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Keine harten Jungs – Fußballer und Schmerzmittel

  • Christian Riedel
Nichts schmerzt einen Sportler so sehr wie eine Niederlage. Aber auch kleinere Verletzungen können schon ganz schön wehtun. Um ohne Einschränkungen spielen zu können, nehmen einige Fußballer lieber Schmerzmittel ein, statt eine Pause einzulegen. Dabei machen sich die meisten auch keine Gedanken um mögliche Konsequenzen.

Nicht nur Hobbysportler behandeln kleine Blessuren vor dem Wettkampf eigenhändig mit Schmerzmitteln. Auch Profifußballer machen keine Ausnahme, wie aus einer Studie der FIFA im British Journal of Sports Medicine (2012; doi: 10.1136/bjsports-2011-090806) hervorgeht. Gerade Nationalspieler nehmen vor wichtigen Spielen nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) oder andere Schmerzmittel ein. Laut der FIFA-Studie macht das sogar fast jeder dritte Profi.

Fast zwei Drittel nehmen Schmerzmittel


Der Studie liegen die Angaben der Teamärzte der 32 Mannschaften zu Grunde, die an der Fußball-WM 2010 in Südafrika teilgenommen haben. Dabei sollten die Mediziner auf einer Liste alle Medikamente zusammenfassen, die die Spieler in den drei Tagen vor einem Spiel eingenommen haben.

Insgesamt nahmen bei der WM in Südafrika rund 60 Prozent der Spieler in den 72 Stunden vor einem Match zumindest einmal ein Schmerzmittel ein. Fast 40 Prozent der Profis griffen sogar vor jedem Spiel zu schmerzstillenden Medikamenten.

Wehleidige Amerikaner


Wie zu erwarten war, nahm die Bereitschaft zu, im späteren Turnierverlauf eher zu Schmerzmitteln zu greifen als zu Beginn des Turniers. Je wichtiger ein Spiel ist, desto mehr unternimmt man, um mitspielen zu können. Insofern griffen bei den Finalspielen auch mehr Spieler zu den Medikamenten, berichtet Philippe Matthias Tscholl von der Schulthess Klinik in Zürich, an der sich das Forschungszentrum der FIFA befindet. Zudem nahmen Nord- und Südamerikanische Spieler rund doppelt so viele Medikamente ein als die Spieler vom Rest der Welt.

Mögliche Auswirkungen und gesundheitliche Schäden scheinen bei den Profis dabei keine Rolle zu spielen. Anders kann man sich kaum erklären, dass in vielen Mannschaften laut Tscholl der Einsatz von Schmerzmitteln systematisch betrieben wird und Medikamente eine Selbstverständlichkeit geworden sind. Am häufigsten nehmen die Kicker dabei NSAID, die eine entzündungshemmende Wirkung haben und zur Behandlung von Sportverletzungen eingesetzt werden. Allerdings stehen NSAID im Verdacht, der Niere zu schaden.

Insofern sollte man sich die Profis in dieser Hinsicht besser nicht zum Vorbild nehmen und kleinere Blessuren besser ausheilen lassen, statt sie mit Schmerzmitteln zu betäuben.

Hier geht’s zur Studie.

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