Faule Fettzellen - Wer wenig schläft nimmt zu thinkstockphotos.de

Faule Fettzellen - Wer wenig schläft nimmt zu

  • Christian Riedel
Schon länger ist bekannt, dass man aufgrund von Schlafmangel schnell zunimmt. Doch welche Prozesse genau dahinter stecken, war bisher nicht bekannt. US-Forscher haben nun einen wichtigen Grund dafür gefunden.

Für Sportler ist ausreichend Schlaf besonders wichtig. Der Körper kann sich nur im Schlaf vom Training erholen: Je länger wir schlafen, desto besser funktioniert die Regeneration. Ruhen wir zu kurz, sind wir weniger leistungsfähig. Zudem schwächt sich der Trainingsreiz ab, wenn wir dem Körper keine Pause gönnen. Es gibt aber noch einen anderen wichtigen Grund, warum wir mindestens sieben, besser sogar acht Stunden schlafen sollten. Denn Schlafmangel kann zu Gewichtszunahme führen. Und je mehr Kilos wir mit uns herum schleppen, desto mehr leidet in vielen Sportarten auch die Leistung.

Wie ein amerikanisches Forscherteam um Matthew Brady von der Universität Chicago herausgefunden hat, wirkt sich Schlafmangel auch auf die Fettzellen aus. Genauer gesagt verlieren die Fettzellen ihre Fähigkeit, auf das Hormon Insulin zu reagieren. Das Insulin spielt aber eine wichtige Rolle im Energiehaushalt und wirkt auf Muskeln, Leber und eben auch das Fettgewebe ein.

Die Studie

An der zugegeben sehr kleinen Studie nahmen sechs Frauen und ein Mann teil. Alle waren jung, gesund und normalgewichtig. In der ersten Versuchsreihe schliefen die Probanden vier Nächte hintereinander 8,5 Stunden. Im zweiten Teil mussten sie wiederum vier Tage hintereinander nach nur 4,5 Stunden wieder aufstehen. Jeweils im Anschluss nahmen die Wissenschaftler eine Blut- und eine Gewebeprobe aus dem Fettgewebe im Bauch. Die Ernährung war in beiden Reihen gleich.

Bei der Auswertung stellten die Forscher fest, dass schon ein vergleichsweiser kurzer Zeitraum von vier Tagen auf die Fettzellen große Auswirkungen hatte. So sank die Reaktionsfähigkeit des Körpers auf das Insulin um 16 Prozent. Bei den Fettzellen waren es sogar 30 Prozent, wie die entsprechenden Labortests ergaben. Dies entspricht der Reaktion von Diabetikern und Übergewichtigen, so das Urteil der Forscher. Diese Studie liefert erste wichtige Hinweise auf die Reaktion des Körpers bei Schlafentzug in Bezug auf die Regulation von Fett und Zucker im Körper.

Auch wenn ein Sportler im Normalfall kein besonders gutes Verhältnis zu Fettzellen hat, sind diese aber unverzichtbare Bestandteile im Organismus und beim Energiestoffwechsel. Wie Matthew Brady betont, ziehen Fettzellen die Fettmoleküle aus dem Körperkreislauf ab. Hier könnten sie sonst andere Gewebearten schädigen. Bei Störungen in den Fettzellen und bei der Reaktion auf Insulin, wie sie eben bei Schlafmangel auftreten können, können verschiedene Probleme auftreten. So könnte die Produktion des Hormons Leptin gestört sein. Leptin wird auch als „Satt-Hormon“ bezeichnet, da es dem Gehirn signalisiert, dass die Nahrungsaufnahme beendet werden kann. Produzieren die Fettzellen nun weniger Leptin, sendet das Gehirn kein Satt-Signal. Daher könnten unausgeschlafene Fettzellen hungrig machen, vermuten die Forscher.

Natürlich spielen auch andere Faktoren mit hinein, warum Schlafmangel zu Übergewicht führen kann. Auch abgesehen von der Tatsache, dass man sofern man länger wach ist, auch mehr Zeit zum Essen hat. Zudem war die Gruppe der Probanden sehr klein. Dennoch liefert die Studie einen weiteren wichtigen Grund, warum es sich lohnt, ausreichend zu schalfen.


Matthew Brady (Universität Chicago) et al.:Annals of Internal Medicine, Oct. 16, 2012, issue

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