Interview mit Felix Neureuther – Ich lebe im hier und jetzt getty images

Interview mit Felix Neureuther – Ich lebe im hier und jetzt

  • Nils Borgstedt
Skirennläufer Felix Neureuther: Ein selbstbewusster Einzelsportler, der Mannschaftssport liebt. Warum das so ist? Im Interview hat er es uns verraten.

netzathleten: Felix, die Medaillen werden im Sommer gemacht… wie sieht es aus mit der Vorbereitung. Hast Du die Sprunggelenks-OP von Anfang Juni schon gut überstanden?
Felix Neureuther: Ja, seit ein paar Tagen sind die Fäden draußen und ich kann auch wieder voll trainieren. Von daher ist alles gut überstanden.

netzathleten: Und die Vorbereitung selbst?
Felix Neureuther: Wir sind schon wieder seit Anfang Mai voll im Training. Ich hatte eine Woche Urlaub und dann hat das Sommertraining wieder voll angefangen. Anfang Juli geht es dann das erste Mal wieder auf Schnee, allerdings kann ich da leider wegen meinem Sprunggelenk noch nicht dabei sein. Ende Juli geht’s nach Zermatt, im August eine Woche nach Neuseeland zum Skifahren. Und dann ist auch schon September. Im Oktober steht das erste Rennen an. Es bleibt also nicht mehr so richtig Zeit, um sich auf die Saison vorzubereiten. Von dem her muss man jede Minute so gut es geht ausnutzen, damit man so gut wie möglich in die Saison startet.

netzathleten: Dein Zimmergenosse bei der OP in Zürich war Bastian Schweinsteiger. Der hat gerade mit Bayern München das Triple gewonnen. Sagen wir, Du gewinnst Olympia-Gold im Slalom, die Disziplinwertung im Weltcup und den Slalom von Kitzbühel. Was wäre dann?
Felix Neureuther: (lacht) Was wäre wenn… (überlegt). Also der Basti hat das Triple geholt und mir damit natürlich schon eine ordentliche Hausnummer vorgelegt. Das, was die Bayern erreicht haben, hat mich für ihn persönlich unheimlich gefreut. Speziell der Sieg in der Champions League, weil es sein erster großer internationaler Titel war. Von daher ist es ein bisschen ähnlich wie bei mir. Ich habe zwar nicht die Weltmeisterschaft gewonnen, aber bin Zweiter geworden. Das war auch meine erste Einzelmedaille. Von dem her: Wenn das weiter so parallel läuft, könnte es nächstes Jahr gut für mich ausschauen, aber das sind alles nur Thesen. Ich beschäftige mich eigentlich nicht mehr groß damit, was dann wäre. Das habe ich früher gemacht, aber jetzt lebe ich in der Zeit hier und jetzt und dann schau’mer mal. Übrigens: So lustig, wie es mit ihm im Zimmer war, natürlich stand die OP aber schon im Vordergrund. Wir haben uns nicht aus Spaß operieren lassen, damit wir zusammen in Zürich liegen.

netzathleten: Fußball als Stichwort. Du hast selbst lange gespielt und in einem Interview den Teamgeist bei Mannschaftssportarten als etwas Einzigartiges beschrieben. Warum ist das so? Häufig ist ja doch von großer Konkurrenz im Team zu hören.
Felix Neureuther: Klar, aber im Endeffekt gewinnt oder verliert man als Mannschaft immer zusammen. Skifahren ist doch irgendwo ein Einzelsport. Ich habe selbst sehr lange Fußball gespielt und auch wenn wir hier irgendwie auch eine Mannschaft sind, ist es doch etwas anderes. Ich liebe Mannschaftssport. Nach dem Spiel zusammenzusitzen und das Spiel Revue passieren zu lassen oder mit den Jungs einen Sieg zu feiern, das ist ein einzigartiges Erlebnis und das kann einem so auch nur der Mannschaftssport geben. Auch wenn es für einen persönlich genauso schön ist, wenn man selbst etwas gewonnen hat.

netzathleten: Skifahren ist Einzelsport, Du hast es gesagt. Profitierst Du dennoch von der wieder etwas größeren Mannschaft bei den Ski-Herren?
Felix Neureuther: Auf alle Fälle. Vor allem, weil sich jetzt auch wieder ein Mannschaftsgeist entwickelt. Das war die letzten Jahre nicht mehr so der Fall. Insofern bin ich extrem happy, dass wir wieder als Mannschaft dastehen.

netzathleten: Und Fußball wird hin und wieder auch gespielt?
Felix Neureuther: Jetzt ist die Mannschaft wieder größer, jetzt kann man auch hier und da wieder Fußball spielen, ja.

netzathleten: Welche Ziele hast Du Dir für die Olympiasaison gesteckt?
Felix Neureuther: Mit Sotschi steht natürlich ein riesiges Großereignis vor der Tür. Ich bin natürlich topmotiviert, so erfolgreich wie möglich dort abzuschneiden. Speziell nach der letzten Saison, die eine sehr, sehr gute war, wird der Druck natürlich nicht kleiner sein. Aber ich gehe eigentlich ganz locker an die Sache heran und freue mich, dass ich ein Teil davon sein darf. Und dann schauen wir mal, was am Ende dabei herauskommt.

Bild im Text: (c) getty images

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten