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Kreuzbandriss – Eine OP hat Zeit

  • Christian Riedel
Viele Ärzte raten jungen Athleten nach einem Kreuzbandriss schnell zu einer Operation. Doch wie eine britische Studie ergeben hat, ist es mehr oder weniger egal, wann und ob man den Eingriff überhaupt vornehmen lässt.

Ein Kreuzbandriss gehört zu den schwersten Verletzungen, die sich ein Sportler zuziehen kann. Um keine langfristigen Probleme wie eine Arthrose im Knie zu bekommen, lassen sich viele Patienten die Verletzung so schnell es geht operieren. Viele Ärzte raten auch zu einer möglichst zeitnahen OP. Hierbei wird eine Plastik eingesetzt, die das gerissene Band ersetzen soll. Allerdings kann man sich bei der Entscheidung, ob man einen isolierten Kreuzbandriss operieren lassen sollte, Zeit lassen. Denn laut einer britischen Studie ist es egal, ob man das Kreuzband sofort nach der Verletzung operieren lässt oder mit dem Eingriff noch etwas wartet.

Wie im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2013; 346: f232) berichtet, ist das langfristige Ergebnis bei einem isolierten Kreuzbandriss bei jungen sportlich aktiven Patienten gleich gut. Doch je nachdem, wie die Verletzung ausfällt, könnte man auf jeden zweiten Eingriff sogar ganz verzichten, wenn man zunächst einmal abwartet und den natürlichen Heilungsverlauf verfolgt, berichten die Forscher von der Universität Lund. Denn in vielen Fällen sind zwei bis fünf Jahre nach der Verletzung die Gelenkprobleme nicht größer, wenn man zunächst auf die OP verzichtet (NEJM 2010; 363: 331-42).

Dieses Fazit geht auf eine randomisierte Studie mit 121 Patienten zurück, die zwischen 18 und 35 Jahre alt und sportlich aktiv waren. Ausgeschlossen von der Studie waren Leistungssportler und Verletzungen, bei denen neben dem vorderen Kreuzband noch andere Bänder oder Knorpel in Mitleidenschaft gezogen waren.

Wurden die Patienten zeitnah operiert, wurde innerhalb von zehn Wochen das gerissene Kreuzband durch eine körpereigene Sehne ersetzt. In der Vergleichsgruppe wurde nur operiert, wenn das Kniegelenk instabil war oder wenn der Patient unbedingt operiert werden wollte. Dies war bei 30 von 59 Patienten der Fall. Allerdings war diese Operation laut Studienleiter Prof. Frobell nicht notwendig, da zumindest 5 Jahre nach der Verletzung auf dem Röntgenbild auch bei Patienten ohne eine OP keine Hinweise auf eine beginnende Arthrose zu entdecken waren. Auch bei entsprechenden Funktionstests zeigten sich keine Unterschiede

Aufgrund dieser Ergebnisse rät der Studienleiter bei einem Kreuzbandriss zunächst einmal abzuwarten, da die Operation nicht ohne Risiken ist. Kritisch anmerken kann man zum einen die geringe Teilnehmerzahl von 121 Patienten und zum anderen, dass man über einen längeren Zeitraum noch keine Aussage über die Vor- und Nachteile einer Operation machen kann. Dennoch ist es wohl besser, auch bei einem Kreuzbandriss keinen Eingriff überstürzt durchführen zu lassen.

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