Meine Zeit ist noch nicht gekommen - Interview mit Lukas Podolski Getty Images

Meine Zeit ist noch nicht gekommen - Interview mit Lukas Podolski

  • Christian Riedel
Nach der WM ist vor der Liga. Im Interview mit den netzathleten erzählt Weltmeister Lukas Podolski, wie er den Titel verarbeitet hat, was er sich für die neue Saison vorgenommen hat, ob er sich bereits mit Rücktrittsgedanken trägt und was er von der Diskussion um seine Rückennummer hält.

netzathleten: Wachst Du eigentlich jeden Morgen auf und denkst, Ja, ich bin Weltmeister?
Lukas Podolski:
Na klar. Man hat ja auch die Bilder und Videos auf dem Handy gespeichert und ich glaube aber trotzdem, dass es einem erst bewusst wird, wenn die Karriere Richtung Ende geht. Wenn man die ganzen Bilder und Videos nochmal sieht, ist das einfach ein geiles Gefühl. Weltmeister zu werden, dafür spielt man Fußball und diesen goldenen Pokal kann mir keiner mehr nehmen. Und das war natürlich ein absolutes Highlight.

netzathleten: Hat sich aus Deiner Sicht auch in der öffentlichen Wahrnehmung etwas geändert?
Lukas Podolski:
Man wird überall erkannt und darauf angesprochen. Man merkt einfach immer noch die Freude der Leute. Jeder gratuliert, jeder freut sich, endlich hat man es geschafft, nachdem wir schon jahrelang angelaufen und knapp gescheitert sind.

netzathleten: Tretet Ihr Deutschen bei Arsenal auch mit breiterer Brust auf.
Lukas Podolski:
Wenn man Weltmeister wird, hat man natürlich auch mehr Selbstvertrauen und kommt natürlich auch mit einer breiteren Brust zum Training. Aber mich persönlich als Lukas Podolski hat der Titel nicht verändert. Ich versuche weiter so zu bleiben wie ich bin und weiter mit der Freude und dem Spaß an die anstehenden Aufgaben dran zu gehen.

netzathleten: Wie motivierst Du Dich für die neue Saison? Als Weltmeister bist Du ja sozusagen auf dem Höhepunkt Deiner Karriere angekommen oder ist es dann eine ganz normale Saison für Dich.
Lukas Podolski
: Natürlich war die WM ein Höhepunkt. Aber ich habe Spaß am Fußball, ich liebe den Fußball und ich bin noch zu jung um zu sagen: das wars. Ich hoffe, dass ich noch sehr, sehr lange spielen kann und jetzt hat das Training angefangen und bald geht die Saison los, darauf freue ich mich.

netzathleten: Welche Ziele hast Du Dir für die neue Saison gesetzt?
Lukas Podolski:
Wer die Premiere League kennt, weiß dass die Liga sehr ausgeglichen ist. In jedem Jahr kämpfen fünf, sechs Teams um den Titel. Wir werden wieder eine gute Rolle spielen und ob es am Ende zum Titel reicht, darüber entscheiden Kleinigkeiten. Letztes Jahr haben wir verpasst, gegen die großen Mannschaften zu gewinnen und ich hoffe, dass das in dieser Saison anders wird und wir am Ende der Saison ganz oben stehen.

netzathleten: Und wie geht es Dir? Bist Du schon wieder fit nach der WM?
Lukas Podolski:
Ich hatte jetzt Urlaub, den ich auch dringend gebraucht habe. In England gibt es auch keine Winterpause. Da hat man wenig Zeit, sich zu erholen. Diese Zeit habe ich jetzt genutzt und jetzt geht’s wieder los. Das wird natürlich nicht einfach, weil die anderen Spieler sechs Wochen Urlaub hatten und schon mitten in der Vorbereitung stecken. Die haben uns einiges voraus, aber das heißt dann eben, in den nächsten Wochen aufholen und Gas geben. Das wird zwar nicht ganz leicht und es wird mit Sicherheit ein paar Spiele geben, bei denen man nicht dabei ist oder nur auf der Bank sitzt.

netzathleten: Philipp Lahm ist aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. Du hast ja auch gemeinsam mit Lahm in der Nationalmannschaft angefangen. Kam für Dich die Nachricht von Philipps Rücktritt ebenso überraschend?
Lukas Podolski:
Es hat sich nicht angedeutet. Aber es ist sein gutes Recht. Er hat alles richtig gemacht, hat mit Bayern zig Titel geholt und ist als Kapitän Weltmeister geworden. Als Fußballer kann man nicht mehr gewinnen. Er widmet seine Zeit nun der Familie, den Freunden und anderen Dingen. Es war seine Entscheidung und die muss man akzeptieren.

netzathleten: Bei Dir muss man sich aber keine Sorgen machen?
Lukas Podolski:
Irgendwann kommt die Zeit aufzuhören. Keine Frage. Ich habe auch eine Familie, Freunde und ich gehe jetzt in meine zwölfte Saison. Da gibt es schon Dinge, die man vermisst wenn man als Fußballer aktiv ist, die man sonst nicht machen kann. Irgendwann kommt wie gesagt die Zeit, zu der man aufhört, auf die Zeit freue ich mich, diese Zeit ist aber noch nicht gekommen.

netzathleten: Der 1.FC Köln spielt wieder Bundesliga. Was erwartest Du von Deinem Ex-Club?
Lukas Podolski:
Ich freue mich auf die neue Saison und werde soweit es geht mir alle Spiele vom FC anschauen. Ich wünsche dem FC Glück. Es ist nicht so, dass ich wegen der Rückennummer Krach mit dem Verein habe. Wegen der Nummer ändert sich meine Stellung zu dem Verein nicht. Mein Herz schlägt unabhängig von den handelnden Personen. Der FC ist für mich die Fans, die Leute die den Verein immer unterstützt haben und ich bin einer davon und von daher denke ich, der FC gehört in die Bundesliga. Ich drücke dem Verein die Daumen, dass es eine gute Saison wird und der FC da bleibt, wo er hin gehört und die Fans weiter so Gas geben, wie sie es im letzten Jahr in der zweiten Liga getan haben. Und dann schaue ich mir die Spiele auch gerne live an.

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten