Interview mit DFB-Sportdirektor Robin Dutt Schillinger|Pankratz

Interview mit DFB-Sportdirektor Robin Dutt

  • Christian Riedel
Seit 1.8.2012 ist Robin Dutt Sportdirektor beim DFB. Im Interview im Rahmen des Mercedes After Work Golf Cup erzählt er, was genau seine Aufgaben sind, was er seinem Vorgänger Matthias Sammer zu verdanken hat und wie die Jugendnationalspieler es schaffen, 100 Fehltage in der Schule zu kompensieren.

netzathleten: Können Sie einmal erklären, was genau die Aufgaben des Sportdirektors beim DFB sind?
Robin Dutt:
Es sind drei Bausteine. Der erste Baustein ist die Steuerung der U-Trainer, dazu gehört die Umsetzung einer einheitlichen Spielphilosophie in Absprache mit der A-Nationalmannschaft und sportinhaltliche Themen mit den U-Nationalmannschaften. Der zweite große Baustein ist die Trainerausbildung in Deutschland. Der dritte große Baustein ist, den DFB auch in dieser Position in der Öffentlichkeit zu repräsentieren.

netzathleten: Sind denn alle Jugendmannschaften an dieser Philosophie beteiligt und wie sieht diese aus?
Robin Dutt:
Wir haben gemeinsam mit der A-Nationalmannschaft, also mit Jogi Löw und Hansi Flick, eine Spielphilosophie formuliert, die dann auch für alle Mannschaften bis zur U-15 allgemeingültig sein soll. Wobei diese für alle Jugendmannschaften noch einmal altersspezifiziert wurde. Die versuchen wir umzusetzen, um den jungen Spieler, also den zukünftigen A-Nationalspielern, die bestmögliche Ausbildung zu gewährleisten.

netzathleten: Wie sieht denn diese Philosophie genau aus?
Robin Dutt:
Um das genau zu beschreiben, würde hier die Zeit leider nicht reichen. Wir versuchen in Deutschland, und das sieht man ja auch bei der A-Nationalmannschaft, einen technisch sehr sauberen aber auch mit einem hohen Tempo geprägten Spielstil zu pflegen. Und ich denke, dazu brauchen wir bewegliche, technisch gute und vor allem spielintelligente Spielertypen. Und diese sollten eben in der Lage sein, nicht nur Fußballkunst zu zelebrieren, sondern auch das Verteidigen gut zu beherrschen. Das sind die groben Ausbildungsziele, die dann aber auf vielen Seiten der Ausbildungsinhalte genau dokumentiert sind.

netzathleten: Wie viel Einfluss können Sie auf diese Inhalte nehmen?
Robin Dutt:
Mein Haupteinfluss ist die verschiedenen Ideen der Fußballlehrer, also die Gedanken des Bundestrainers und der U-Trainer, in eine konzeptionelle Struktur zu bringen. Hier kann ich meine eigene Ideen natürlich auch mit hinein bringen auch die Ideen und das Wissen, das wir überhaupt in Fußballdeutschland gesamt haben. Dazu gehört auch ein enger Austausch mit den Vereinen. Wir wollen in Deutschland ein paar Basics haben über die technische Ausbildung der jungen Spieler, die allgemeingültig sind. Und dieses ganze Wissen zu vernetzen, das zu bündeln und zu strukturieren ist mein Einfluss.

netzathleten: Wie hoch ist der Einfluss noch von Matthias Sammer, Ihrem Vorgänger, oder wurde sozusagen ein Cut gemacht und von vorne angefangen?
Robin Dutt:
Nein, im Gegenteil. Ein großer Vorteil war, dass wir auf seiner Arbeit aufbauen konnten. Matthias hat bereits eine sehr gute Struktur vor allem in die U-Mannschaften hinein gebracht. Und jetzt gilt es, und das hätte Matthias wahrscheinlich auch gemacht, diese Philosophie ständig zu aktualisieren, auf einen neuen Stand zu bringen, ständig zu überprüfen und dann den nächsten Schritt zu machen.

netzathleten: Was sind dann die nächsten Schritte im deutschen Fußball, für die Jugendmannschaften und die A-Nationalmannschaft?
Robin Dutt:
Es bleibt das Ausbildungsziel, die jungen Spieler von Jahrgang zu Jahrgang auf die nächste Stufe zu bringen. Dabei gilt es, das großen Spannungsverhältnis, in dem sie leben, zu meistern. Schließlich darf man auch die Schule nicht vergessen bei den U-Nationalspielern, die ja manchmal 100 Fehltage oder mehr in der Schule haben. Dieses Spannungsverhältnis aus Schule, Verein und Nationalmannschaft gilt es für uns so zu optimieren, dass die Spieler in der Lage sind, dies auch als Persönlichkeit zu verarbeiten und dabei aber auch die fußballerische Ausbildung so genießen zu können, dass wir möglichst viele und gute neue A-Nationalspieler bekommen.

netzathleten: Welche Maßnahmen gibt es hier vom DFB, dass die schulische Ausbildung der Jugendnationalspieler nicht vernachlässigt wird?
Robin Dutt:
Wir haben seit vielen Jahren die Eliteschulen des Fußballs gegründet. Das heißt, es werden Schulen vor Ort als Eliteschulen ausgezeichnet. Die Vereine haben Jugendleistungszentren, die in sehr enger Kooperation mit den Eliteschulen stehen, was auch den Unterricht, besonders den Sportunterricht und die Fehlzeiten betrifft. Bei den Nationalmannschaften selber haben wir immer Lehrer dabei. Das heißt, wenn die Spieler unterwegs sind, dass die Schulzeit nicht ausfällt. Nach der Trainingseinheit haben die Jungs dann eben bei uns noch Unterricht bei der Nationalmannschaft. So ein Tag für einen 17-Jährigen fängt morgens um 7Uhr an und hört abends mit einer Videoanalyse um 22Uhr auf. Dazwischen hatte er Training, Athletik und Fußball, da hatte er Schule, Regeneration, Massagen und Videoanalysen. Was die Jugendspieler in ihrem Alter leisten ist schon enorm.

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