Viel kritisiert, häufig unterschätzt – Die Trainerrolle im Leistungssport gettyimages

Viel kritisiert, häufig unterschätzt – Die Trainerrolle im Leistungssport

  • Martin Imruck
Immer häufiger sind nicht nur Spieler, sondern auch Trainer in den Schlagzeilen, weil sie aus gesundheitlichen Gründen von ihren Ämtern zurücktreten müssen. Ralf Rangnick beispielweise legte 2011 wegen eines Burnouts sein Amt nieder. Um die Rolle der Trainer im Leistungssport zu stärken, hat der Deutsche Olympische Sportbund vor acht Jahren die Auszeichnung zum Trainer des Jahres geschaffen.

Ralf Rangnick – jüngstes Beispiel aus der Bundesliga

Im Januar 2011 wurde Ralf Rangnick beim Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim entlassen. Damit ging eine kleine Ära zu Ende, denn Rangnick, seit 2006 Trainer der TSG, hatte das Team von der Regionalliga-Süd bis ins Oberhaus des deutschen Fußballs geführt.

Nur zwei Monate nach seinem Aus in Hoffenheim wurde Rangnick bei Schalke 04 als Nachfolger des entlassenen Felix Magath vorgestellt. Dort schaffte es Rangnick mit den Knappen bis ins Halbfinale der Champions-League und holte im Mai den DFB-Pokal.

Diagnose aus dem Nichts

Am 22.09.2011 folgte die Hiobsbotschaft: Schalke verkündete die sofortige Amtsniederlegung des heute 54-jährigen Fußballtrainers. Der Grund: Burnout! Rangnick leide an einem vegetativen Erschöpfungssyndrom, heißt es auf einer Pressekonferenz. Anschließend wurde es ruhig um den ehemaligen Spitzentrainer. Umso lauter wurde die Diskussion um die Rolle der Trainer im Leistungssport und die Forderung nach mehr Akzeptanz der Trainer.

Ralf Rangnick: Das Comeback

Fast fünf Monate später im Februar 2012 kehrte Ralf Rangnick zurück. Im Aktuellen Sportstudio redete er offen über das, was ihn aus dem Beruf gedrängt und in seiner Auszeit beschäftigt hatte. Er habe in der Vergangenheit „sehr viel Energie aufbringen müssen, um für andere Menschen da zu sein, privat und beruflich“. Gleichzeitig merkte er jedoch auch an wie hoch die Anforderungen im Trainergeschäft heutzutage seien: „Ich als Trainer lebe davon, dass ich die Energie, die in mir steckt komplett an die Mannschaft weitergebe. Wenn die Energie fehlt, gibt es keine Alternative. Nur ein bisschen Trainer sein gibt es nicht“.

Im Juni 2012 startete Rangnick sein berufliches Comeback. Er wurde neuer Sportdirektor von RB Salzburg (Österreichische Bundesliga) und RB Leipzig (Deutscher Viertligist). Es ist nach seinem Burnout die erste Beschäftigung des ehemaligen Trainers.

Der Fall von Ralf Rangnick und dessen öffentlicher Umgang damit, haben dazu geführt, dass das Augenmerk von Verbänden und Vereinen wieder vermehrt auf die Trainer gerichtet wird.

Aufgaben eines Trainers

Grundvoraussetzung für jeden Trainer ist eine gute Ausbildung. Darüber hinaus muss er gleichzeitig auch das Talent besitzen sein Wissen an den Sportler oder die Mannschaft weiterzugeben. Verbesserungsmöglichkeiten muss er erkennen und jeweils die passende Lösung parat haben. Alleine das sportliche Aufgabenfeld eines Trainers ist damit unglaublich facettenreich.

Aber auch die psychische Belastung, das haben die letzten Jahre immer wieder gezeigt, sollte nicht unterschätz werden. Der Trainer steht ständig im Fokus der Öffentlichkeit. Kritik trifft ihn meistens zuerst, weil er sich auch häufig schützend vor den Sportler oder die Mannschaft stellt. Da die Leistung und die Resultate meistens an erster Stelle stehen, gibt es kaum einen Zeitpunkt sich auszuruhen oder sich über die (Un-)Sicherheit des Jobs im Klaren zu sein. Die Gefahr eines Leistungseinbruchs, einer Enttäuschung ist omnipräsent und kann auch für die Trainer zermürbend sein, wie bei Ralf Rangnick geschehen.

DOSB kürt seit 2006 den Trainer des Jahres

Um die Leistungen der Trainer und die Personen selbst angemessen zu würdigen, hat der DOSB im Jahr 2006 die Auszeichnung zum Trainer des Jahres eingeführt. Im Rahmen der alljährlichen Ehrung von Sportler, Sportlerin und Mannschaft des Jahres in Baden-Baden, werden seit acht Jahren auch die engsten Partner der Athleten, die Trainer, ausgezeichnet. Der Stellenwert des Trainerberufes soll hierdurch erhöht werden.

„Ohne großartige Trainer, kein großartiger Erfolg“, weiß der ehemalige Fecht-Olympiasieger (1976 in Montreal) und jetzige DOSB-Präsident Thomas Bach. Bei der Verleihung 2012 betonte er daher auch den Grund des DOSB das Trainerwesen nachhaltig zu fördern:

„Die Trainerfrage bleibt eine der großen Herausforderungen des Leistungssports in Deutschland. Die Situation für unsere Trainer ist auf allen Stufen unbefriedigend. Das gilt für die Gewinnung von Trainern über Aus- und Fortbildung bis hin zur Bezahlung. Die Finanzierung der Trainertätigkeit aus oft vielen Töpfen und dazu immer nur relativ kurzfristige Verträge sind wenig förderlich und behindern die effektive und langfristige Arbeit im Leistungssport. Deshalb werden wir uns als DOSB weiter dafür stark machen, dass die Situation der Trainer verbessert wird.“

Die Trainer des Jahres seit 2006 im Überblick

  • 2006: Raimund Bethge (Bob)
  • 2007: Heiner Brand (Handball)
  • 2008: Rolf-Dieter Amend (Kanu)
  • 2009: Kim Raisner (Moderner Fünfkampf)
  • 2010: Uwe Müßiggang (Biathlon)
  • 2011: Markus Weise (Hockey)
  • 2012: Ralf Holtmeyer (Rudern) und Hans Melzer (Reiten, Vielseitigkeit)

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