Geruch oder gesund - Wie sinnvoll sind Silberfäden? thinkstockphotos.de

Geruch oder gesund - Wie sinnvoll sind Silberfäden?

  • Christian Riedel
Silberfäden werden schon länger in Funktionsbekleidung eingenäht, da sie antibakteriell wirken und beispielsweise bei Skisocken Fußgeruch verhindern sollen. Doch auch beim Silber ist nicht alles Gold was glänzt.

Schon die alten Römer wussten um die antibakterielle Wirkung von Silber und setzten auf das Edelmetall bei der Therapie von Brand- oder Schnittwunden. Auch heute gibt es entsprechende Pflaster und Verbände, die eine Entzündung der behandelten Wunde verhindern sollen. Auch die Bekleidungsindustrie hat den Nutzen von Silberfäden bzw. Silberionen erkannt, und entsprechende Fasern bei Funktionskleidung verarbeitet. Diese sollen beispielsweise bei Skisocken die Entstehung von Fußgeruch verhindern, was auch ganz gut funktioniert.

Wie Silber wirkt

Silberfäden findet man aber nicht nur in Skisocken. Auch in anderen Sportstrümpfen, in Trainingskleidung und in Sportunterwäsche werden Silberionen eingearbeitet. Diese Ionen dringen in die Bakterien ein und verändern dort deren Zellstoffwechsel. Dadurch können sich die Bakterien nicht weiter vermehren. Da der unangenehme Geruch durch den Einfluss von Bakterien entsteht, kann man mit Silber diesen Effekt unterbinden und muss Skisocken nach dem Gebrauch nicht direkt luftdicht wegschließen.

Doch wie bei so vielem haben auch Silberfäden eine negative Seite. Denn es besteht die Gefahr, dass die Bakterien resistent werden. Würden sie nur gegen Silber resistent, wäre das nicht so schlimm, da dann nur die Sportklamotten wieder mehr stinken würden. Viel gefährlicher dagegen ist, dass diese Stämme auch unempfindlich gegen Antibiotika werden können. Das bestätigt auch Åsa Melhus vom Universitätsklinikum in Uppsala (Schweden). Melhus fordert sogar das Verbot für Silber in Bekleidung.

Silber wäscht sich aus

Problematisch ist laut Melhus zudem, dass durch Waschen ein Großteil des Silbers verloren geht. Laut einer Untersuchung der Göteborger Umweltbehörde geht das schneller als man erwartet hat. Die Schweden maßen bei neuen Kleidungsstücken den Gehalt von Silberionen und wuschen diese dann zehnmal bei 40 Grad und ermittelten erneut den Silbergehalt. Dabei stellten sie fest, dass alle Kleidungsstücke Silberionen verloren hatten. Teilweise war bereits nach wenigen Waschgängen kaum noch Silber in den Textilien enthalten. Bei einem Modell der Firma Falke beispielsweise waren nach zehn Reinigungen von ursprünglich 2,9mg/kg 2,89mg/kg verschwunden. Bei Socken der Marke „X-Socks“ die zunächst 1.310mg/kg enthielten, waren 1.210mg/kg herausgewaschen worden (Quellen: http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/10807039.2012.691412 und http://www.taz.de/!31864/)

Unabhängig von den Gefahren für die Umwelt, könnte man sich also quasi nach jedem Skiurlaub neue Socken kaufen, wenn man diese danach in der Maschine gewaschen hat. Und es bleibt eben noch die Gefahr, dass sich resistente Keime herausbilden. Vor diesem Hintergrund hat beispielsweise eine schwedische Handelskette alle Produkte mit Silberfäden aus dem Sortiment genommen. Weiter muss jeder eben für sich selber entscheiden, ob Fußgeruch oder resistente Keime schlimmer sind.

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