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Sportverletzung Innenbandriss – was ist das?

  • Nils Borgstedt
Da gerade die Beine beim Fußball stark beansprucht werden, gehören Innenbandverletzungen im Knie bei Fußballspielern zu den häufigsten Verletzungen. Insbesondere die zunehmende Intensität und Schnelligkeit der Sportarten mit häufigen, schnellen Richtungswechseln stellen eine große Beanspruchung für Sprunggelenk und Knie dar. Doch nicht nur Fußballer sondern auch Skifahrer sind häufig von Innenbandverletzungen betroffen. Aber was passiert eigentlich genau, wenn das Innenband kaputt geht?

Neben Sprunggelenksverletzungen zählen Verletzungen im Knie zu den häufigsten im Fußball. Besonders häufig ist das Innenband betroffen, es besteht aus einem oberflächlichen und einem tiefen Anteil. „Die häufigsten Verletzungen des Innenbandes sind Teilrisse, sog. Teilrupturen des Bandes, in der Regel des oberflächlichen Anteils“, weiß Dr. Johannes Beckmann, Leiter der Sektion Hüfte, Kniegelenk, Sprunggelenk an der Sportklinik Stuttgart.

Verletzungen des Innenbandes sind insofern dramatisch, da ein komplett defektes Innenband ein instabiles Knie zur Folge hat. „Das Innenband ist einer der Hauptstabilisatoren des Knies, es ist daher essentiell“, erklärt der Mediziner weiter. „Ist das Band komplett gerissen, kann man das Knie auch muskulär nicht mehr stabilisieren.“

Innenbandriss – so entsteht er

Typischerweise ist ein plötzliches Verkippen des Knies die Ursache für eine Innenbandruptur, ein so genannter X-Bein-Stress für das Knie. „Dabei bleibt der Fuß stehen, das Knie bewegt sich aber zur Innenseite weiter“, sagt Beckmann. Bei manchen Traumata, wie etwa dem Einfädeln beim Ski Alpin Slalom, kann es passieren, dass zusätzlich der Fuß plötzlich stark nach außen gedreht wird. „Das ist der sicherste Umstand, dass das Innenband auch wirklich kaputt geht, meist jedoch begleitet von weiteren Verletzungen.“

 

Unhappy Triad

Das Innenband ist, im Unterschied zu Außenband und Außenminiskus, mit dem Innenminiskus verwachsen. Das hat eine für den Sportler dramatische Folge. „Wenn das Innenband ganz reißt, ist meist auch der Innenmeniskus gerissen. Zusammen mit diesen beiden Strukturen reißt häufig auch noch das vordere Kreuzband “, erklärt Dr. Beckmann. Sind alle drei Strukturen gerissen, spricht man von der Unhappy Triad, der unglücklichen Triade.

Innenbandriss - Diagnose

Der Sportler verspürt sofortige Schmerzen, es kommt zu Einblutungen im Knie und es resultiert eine starke Schwellung. Als Erste-Hilfe-Maßnahme gibt es nur eines: „Es kommt das PECH-Schema, oder auf Englisch RICE, zur Anwendung“, sagt Dr. Beckmann. „Das PECH-Schema lautet: Pause, Eis, Kompression, Hochlagern. Dieses Vorgehen hat sich sehr bewährt.“

Man unterteilt Verletzungen des Innenbandes in drei Grade. „Grad eins heißt oberflächlich angerissen ohne Instabilität, zwei angerissen mit bereits Instabilität und drei heißt (nahezu) komplett durch und entsprechend stark instabil“, erläutert der Mediziner.
Um einen Innenbandriss oder Teilrupturen zu diagnostizieren, ist eine gründliche Untersuchung des Patienten notwendig und häufig ausreichend. Weitere Untersuchungsmethoden sind zum Ausschluss von weiteren Verletzungen oft notwendig, weiß der Orthopäde: „Schwierig wird es immer dann, wenn es sich um eine frische Verletzung handelt. Die große Schwellung und die massiven Schmerzen des Patienten erschweren dann die Untersuchung. Dann kommt klassischer Weise eine Sonographie oder besser eine Kernspintomographie, MRT, zum Einsatz.“

Innenbandriss – weitere Behandlung

Ist die Diagnose gestellt und es ist nur das Innenband betroffen, reicht in der Regel einfache Ruhigstellung aus. „Die Bänder spannen sich bei bestimmten Bewegungen beziehungsweise Beugewinkeln des Knies an. Das Knie wird folglich so geschient, dass die problematischen Beugewinkel nicht eingenommen werden können. Dann heilt das Innenband auch wieder komplett aus. Dies steht im Gegensatz zum Außenband, bei dem eine Operation fast immer notwendig wird, wenn es gerissen ist“, erläutert Dr. Beckmann.

Leichte Bewegung und eine gute Schmerztherapie unterstützen die Heilung. Die Bewegung ist aber durch die Schiene erheblich eingeschränkt und darf nur dosiert erfolgen. „Man sollte das Knie anfangs nicht voll strecken, zudem in den ersten Wochen nicht mehr als 60 Grad beugen, erst nach drei bis vier Wochen darf man auf 90 Grad Beugung gehen“, sagt Beckmann.

Nach etwa sechs Wochen kann man die Schiene abnehmen, sollte aber noch auf Sport verzichten beziehungsweise die Schiene beim Sport und auf unebenem Boden weiter nutzen. Zunächst muss mit Physiotherapie wieder die korrekte Bewegung und Stabilisierung des Knies erlernt werden. Nach einer so langen Ruhigstellung müssen sich auch die Muskeln wieder an die Bewegung gewöhnen. Ansonsten droht die Gefahr einer erneuten Verletzung. „Alle Teilrupturen des Innenbandes heilen so in der Regel wieder wunderbar aus und man muss keine Folgeschäden befürchten.“

Wenn man den Muskelapparat im Bein wieder gut kräftigt, kann man nach etwa drei Monaten wieder alles machen. Die beschriebene Vorgehensweise betrifft einzig Rupturen des Innenbands, bei denen keine umliegenden Bänder in Mitleidenschaft gezogen wurden, also in der Regel Innenbandanrisse.

Anders sieht es aus, wenn der Miniskus ebenfalls betroffen oder gar die Unhappy Triad eingetreten ist. „Dann muss man meistens operieren, gerade bei Jüngeren und bei Sportlern. Entsprechend verändert und verlängert sich die anschließende Pause“, schränkt Dr. Beckmann ein.

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