„Geh besser zum Zirkus“ – Der Fosbury-Flop im Hochsprung shutterstock.com/Herbert Kratky

„Geh besser zum Zirkus“ – Der Fosbury-Flop im Hochsprung

  • Marco Heibel
Von den Anfängen bis zum heutigen Tag hat sich die Technik im Hochsprung enorm gewandelt. Die netzathleten zeigen Euch den weiten und teilweise skurrilen Weg vom Sprung aus der Hocke bis hin zum heute gesprungenen Fosbury-Flop.

Der Hochsprung ist seit Jahren eine deutsche Medaillenbank bei internationalen Leichtathletik Meisterschaften. Ulrike Meyfarth, Dietmar Mögenburg, Heike Henkel oder Ariane Friedrich stehen nur beispielhaft für die deutschen Top-Stars dieser Sportart. Sie alle vereint, dass sie am erfolgreichsten mit der Flop-Technik waren, die nach dem US-Amerikaner Dick Fosbury benannt wurde. Doch bis zu der heute gesprungenen Technik war es ein weiter Weg.

Die Anfänge des Hochsprungs


Der Hochsprung gehörte nicht zu den olympischen Ur-Disziplinen der Antike (u.a. Speerwerfen, Diskuswerfen, Stadionlauf), sondern wurde erst 1896 bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit ins Programm aufgenommen. Seine Wurzeln liegen im keltischen Raum.

Mit welchem Körperteil man die Latte zuerst überquert, ist den Springern erst seit 1936 freigestellt – bis dahin mussten es zwingend die Füße sein –, doch seit jeher ist festgelegt, dass man nur mit einem Bein abspringen darf. Aufgrund dieser weitgehenden Freiheit konnten sich so im Lauf der Zeit verschiedene Techniken herausbilden.

Angefangen mit der Frontalhocke, über den Rollsprung und den Schersprung bis hin zum Bauchwälzer (Straddle), konnten die besten Männer den Hochsprung-Weltrekord bis 1968 auf 2,28m steigern. Revolutioniert wurde der Hochsprung jedoch bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexico-City – und das, obwohl dem „Revoluzzer“ bereits 2,24m reichten, um sich die Goldmedaille zu sichern.

Der Fosbury-Flop: Erst ausgelacht, dann gefeiert


Der 21-jährige US-Amerikaner Dick Fosbury war vor den Spielen in der mexikanischen Hauptstadt allenfalls Hochsprung-Experten ein Begriff. Fosbury war mit den damals gängigen Techniken Schersprung und Straddle nicht über das Mittelmaß hinausgekommen. Erst bei der nationalen Olympia-Ausscheidung machte er auf sich aufmerksam und zwar mit einer beinahe neuen Technik (dazu später mehr): Fosbury lief in einem Bogen zur Latte hin, drehte auf den letzten Schritten den Rumpf und überquerte die Latte rücklings. Auf diese Weise gewann er die Ausscheidung und verbesserte seine persönliche Bestmarke in diesem Wettkampf um 11cm auf 2,21m.

Wenige Wochen später bei den Olympischen Spielen von Mexico-City legte er noch einmal drei Zentimeter oben drauf und holte Gold. Doch wesentlich bemerkenswerter als der Gewinn dieser Medaille waren die Reaktionen auf seinen Sprungstil: Mediziner warnten vor dem Risiko eines Genickbruchs. Trainer, darunter auch Fosburys eigener Coach (O-Ton: „Geh besser zum Zirkus“), hielten das Ganze zunächst für einen Scherz. Auch das Publikum rieb sich anfangs verwundert die Augen, feierte Fosbury aber bald frenetisch bei jedem Sprung.

Fosbury-Flop: Warum er die beste Technik ist


Der Erfolg dieser Technik liegt in der – wissenschaftlich nachgewiesenen – optimalen Ausnutzung des Körperschwerpunktes in der Flugphase. Charakteristisch für den Fosbury-Flop ist die Kurve, die der Springer im Anlauf nimmt. Dick Fosbury selbst erklärte einmal scherzhaft, dass diese Kurve einem Zufall entsprungen sei. Er habe den Flop erst heimlich in seinem Garten geübt, und auf dem direkten Weg zu der Matte habe eben ein Baum gestanden, weswegen er in einem Bogen Anlauf nehmen musste.

Fosbury- oder doch Pingl-Flop?


Was viele nun erstaunen wird: In Wahrheit ist Fosbury gar nicht der erste gewesen, der diese Technik gesprungen hat. Denn bereits 1958 holte sich der eher unbekannte Österreicher Fritz Pingl mit dieser Technik den nationalen Meistertitel. Pingls Problem war jedoch, dass er trotz „seiner“ Technik nur 1,96m schaffte – zu wenig, um im Konzert der Großen mitzuspringen.

So musste erst ein Springer kommen, der in der Lage war, mit dem Pingl-Stil einen großen Titel zu gewinnen; wie Fosbury eben. Ob Fosbury den Sprungstil beim Österreicher abgekupfert hat oder die Technik ohne von ihrer Existenz zu wissen selbst entdeckt hat, ist im Übrigen nicht eindeutig zu klären. Weltbekannt wurde sie jedenfalls unter dem Namen Fosburys – der im Übrigen nicht mehr lange von „seiner“ Technik profitierte: Bereits ein Jahr nach Mexico-City beendete er seine Karriere. Fosbury wollte lieber Ingenieurwesen studieren.

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