Erlebnisbericht von Freeskier Tobi Reindl aus Kanada Tobi Reindl

Erlebnisbericht von Freeskier Tobi Reindl aus Kanada

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Freeskier Tobi Reindl hat sich nach Kanada gewagt, um vor Ort Videoaufnahmen und Fotomaterial zu shooten. Sein Ziel: Die besten Videoaufnahmen der Saison. Für FUNSPORTING berichtet er von seinem Trip. Was dabei alles schief gehen kann, erfahrt ihr hier.

Filmtrips sind immer so eine Sache. Der Erfolg ist oft von unbeeinflussbaren Faktoren wie Schnee, Wetter, Locations und Crew abhängig. So ist es oft ein Glückspiel, wenn man in ein anderes Land und damit unbekanntes Gebiet loszieht, mit dem Ziel die besten Videoaufnahmen der Saison entstehen zu lassen.


So auch diesmal, als wir nach Kanada, genauer gesagt nach Interior British Columbia aufbrachen. Das Ziel war, die unter Insidern schon länger bekannte, Retallack Catski Lodge. Dieses Mini-Skiresort liegt mitten in den Valhalla Mountains in B.C. und ist vor allem für eines bekannt: Schnee! Viel Schnee! Der Berg ist nicht per Lift oder Skigebiet zu erreichen, sondern man hat den Luxus, mit einem Pistenbully auf und ab geshuttelt zu werden. Beste Vorrausetzungen also für einen erfolgreichen Trip. Dachten wir.

Doch wie so oft kam alles ein wenig anders. Ich werde euch jetzt berichten, was auf einem Trip alles schief gehen kann, wie man damit umgeht und warum Bene Mayr, Sven Kueenle, Thomas Hlawitschka, Teddy Berr und ich trotz allem sehr viel Spaß im schönen Kanada hatten.

Die Probleme und Missgeschicke fingen eigentlich schon vor dem Abflug an. Ein Tag vor Beginn der Reise habe ich mir einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen. Ich habe mich allerdings trotzdem entschlossen zu fahren. Fast gleichzeitig hat sich Sven eine schwere Rippenprellung zugezogen. Ebenfalls eine sehr schmerzhafte Angelegenheit.

Den Dritten verloren wir an der Passkontrolle. Bene Mayr hatte beschlossen, seinen Reisepass nicht mitzunehmen. Bei einem Flug über die USA ist das keine gute Idee. So musste er erst einmal in Deutschland bleiben und stieß erst zwei Tage später zur Crew in Kanada dazu.

Und so humpelten Sven und ich hinter Thomas zum Flugzeug. Endziel: der kleine Flughafen Castlegar, mitten in Britsh Columbia. Unter Insidern ist der Flughafen auch als „Cancel-gar“ bekannt. Als wir in Vancouver ankamen, wussten wir sofort warum. Alle Flüge nach Castlegar waren restlos gestrichen, und wir mussten improvisieren. Gezwungenermaßen flogen wir ins fünf Stunden entfernte Kelowna, wo wir uns einen Mietwagen zur Lodge nahmen.

Resultat: ein Tag Verspätung. Ärgerlich. Endlich in der Retallack Lodge angekommen, gab es gleich einen weiteren „Reality Check“. Kanadas wärmster Winter seit 100 Jahren ist auch hier nicht vorbeigezogen.

Die Schneedecke war zwar gut, aber Neuschnee leider Fehlanzeige. Es hatte sage und schreibe drei Wochen nicht mehr geschneit. Das gleicht in dieser Gegend einem Wetterwunder. 30 cm täglich sind in dieser Zeit eigentlich normal.

Und so fiel schon am ersten Tag der allseits verhasste Satz jeder Filmcrew: „Ok, lasst uns das Beste daraus machen!“

Bei Lifestyleaufnahmen fiel unserem Fotographen die Kamera runter. Nicht in den Matsch, nicht ins Wasser oder auf den Boden. Nein, in ein herumstehendes Ölfass. Unvorstellbar aber wahr.

An diesem Punkt war die Stimmung am Tiefpunkt angekommen. Doch wir gaben nicht auf. Einen Tag und einige Anrufe später hatte Bryan, unser Fotograf, eine neue Kamera. Außerdem meldeten sich Sven und meine Wenigkeit endlich 100 Prozent fit zurück. Wir hatten ein paar gute Cliffs gescoutet und so hieß es am nächsten Tag, wie man bei uns in der Fachsprache sagt: „It’s time to kill it!“ oder auch „Lass es uns was gscheit‘s machen!“.

Und das geschah auch. Blauer Himmel, fettes Gelände, guter Schnee. Es war endlich das Kanada, wie wir es uns vorgestellt haben. Wir ließen uns mit dem Snowmobil hinauffahren und bekamen einige gute Runs in die Tasche. Dabei kamen gute Videoaufnahmen und Fotos heraus und das erste Mal seit einigen Tagen sah man beim Abendessen ein Grinsen in unseren Gesichtern.

Zwei weitere gute Tage folgten. Und so nahm der Kanada-Trip doch noch einen ganz guten Ausgang. Fast. Am Ende des Trips verletzte ich mich am Knie. Gott sei dank nicht allzu schwer...

Warum tut man sich das an? Fragt ihr euch jetzt bestimmt. Nun ja, die Antwort ist einfach.

Es geht bei einem Trip nicht nur um Fotos und Videoaufnahmen, Magazinveröffentlichungen und Videoparts. Es geht nicht nur ums Skifahren. Der Weg ist sozusagen das Ziel. Jeder Trip ist anders, jeder Skitag ist eine neue Erfahrung. Man erlebt jeden Tag etwas anderes als am Vortag. Und deswegen hatten wir trotz oder gerade wegen dieser gewaltigen Pechsträhne einfach nur sehr viel Spaß. Man bereut einfach nie, dass man einen Trip mit seinen besten Freunden gemacht hat.

Ich werde nächstes Jahr mit Sicherheit wieder am Flughafen stehen. Und irgendwann kommt das Glück schon!

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