Gutes Virenklima – Trockene Luft erhöht die Grippegefahr thinkstockphotos.de

Gutes Virenklima – Trockene Luft erhöht die Grippegefahr

  • Christian Riedel
Wenn man sich vor der Grippe schützen will, kann man den Kontakt zu anderen Menschen vermeiden, es mit der Hygiene ganz genau nehmen oder einen Mundschutz tragen. Vielleicht könnte es aber auch reichen, auf eine ausreichende Luftfeuchtigkeit zu achten.

Grippeviren werden über eine Tröpfcheninfektion übertragen. Dabei kann man sich auch anstecken, wenn man einen entsprechend kontaminierten Gegenstand anfasst und dann seine Finger mit den eigenen Schleimhäuten in Kontakt bringt. An der frischen Luft haben die Viren eine relativ kurze Überlebensdauer. Trotzdem kann man sich auch infizieren, wenn jemand beispielsweise in den Raum hineinhustet und man dann die herumfliegenden Viren einatmet. Diese Gefahr kann man deutlich verringern, wenn im Raum die Luftfeuchtigkeit bei rund 40 Prozent ist.

Wie eine realitätsnahe Simulationsexperimente in PLoS ONE (2013; 8: e57485) ergeben hat, reduziert sich die Zahl der herumfliegenden Viren zwar nicht, die relative Luftfeuchtigkeit reduziert die Wahrscheinlichkeit, ob die Viren ansteckend sind oder nicht.

Um diesen Einfluss herauszufinden, haben die Forscher der Universität von West Virginia in Morgantown mit zwei Versuchspuppen experimentiert. Die eine Puppe versprühte auf Knopfdruck fünfmal in der Minute ein Gemisch aus Luft und Grippeviren, ein so genanntes Aerosol, die mit einem Husten vergleichbar sind. Pro Luftstoß wurden rund 100 Millionen Grippeviren freigesetzt. Die andere Puppe hatte einen entsprechenden Aerosol-Empfänger, mit dem sie den künstlichen Husten auffing. Währenddessen wurden während einer Stunde mehrmals die Virenzahl und die Infektiosität gemessen.

Bei der Auswertung stellte das Team fest, dass die relative Luftfeuchtigkeit zwar keinen Einfluss auf die Zahl der herumfliegenden Viren hatte, wohl aber auf die Infektiosität. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von maximal 23 Prozent behielten 70 bis 77 Prozent der Viren ihre Ansteckungsgefahr. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 43 Prozent waren nur noch 14 Prozent der Viren infektiös. Auffällig war, dass vor allem bei den sehr kleinen Tropfen, die tief in die Atemwege vordringen, die Infektiosität am meisten abnahm. Daher kann eine niedrige Luftfeuchtigkeit das Ansteckungsrisiko wohl deutlich erhöhen.

Unabhängig von der Luftfeuchtigkeit nimmt die Infektiosität in den ersten 15 Minuten nach dem Freisetzen am stärksten ab. Danach ist aber entscheidend, wie feucht es im Raum ist. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit konnten die Forscher nach einer Stunde keine infektiösen Viren mehr feststellen. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 20 Prozent fanden sie auch nach 4 bis 5 Stunden noch ansteckende Viren.

Die Forscher gehen aufgrund ihrer Ergebnisse davon aus, dass die Luftfeuchtigkeit einen enormen Einfluss auf die Ansteckungsgefahr von Grippeviren hat. Um das Risiko einer Ansteckung gering zu halten, ist es also wichtig, gerade im Winter auf eine hohe Luftfeuchtigkeit zu achten. Da die Raumluft im Winter durch die Heizungen schnell austrocknet, wäre das eine Erklärung, warum sich gerade in der kalten Jahreszeit so viele Menschen mit der Grippe anstecken. Dies kann man vermeiden, indem man regelmäßig lüftet und auch sonst auf die Luftfeuchtigkeit achtet.

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