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Windschattenfahren – Frage an Dr. Sport

  • Christian Riedel
Es ist klar, dass man beim Radfahren im Windschatten Kraft sparen kann. Das weiß auch netzathlet Björn. Aber wie stark profitiert man tatsächlich vom Windschatten, wie viel Kraft spart man am Hinterrad seines Vordermanns und wie sieht es am Berg aus?

Hallo Dr. Sport,

ich will jetzt im Frühling mit dem Radfahren anfangen. Ein Freund von mir fährt schon länger und ist dadurch natürlich auch deutlich schneller als ich. Jetzt meinte er, er kann mich im Windschatten mitschleppen, da das nicht so anstrengend ist. Mich würde nun interessieren, wie viel Kraft man tatsächlich im Windschatten sparen kann und ob ich mich trauen kann, mit ihm gemeinsam eine Runde fahren zu gehen.

MfG
Björn



Hallo Björn,

Ob Du mit Deinem Kumpel fahren gehen kannst oder nicht, kann ich Dir nicht beantworten. Schließlich weiß ich nicht, wie gut Du und Dein Freund im Sattel seid. Das Angebot, Dich im Windschatten mitzuschleppen, kannst Du Dir aber in jedem Fall durch den Kopf gehen lassen. Denn am Hinterrad eines Vordermanns kannst Du sehr viel Kraft sparen.

Wie viel weniger Energie du brauchst, hängt von mehreren Faktoren ab. Das liegt zum einen am Tempo, mit dem Ihr unterwegs seid. Bei Geschwindigkeiten unter 20km/h spielt der Windschatten kaum eine Rolle. Erst ab diesem Tempo ist der Luftwiederstand der größte aller Widerstände, mit dem ein Radfahrer zu kämpfen hat. Je schneller Ihr dann unterwegs seid, desto mehr profitierst Du vom Windschatten. Im flachen Gelände sind es rund 35 Prozent, die du weniger leisten musst, wenn du „nur“ hinterher fahren musst. Vereinfacht kann man sagen, dass Du rund ein Drittel weniger Kraft brauchst als der Fahrer, der im Wind steht.

Aber auch der Fahrer, der vorne fährt, profitiert leicht davon, wenn ein anderer Fahrer dicht hinter ihm fährt, da es weniger stark zu Verwirbelungen kommt. Allerdings ist der Vorteil deutlich geringer und kann in Eurem Fall vernachlässigt werden.

Der Windschatten hängt dann natürlich noch von anderen Faktoren wie Wind oder Steigung ab. Je steiler es den Berg hinauf geht, desto langsamer fährt man und desto weniger stark fällt der Windschatten ins Gewicht. Aber ich gehe davon aus, dass Dein Freund mit Dir wohl eher im flachen Gelände fahren will, um Dich nicht zu überfordern.

Wenn Du aber absoluter Anfänger bist, solltest Du nicht zu dicht im Windschatten deines Vordermanns fahren. Denn es braucht etwas Übung und vorausschauendes Fahren, um gut Windschatten fahren zu können. Einmal nicht aufgepasst, baut man schnell einen Unfall, der auf dem Rad leicht zu Verletzungen führen kann. Daher sollte man als Anfänger besser nicht direkt mit dem Windschattenfahren beginnen.

Trotzdem viel Spaß beim radeln

Alexander Haas
Dipl. Sportwissenschaftler

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