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Exoten bei Olympia 2014 - Die etwas anderen Athleten

  • David Meininger
Die olympischen Spiele sind seit jeher auch eine Bühne für Exoten. Eddie the Eagle, der jamaikanische Viererbob - es gibt unzählige Beispiele für Ausnahmetalente, sympathische Verlierer und Außenseiter. Die Spiele in Sotschi sind da keine Ausnahme. Wir stellen Euch Athleten vor, die dem Begriff „Ausnahmesportler“ eine ganz neue Bedeutung geben.

Der Sport schreibt unglaubliche Geschichten. Manche klingen wie ein Märchen, andere wie das Drehbuch eines Films. Die Teilnahme an den olympischen Spielen ist der Traum eines jeden Sportlers. Da spielt auch das Herkunftsland keine Rolle, wie die folgenden Athleten beweisen:

Vanessa-Mae (Thailand) - Riesenslalom

Vanessa-Mae ist eine der prominentesten Geigerinnen der Welt. Mae hat mit ihrer Musik Millionen verdient - 40 Platin- und 18 Goldplatten stehen in ihrem Trophäensammlung. Nun tauscht sie Violine und Bogen gegen Skier und Stöcke ein. Sie ist die Tochter einer Chinesin und eines Thailänders, wuchs aber nach der Scheidung ihrer Eltern beim Stiefvater in Großbritannien auf. In den vergangenen Jahren entdeckte die Künstlerin, die bereits als Kind auf Skiern gestanden hatte, ihre Leidenschaft für den Skisport wieder. Aus diesem Grund verlegte Mae 2009 ihren festen Wohnsitz in die Schweiz. Im kleinen Bergdorf Zermatt reifte ihr Traum: Die Teilnahme bei den olympischen Winterspielen in Sotschi. Um dieses Ziel zu erreichen, legte sie ihre Karriere buchstäblich auf Eis und begann mit dem Training. Und tatsächlich: Die Star-Geigerin schaffte die Qualifikation auf den letzten Drücker und wird nun für das Land ihres Vaters an den Start gehen.

Bruno Banani (Königreich Tonga) - Rodeln

Die Wintersportkarriere Bananis, geboren als Fuahea Semi, beginnt im Dezember 2008 und klingt wie ein Märchen. Die sportbegeisterte tongaische Prinzessin Salote Mafile'o Pilolevu Tuita suchte mittels Casting einen Vertreter für ihr Königreich bei den Olympischen Winterspielen. Nach mehreren Tests, bei denen die Bewerber neben Mut auch Kraft, Athletik und Geschicklichkeit beweisen mussten, stand der Sieger fest: Ein 21 Jahre alter Student namens Fuahea Semi.
Zur besseren Vermarktung Semis schlug der Geschäftsführer der am Casting mitwirkenden Agentur, „makai Europe“, eine Änderung des Namens vor. So wurde aus dem Informatikstudenten Fuahea Semi der Wintersportler Bruno Banani. Der ausgefallene neue Name ist tatsächlich auf das gleichnamige Textilunternehmen zurückzuführen. Die Bruno Banani underwear GmbH ist der Hauptsponsor des Rodlers. Der erste und einzige Wintersportler Tongas trainierte mit den deutschen Rodlern zusammen. Mit Erfolg: „Ich bin unglaublich glücklich. Die Olympia Qualifikation war die letzten Jahre mein Ziel und es fühlt sich gut an, es erreicht zu haben“, sagte der 26-Jährige in einer Mitteilung an die Presse.

Winston Watts & Marvin Dixon (Jamaika) – Zweierbob

Das Nationale Olympische Komitee aus Jamaika bringt es auf den Punkt: "Einmal mehr ist der Stolz unseres Landes mit unseren Athleten, die für uns vorangehen." Der Jubel auf der Karibikinsel, aber auch bei Wintersportfans auf der ganzen Welt, ist groß, seitdem die Teilnahme des jamaikanischen Zweierbobs feststeht. Sofort werden Erinnerungen an den legendären Viererbob von 1988 wach. Eine unglaubliche Geschichte, die unter dem Titel "Cool Runnings" verfilmt wurde.
Für Watts sind es nach 1994, 1998 und 2002 bereits die vierten Spiele. 2006 war der 46-Jährige eigentlich schon vom Bob-Sport zurückgetreten. Jetzt ist er noch einmal zurückgekehrt um den olympischen Trubel ein letztes Mal zu genießen.

Hubertus von Hohenlohe (Mexiko) – Slalom

Die olympischen Spiele 2014 sind nicht nur exotisch, sondern auch adelig. Prinz Hubertus von Hohenlohe-Langenburg wird im Slalom an den Start gehen. Der Name täuscht, Hubertus ist (leider) kein Bestandteil der deutschen Olympiamannschaft. Stattdessen vertritt der Prinz das Land seiner Geburt: Mexiko. 1984 nahm das Multitalent – Hubertus ist nicht nur Skirennläufer, sondern auch Fotograf und Sänger - erstmals an Olympischen Winterspielen teil. Der Gründer und einzige Athlet des mexikanischen Skiverbandes ist mit bald 55 Jahren obendrein der älteste Teilnehmer in Sotschi.
Für Olympia hat sich Hubertus von Hohenlohe ein ambitioniertes Ziel gesetzt. Der Prinz möchte den Titel des bestgekleideten Skifahrers gewinnen. Dafür wird er sich auch angemessen in Schale schmeißen. Sein Skianzug ist der Tracht der mexikanischen Musiker, den Mariachis, nachempfunden.

Yohan Goutt Goncalves (Osttimor) - Slalom/Riesenslalom

Der 19 Jahre alte Goncalves ist bisher der erste und einzige Athlet Osttimors, der bei olympischen Winterspielen an den Start geht. Osttimor ist ein Inselstaat in Südostasien mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von rund 29 Grad Celsius. Aufgewachsen ist Goncalves in Frankreich, dem Land seines Vaters. Für Osttimor darf er an den Start gehen, weil seine Mutter von dort stammt.  Die Timoresen haben in ihrer Landessprache nicht einmal ein Wort für "Skifahren". Vielleicht wird sich das nach Olympia ändern.

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