Funsportart Slacklinen – Profi-Slackliner Bernd Hassmann im Interview Elephant Slacklines

Funsportart Slacklinen – Profi-Slackliner Bernd Hassmann im Interview

  • Sandra Wachaja
Im Rahmen der Reel Rock Film Tour 2011 war das Elephant Slackline Team beim Tour-Stopp in Gilching bei München zu Gast. netzathleten.de hat mit Profi-Slackliner Bernd Hassmann über die Faszination Slacklinen, seine Projekte und das Extrem Highlinen gesprochen.

netzathleten.de: Bernd, wann hast Du mit dem Slacklinen angefangen und wie kam es dazu?

Bernd Hassmann: Mit dem Slacklinen habe ich vor ungefähr fünf Jahren angefangen. Beim Klettern hat ein Kumpel etwas von einer Slackline erzählt. Damals wusste ich noch gar nicht, was das ist. Ich habe mir das Ganze dann im Internet angeschaut und es sah ganz interessant aus. Kurz darauf habe ich einmal mit einem Spanngurt herumhantiert, was nicht wirklich von Erfolg gekrönt war. Da ich keine Tipps und Kniffe kannte, auf die man achten muss, habe ich mich zu Beginn sehr schwer getan.

Nachdem ich mir wenig später die erste Slackline gekauft hatte, hat es mir gleich sehr viel Spaß gemacht. Dann wurde auch schnell mein Ehrgeiz geweckt. Ich habe immer neue Schritte und Sprünge ausprobiert und erlernt. Das Ganze hat mich dann sehr schnell süchtig gemacht. (lacht)

netzathleten.de: Was fasziniert Dich am Slacklinen? Was macht es aus?

Das Tolle am Slacklinen ist, dass es noch eine sehr junge Sportart ist. Es gibt noch keine wirklichen Regeln, sodass man selbst wahnsinnig viel Kreativität einbringen kann. Man kann neue Tricks erfinden, die Limits selbst pushen, beispielsweise durch eine längere oder höhere Line. Das macht für mich die Faszination aus. Außerdem ist es schön zu erleben, wie sich die Szene stetig weiterentwickelt.

netzathleten.de: Was kann man auf der Line so alles machen?

Auf der Line ist eigentlich nichts unmöglich. Und das ist gerade das Schöne daran. Eigentlich alles, was man auf dem Trampolin oder am Boden macht, wie beispielsweise Saltos oder Drehungen, lässt sich auf einer Line grundsätzlich auch umsetzen.

netzathleten.de: „Die Limits selbst pushen“ hast du gerade gesagt. Ein Beispiel dafür ist dein Projekt Jumpline 50, das du dieses Jahr abgeschlossen hast. Erkläre doch bitte unseren Lesern, um was es dabei genau ging.

Jumpline 50 war ein Projekt, dass ich letztes Jahr gestartet habe. Ich habe mir eine 30 Meter lange Line aufgebaut, die ich komplett durchgesprungen bin.

netzathleten.de: sprich, du bist hüpfend von einem Ende zum anderen der Line, ohne den Boden zu berühren…

Genau. Dabei habe ich festgestellt, dass das noch lange nicht die Grenze ist. 50 Meter war dann der nächste Schritt. Dieses Jahr im Mai hat alles gepasst. Das Wetter und der Trainingszustand waren sehr gut. Wir haben dann mit Kraftmessern eine 50-Meter-Line aufgebaut, auf eineinhalb Tonnen vorgespannt und ungefähr beim zehnten Versuch habe ich es geschafft, auch diese Line komplett durchzuspringen. Bisher ist das noch einzigartig, weil es noch niemand zuvor gemacht hat. Und das ist natürlich ein schönes Gefühl.

netzathleten.de: Du warst auch schon mit einer Slackline-Wette bei „Wetten, dass…“, in der Du Luftballons unter der Line zum Platzen gebracht hast. Wie kam es zu der Idee?

Die Idee ist entstanden als wir im Englischen Garten in München zum Slacklinen waren. Ein Kumpel hatte eine Packung Luftballons dabei. Da haben wir uns überlegt, was sich damit so alles machen lässt und wie das Ganze auf die Passanten wirkt. Nachdem der Platz dann sehr schnell voller Leute war, dachten wir uns: Da müssen wir mehr draus machen. Somit haben wir uns dann bei „Wetten, dass…“ angemeldet.

Wie die Wette genau aussah und ob Bernd die Wette gewonnen hat, könnt Ihr im folgenden Video sehen…

 

netzathleten.de: Was war das für ein Erlebnis, bei „Wetten, dass…“ dabei zu sein?

Das Erlebnis bei „Wetten, dass…“ war sehr intensiv, weil es in Europa einfach mit die größte Unterhaltungssendung ist. Man erlebt, was zu so einer Show alles dazugehört, auch hinter den Kulissen, wie alles abläuft, was alles dahinter steckt. Das war eine einmalige Erfahrung auf die ich natürlich auch stolz bin. Auch deshalb, weil ich die Sportart Slacklinen so vor einem Millionenpublikum präsentieren konnte.

netzathleten.de: Du warst auch schon „Highlinen“, also Slacklinen auf einer sehr hoch gespannten Line. Was ist das Besondere daran?

Das Besondere am Highlinen ist, dass es mit dem Slacklinen, bis auf das Laufen auf einem Band, nicht mehr so viel zu tun hat. Das liegt hauptsächlich daran, dass es vom mentalen Faktor her etwas ganz anderes ist. Man muss die äußeren Umstände komplett ausblenden und sich voll auf den Punkt konzentrieren können, um eben auch in einer Höhe von 30, 100 Metern oder noch höher die Balance halten zu können. Das macht das Ganze umso anspruchsvoller und ist ein noch viel intensiveres Erlebnis.

netzathleten.de: Ist dafür ein spezielles Training nötig?

Es gibt schon bestimmte Aufsteh- und Fangtechniken, die man für das Highlinen braucht. Wenn man mit dem Highlinen anfangen möchte, ist es am besten zunächst erfahrene Leute zu begleiten. Die haben die notwendigen Tipps und das „Know-How“, vor allem was den Aufbau betrifft. Die Technik und der Aufbau sind beim Highlinen extrem wichtig, gerade für die Sicherheit. Deshalb sollte man auf keinen Fall auf eigene Faust losziehen und eine Highline aufbauen.

netzathleten.de: Wie muss man sich die Sicherung beim Highlinen vorstellen?

Die Line ist ganz normal mit einem Flaschenzug gespannt. Unter der Hauptline ist entweder ein Kletterseil oder ein zweites Band gespannt, welches einen absichert, falls das Hauptband reißen sollte. Zudem trägt man einen Klettergurt, von dem zwei Seilstücke in die Line eingebunden werden. Im Idealfall verwendet man hierzu einen geprüften Stahlring, der dann auch keine scharfen Kanten hat. Das heißt, wenn man fällt, hängt man mit dem Klettergurt trotzdem noch an der Line und kann sich wieder hocharbeiten.

netzathleten.de: Würden Dich auch andere Extreme reizen, wie zum Beispiel Free-Solo- Highlinen oder auch Free-Solo-Klettern, also ohne Sicherung?

Ich habe definitiv nicht das Bedürfnis Free-Solo eine Line zu gehen. Es gibt Menschen, die das machen, da habe ich auch nichts dagegen, aber für mich wäre das nichts. Ansonsten kann man beim Slacklinen gerade durch das Highlinen oder auch durch waghalsige Tricks schon große Extreme umsetzen. Auch eine Line, die über das Wasser gespannt ist, ist eine enorme Herausforderung, weil sich der Untergrund bewegt. Das bringt alles schon so viel Adrenalin, dass ich mit dem Slacklinen ganz gut bedient bin, was Extreme angeht. (lacht)

Wie bedanken uns recht herzlich für das Interview und wünschen Bernd Hassmann für die Zukunft alles Gute!

Weitere Videos und Informationen zu Bernd Hassmann findet Ihr unter www.berndhassmann.com oder auf www.elephant-slackline.com.

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