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Club oder Frau – was liebt Man(n) wirklich?

  • Martin Imruck
In einer Studie, die von einem großen Sportartikelhersteller in Auftrag gegeben wurde, haben Wissenschaftler der Bristol University untersucht, wen Fußballfans mehr lieben, ihre Partnerin oder ihren Verein. Die Messung unbewusster Stresslevels der Versuchspersonen ergab: Familie geht vor.

Als Untersuchungsgruppe wählte das Forscherteam unter der Leitung der Professoren Bruce Hood und Marcus Munafò 20 Fans des englischen Erstligisten Newcastle United. Alle Teilnehmer mussten seit mindestens fünf Jahren Dauerkartenbesitzer ihres Vereins und zudem seit mindestens fünf Jahren in einer festen Beziehung sein.

Das Ergebnis der Untersuchung ist interessant. Obwohl einige der Fans angaben, ihren Verein mehr zu lieben als ihre Frau, zeigten die erhobenen Daten das genaue Gegenteil. Die unterbewussten Stresslevels wurden beim Zerschneiden eines Bildes der Partnerin mit 70% gemessen und lagen damit deutlich höher als beim Zerschneiden eines Mannschaftsfotos von Newcastle United. Die Schlüsse die die Forscher aus ihren Daten zogen: Die Probanden haben eine stärkere Emotionale Bindung zu ihren Partnerinnen, als zu ihrem Fußballverein, obwohl sie angaben, beide genauso innig zu lieben.

Einschränkung

Mit einer solch kleinen Untersuchungsgruppe (n=20) können nur Tendenzen festgestellt werden. Die Ergebnisse können nicht vorbehaltlos auf alle Fans übertragen werden. Allerdings hätten die Daten gezeigt, so die Forscher, dass die teilnehmenden Fans eine engere emotionale Bindung zu ihren Frauen, als zu ihrem Verein haben.

Als mögliche Gründe für den Ausgang dieser Studie nennen die Forscher die Tatsache, dass Fußballvereine anders gestrickt sind, als Individuen. Individuen werden als einzigartig und nicht-austauschbar betrachtet. Mannschaften hingegen bestehen aus mehreren Individuen, Spieler kommen und gehen. Die Mannschaft verändert sich ständig. Diese Ständige Veränderung und die Austauschbarkeit der Spieler könnten, so die Forscher, die geringeren Stresslevels bei der symbolischen Zerstörung des Teams begründen.

Die Methode

Im Rahmen der Untersuchung mussten alle Teilnehmer folgende Aufgabe erfüllen. Vor der Untersuchung mussten sie jeweils ein Bild ihrer Frau zur Verfügung stellen. Von den Forschern wurden drei weitere Bilder hinzugefügt, eines von der Mannschaft Newcastles, eines einer unbekannten Frau und eines mit einem unbekannten Rubgyteam.

Alle vier Fotos wurden je drei Mal kopiert und zufällig auf drei separate Umschläge aufgeteilt. Am Untersuchungstag bekamen die Teilnehmer eine Schere und die Umschläge ausgehändigt und die Aufgabe, einen Umschlag zu öffnen und die enthaltenen Bilder nacheinander zu zerschneiden. Anschließen wiederholte sich die Prozedur mit den weiteren zwei Umschlägen. Die Auswahl der Umschläge erfolgte zufällig.

Mit Hilfe einer speziellen Hautleitfähigkeitsreaktions-Maschine ermittelten die Forscher die unbewussten Stresslevels der Probanden beim Zerschneiden der Bilder. Der Stresslevel beim Zerschneiden lag beim Bild der Partnerinnen deutlich über dem beim Bild der Fußballmannschaft. Anschließend mussten die Teilnehmer die beiden Aussagen „Ich liebe meinen Verein über alles in der Welt“ und „Ich liebe meine Frau über alles in der Welt“ auf einer Skala von 1 bis 7 (1= Stimme gar nicht zu, 7=stimme voll zu) bewerten. Hierbei lagen die Antworten statistisch gleich auf.

„Zugabe“

Nach dem wissenschaftlichen Teil des Experiments bekamen die Teilnehmer als „Zugabe“ noch eine Aufgabe gestellt. Die Fans bekamen zwei Voodoo-Puppen vorgelegt, von denen eine die Partnerin und eine den wichtigsten Spieler des Vereins symbolisierte. Das Dilemma vor dem die Probanden standen: Sie mussten sich entscheiden. Entweder, sie steckten eine Nadel in die „Spieler-Puppe“ und setzten ihn damit für ein wichtiges Spiel außer Gefecht oder sie steckten eine Nadel in die Puppe, die die Freundin verkörperte, und schickten sie damit eine Woche mit Grippe ins Bett. Hier bestätigten sich die wissenschaftlichen Daten allerdings nicht immer.

James Cosey, der seit 12 Jahren Dauerkartenbesitzer bei Newcastle ist, gab es nur eine Entscheidung: „Als es drauf ankam, konnte ich es einfach nicht verantworten, dass Jonas Gutiérrez für ein Spiel ausfällt, also steckte ich die Nadel in meine Frau.“

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