Schmerzlos? - Ibuprofen-Einnahme vor dem Sport ist riskant Thinkstockphotos.com

Schmerzlos? - Ibuprofen-Einnahme vor dem Sport ist riskant

  • Jörg Birkel
Die regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln ist bei vielen Ausdauersportlern Gang und Gäbe. Dabei bleibt der erwünschte Effekt nachweislich aus und gleichzeitig geht man damit erhebliche Gesundheitsrisiken ein.

Laut einer Studie der Uni Nürnberg-Erlangen haben mehr als die Hälfte der 4.000 Teilnehmer des Bonn-Marathons 2011 vor dem Start Schmerzmittel in hoher Dosierung eingenommen. Als Grund gaben die Pillenschlucker Angst vor den bevorstehenden Schmerzen an. Neben der Studie aus Süddeutschland gibt es weitere Untersuchungen, die zu ähnlichen Ergebnissen kamen.

Der Schmerz läuft mit

Den Studien zufolge beschränkt sich der Medikamentenmissbrauch allerdings nicht nur auf Wettkämpfe, sondern gehört bei vielen Ausdauersportlern zu täglichen Trainingsroutine. Die Sportler glauben, dass sie durch die Schmerzmittel härter und länger trainieren könnten. Tatsächlich gibt es aber bis heute keinen wissenschaftlichen Beleg, der diesen Irrglauben bestätigt.

Im Gegenteil, verschiedene Studien haben gezeigt, dass die gefühlten Schmerzen bei intensiver Belastung unter Ibuprofen und Co. genauso stark ausfielen wie ohne Schmerzmittel. Und auch der Muskelkater nach einem Wettkampf wird von beiden Gruppen als ähnlich stark empfunden.

Dabei gehen die Schmerzmittel-Konsumenten aber ganz andere gesundheitliche Risiken ein als diejenigen, die auf Tabletten verzichten. Rund 10 Prozent der Pillenschlucker beim Bonn-Marathon entwickelten beispielsweise während des Rennens Magen-Darm-Probleme oder hatten nach dem Lauf Blut im Stuhl oder Urin.

Auf den Magen geschlagen

Die Magen-Darm-Problematik hat dabei zwei Ursachen. Zum einen führt eine intensive Belastung auch ohne die Einnahme von Medikamenten zu einer Traumatisierung des Magen-Darm-Traktes. Hält man eine Belastung über einen längeren Zeitraum aufrecht, wird die Verdauung zum Luxus. Der Verdauungstrakt wird kaum noch durchblutet, weil das Blut in der arbeitenden Muskulatur benötigt wird.

Diese Minderdurchblutung führt dazu, dass manche Zellen des Verdauungstraktes durchlässig werden. So gelangen giftige Substanzen wie etwa Darmbakterien vermehrt ins Blut und führen zu einem Anstieg der allgemeinen Entzündungswerte im Organismus. Die Einnahme von Nicht-Steroidalen Entzündungshemmern wie Ibuprofen oder Diclofenac verstärkt diese Problematik.

Zu diesem Ergebnis kam auch eine aktuelle Studie der Universität Maastricht: 9 gesunde Männer nahmen bei vier Laborterminen am Abend vorher und morgens jeweils 400mg Ibuprofen. Bei der zwei der Terminen mussten die Probanden ein Ergometertraining absolvieren. Im Vergleich zu den Tagen, an denen kein Sport getrieben wurde, waren nach den Workouts nachweislich mehr Marker im Blut zu finden, die eine Durchlässigkeit des Verdauungstraktes belegen.

Auch von der Einnahme vermeidlich harmloser Medikamente wie Aspirin raten Sportmediziner entscheiden ab. Genau wie die härteren Schmerzmittel entfaltet Aspirin nicht die gewünschte Wirkung.

Fazit: Schmerzmittel vor und während des Sports eingenommen, bringen keinen nachweislichen Nutzen, gefährden aber die Gesundheit erheblich. Du solltest im Training und Wettkampf von Ibuprofen und Co. also lieber die Finger lassen.

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