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Der Kempa-Trick im Handball

  • Marco Heibel
Während es im Basketball unzählige spektakuläre Varianten gibt, den Ball im Korb unterzubringen, gibt es im Handball nur einen „echten“ Trickwurf, der das Publikum jedes Mal aufs Neue begeistert: der Kempa-Trick.

Bernhard Kempa war so etwas wie der Fritz Walter des Handballs. Der 1920 in Oberschlesien geborene Kempa war der überragende Spieler von 1945 bis zu seinem Karriereende 1957. Der Rückraumspieler gewann mit seinem Verein Frisch Auf Göppingen elf deutsche Meisterschaften im Handball, 1954 sogar das „Double“ aus Feld- und Hallenmeisterschaft. Hinzu kommen noch zwei WM-Titel auf dem Feld (1952, 1955) für „Monsieur Handball“, wie Kempa ehrfürchtig genannt wurde. Kempas nachhaltigstes und bekanntestes Vermächtnis ist allerdings ein Trick, der heute noch seinen Namen trägt.

Ein Trick für die Ewigkeit


Beim Kempa-Trick nimmt der angespielte Spieler den Ball in der Luft an und schließt den Wurf ab, bevor er wieder gelandet ist. Kempa zeigte diesen Trick erstmals in einem Länderspiel gegen Schweden im Jahr 1954, als er der Passgeber für einen Mitspieler war. Die Idee stammte aber von ihm.

Meistens wird der Kempa-Trick in Kreisnähe eingesetzt. Der Ball wird also in den Sechs-Meter-Raum hinein gespielt und von einem hineinspringenden Spieler verwertet, bevor dieser landet. Stimmt das Timing, ist der Kempa kaum zu verteidigen.



Weiterhin gibt es eine Kempa-Variante aus der zweiten Reihe, bei der ein Rückraumspieler aus dem Sprung heraus annimmt und sofort abzieht. Der Schütze hat dabei das Überraschungsmoment auf seiner Seite, weil sowohl Abwehr als auch Torwart von dieser Variante oft überrascht werden. Man sieht sie jedoch nicht ganz so häufig, weil sie ein recht hohes Risiko birgt.

Mittlerweile sieht man des Öfteren auch zwei- oder dreifache Kempa-Varianten. Manche Teams treiben es mit diesem Trick aber wirklich auf die Spitze. Wie das dann aussieht, seht Ihr hier:

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An der Schwelle zur Arroganz


Der Trick ist nicht „ohne“. Ihm haftet immer etwas Arrogantes an, weswegen viele Trainer ihn ihren Spielern erst bei einer hohen Führung erlauben. Schließlich schwingt der Beigeschmack immer mit, dass man den Gegner vorführen möchte. Um dieses ungeschriebene Gesetz scherte sich die deutsche Nationalmannsachaft im Halbfinale der Heim-WM 2007 gegen Frankreich wenig. Da setzte sie ihn in Rückstand liegend in der Verlängerung ein, hatte damit Erfolg und gewann letztlich das Spiel mit 32:31.

Interessante Randnotiz: Im Beachhandball, einem mittlerweile vom Weltverband anerkannten Ableger der Hallensportart, zählt ein Kempa-Tor doppelt. Auf diese Weise zahlt sich spektakuläres Spiel also wirklich einmal aus.

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