzchen bei der Siegerehrung gepaart mit anfänglichem Interviewboykott hätte er sich sparen können.
Bilderstrecke: Die Deutschen Olympiasieger
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Es bleibt die Szene im Vorlauf über 5000m. Die beiden Läuferinnen Abbey D'Agostino und ihre neuseeländische Kontrahentin Nikki Hamblin stürzen. Hamblin rappelt sich als erste wieder auf, doch anstatt direkt ihr Rennen fortzusetzen, hilft sie D’Agostino, die sich schwer am Knie verletzt hat. Weit abgeschlagen kommen die beiden ins Ziel. Aufgrund dieser Aktion wird Nikki Hamblin für ihre Fairness und ihren besonderen Sportsgeist mit der selten vergebenen Pierre-de-Coubertin-Medaille des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ausgezeichnet.
Es bleiben die sturzbachartigen Tränen der Freude in Erinnerung, als Neymar Jr. für Brasilien das Olympische Fußballturnier gegen Deutschland entscheidet. Und es bleiben leider auch Tränen der Trauer um den deutschen Kanu-Trainer Stefan Henze, der in Folge eines schweren Autounfalls verstirbt. Es bleiben aber auch die vier Menschen, denen durch Henzes gespendete Organe das Leben gerettet wurde.
Von den Olympischen Spielen bleiben unterschiedliche Eindrücke hängen, auch bei den Athleten. „Die Stimmung im deutschen Team ist gut, aber viele sagen, dass sind die schlechtesten Spiele, die wir je hatten“, sagte die deutsche Stabhochspringerin und Leichtathletik-Athletensprecherin Martina Strutz. „Für diejenigen, die das erste und vielleicht einzige Mal bei Olympia gewesen sind, ist das traurig.“ Harte Kritik, die aber nicht alle teilen. Horst Hrubesch, Trainer der DFB-Junioren: „Olympia ist super, die Tage hier waren überragend.“ Auch in der Wahrnehmung der Athleten bleibt Rio offensichtlich das, was charakteristisch ist für die Gastgeberstadt: ein Highlight mit Gegensätzen.
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