Schmerzen im Schienbein – Dr. Sport erklärt das Schienbeinkantensyndrom istockphoto.com/Sportstock

Schmerzen im Schienbein – Dr. Sport erklärt das Schienbeinkantensyndrom

  • Christian Riedel
Zu den typischen Problemen bei Läufern zählen Schmerzen im Schienbein. So auch bei netzathletin Helen, die sich momentan auf einen 5.000m-Lauf vorbereitet. Dr. Sport klärt auf, wie die Schienbeinschmerzen entstehen und gibt Tipps, was man dagegen tun kann.

Hallo Dr. Sport,

ich stecke gerade in der Vorbereitung für einen 5000m-Lauf und laufe ca. drei Mal pro Woche. Hinzu kommt Volleyball- und Leichtathletiktraining.

Seit einiger Zeit habe ich nun Schmerzen in beiden Schienbeinen. An der Innenseite am Knochen zieht sich der Schmerz vom Knöchel bis zum Knie hoch.

Was könnte das sein und was kann ich machen um es zu behandeln?

Helen



Hallo Helen,

Du beschreibst in Deiner Frage ein typisches Schienbeinkantensyndrom, das häufig als Folge einer Überlastung auftritt. Synonyme sind die Begriffe Shin Splints und mediales Tibiakantensyndrom.

Ursache ist eine Ansatzreizung der Muskulatur durch eine Überbeanspruchung. Betroffen sind vor allem der Musculus Tibialis posterior und des Musculus Soleus. Der Tibialis posterior Muskel ist auch an der Spannung des Fußgewölbes beteiligt. Beim Versagen dieses Muskels kann es zu einer Plattfussbildung kommen. Die Überlastungen können in extremen Fällen sogar zu einer Fraktur führen.

Die von dir beschriebenen Sportarten können allesamt zu hohen Belastungsspitzen im Bereich der unteren Extremität führen. Auf die Schienbeine wirken dabei sehr starke physikalische Kräfte, die insbesondere bei Ermüdung der Muskulatur durch den Knochen abgefangen werden.

Ursache
Ein falsches Auftreten, zu hartes Schuhwerk und hohe Belastungen sind die Hauptursachen für das Schienbeinkantensyndrom. Daher gilt es in erster Linie, Haltungsfehler zu vermeiden, Übergewicht abzubauen und muskuläre Dysbalancen auszugleichen, um die Beschwerden dauerhaft zu vermeiden.

Diagnostik
In einer Röntgenuntersuchung sieht man meistens nichts. Im MRT zeigen sich oft kleine Haarrisse oder ein Ödem, das bedeutet Flüssigkeit, im Knochen. Daher ist eine Diagnose oft schwierig.

Therapie
Steht ein Wettkampf unmittelbar bevor, kannst Du Dir von einem Physiotherapeuten oder Sportmediziner einen Tapeverband anlegen lassen. Ansonsten sollten die Beschwerden in Ruhe auskuriert werden.

Dabei sollte in erster Linie die Trainingsintensität reduziert oder phasenweise eine Ausgleichssportart, wie Ergometertraining oder Schwimmen betrieben werden. Weiterhin können eine Kältetherapie am Schienbein oder verschiedene Umschläge helfen. Ebenfalls kann eine Triggerpunktbehandlung der überlasteten Sehnenansätze durch einen erfahrenen Physiotherapeuten helfen.

Medikamentös können kurzfristig im Rahmen eines Therapiekonzeptes Entzündungshemmer (z.B. Ibuprofen, Voltaren, etc.) eingesetzt werden.

Konsequentes Dehnen der Wadenmuskulatur und eine gezielte Kräftigung der gesamten Unterschenkelmuskulatur nach Abklingen der akuten Beschwerden ergänzen die Therapie. Als Prävention vor zukünftigen Beschwerden sollte die Wadendehnung fest in das eigene Trainingsprogramm integriert werden.

Gute Besserung!

Dr. med Markus Klingenberg,
Sportmediziner

Details

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  • Star Vita: Dr. med. Markus Klingenberg arbeitet und als Arzt mit den Schwerpunkten Sport- und Ernährungsmedizin und Personal Trainer in Bonn und in der Sportorthopädie der Klinik-am-Ring in Köln. Mehrmals pro Jahr arbeitet er zudem als Tauchmediziner im indischen Ozean. Seine Schwerpunkte umfassen ein Personal Training, Ernährungs-Coaching, und die Leistungsdiagnostik. Als ehemaliger Leistungssportler kombiniert Dr. med. Markus Klingenberg sein Wissen als Sportmediziner und Personal Trainer, um für seine Kunden nachhaltig erfolgreiche individuelle Konzepte zu entwickeln und umzusetzen.
  • Star Erfolge: Arzt, Sportmediziner, Notarzt

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