Die WM steht über allem – Interview mit Jens Filbrich zur nordischen Ski-WM 2013 getty images

Die WM steht über allem – Interview mit Jens Filbrich zur nordischen Ski-WM 2013

  • Nils Borgstedt
Heute beginnen die Wettkämpfe bei der nordischen Ski-WM in Val di Fiemme. Bereits zum siebten Mal bei einer WM dabei ist Jens Filbrich. Wir sprachen mit dem Langläufer über die Faszination WM, die Strecke in Val di Fiemme und über die Titelfavoriten der diesjährigen Weltmeisterschaft.

netzathleten: Bist Du schon im WM-Fieber?
Jens Filbrich: Seit Sonntag sind wir hier in Val die Fiemme, heute beginnen die ersten Wettkämpfe, die Sprints stehen an. Ja, da steigt das WM-Fieber so langsam.

netzathleten: Du hast in einem früheren Interview gesagt, dass Val di Fiemme eine Deiner Lieblingsstrecken ist. Warum? Was macht diese Strecke aus?
Jens Filbrich: Zum einen mag ich es hier, weil ich gute Erfahrungen gemacht habe. 2003, als hier schon einmal die WM stattfand, bin ich über 30 Kilometer Sechster geworden. Mit der Staffel haben wir damals Silber geholt. Es ist also schon ein gutes Omen, hier zu laufen. Die Strecken selbst gefallen mir vor allem deshalb, weil sie erstens schwer sind und zweitens Kunstschneeverhältnisse vorherrschen. Die Strecken sind also sehr schnell. Ich habe in den letzten Jahren ein gutes Gefühl für sie entwickeln können, wir sind schließlich fast jedes Jahr mit der Tour de Ski hier und ich habe immer gute Rennen fahren können. Und wenn dann auch noch schönes Wetter ist, wie so oft hier in Italien, dann macht es extrem viel Spaß zu laufen.

netzathleten: Und was macht eine WM insgesamt für Dich aus?
Jens Filbrich: Auf jeden Fall ist es toll, mit den anderen nordischen Sportlern zusammen zu sein. Wir sind ja hier als große deutsche Mannschaft gemeinsam mit den Skispringern und den nordischen Kombinierern in einem Hotel untergebracht. Das ist in den letzten Jahren schon immer schön gewesen. Es ist ja mittlerweile meine siebte Weltmeisterschaft und ich habe mich immer gefreut, mit den Sportlern der anderen Sportarten zusammen am Tisch zu sitzen und zu fachsimpeln. Das ist sicherlich ein sehr schöner Aspekt, aber auch sportlich ist eine Weltmeisterschaft für mich das absolute Highlight einer Saison. Die WM steht über allem.

netzathleten: Folglich interessieren Dich die anderen nordischen Sportarten auch?
Jens Filbrich: Ich sag mal so: An der Schanze werde ich nicht stehen, weil ich mich ja um meine eigenen Rennen kümmern muss. Aber über die Medien verfolgt man natürlich die Wettkämpfe der anderen und freut sich auch über deutsche Erfolge. Ich denke, gerade die nordischen Kombinierer sind dieses Jahr sehr, sehr stark. Von ihnen kann man einiges erwarten. Und auch die Skispringer sind wieder in der Erfolgsspur zurück und da drückt man natürlich schon die Daumen und hofft auf Medaillen.

netzathleten: Medaillen ist ein gutes Stichwort. Wie siehst Du die Chancen der Langläufer?
Jens Filbrich: Wenn man die Vorleistungen in dieser Saison sieht, wäre es sicherlich vermessen mit Einzelmedaillen zu rechnen. Aber an einem perfekten Tag, mit perfektem Material und ein bisschen Glück ist es sicherlich auch in einem Einzelrennen möglich, Richtung Podest zu laufen. Ich denke, realistische Medaillenchancen haben wir eigentlich ausschließlich in den Staffeln und wenn es perfekt läuft auch im Teamsprint. Das sind auch die Wettbewerbe in denen wir als Mannschaft auf die Medaillen schielen. Allerdings ist die internationale Konkurrenz natürlich sehr groß und es wird extrem schwer.

netzathleten: Die Favoriten sind also andere. Wer genau?
Jens Filbrich: Bei den Damen gibt es sicherlich zwei, drei Namen, die in jedem Rennen die Medaillen unter sich ausmachen. Allen voran Justyna Kowalczyk und Marit Björgen. Dazu die Norwegerinnen Therese Johaug und Kristin Størmer Steira. Die Norwegerinnen sind hier also wirklich in einer Favoritenstellung. Bei den Männern sind die drei, die im Gesamtweltcup vorne sind auch bei der WM die größten Titelfavoriten. Dario Cologna aus der Schweiz und der Norweger Petter Northug sind die absoluten Topfavoriten. Außerdem zählt Alexander Legkov aus Russland dazu, der hier in diesem Jahr die Tour de Ski gewinnen konnte. Im Sprint heute muss man den Schweden Emil Jönsson sicherlich noch hinzuzählen. Diese Namen werden die Medaillen im Einzel wohl unter sich ausmachen.

netzathleten: Was sind Deine persönlichen Ziele?
Jens Filbrich: Mein erster Renneinsatz ist im 30-Kilometer-Duathlon und dann am letzten Tag über 50 Kilometer klassisch. Was die Einzelrennen betrifft, ist das mein Highlight bei dieser WM. Und ich hoffe natürlich auch, dass meine Leistung stimmt und ich auch in der Staffel wieder zum Einsatz komme. Ich habe immer gesagt, dass ich das Ziel habe, mit einer Medaille nach Hause zu fahren. Egal in welcher Disziplin oder in welcher Farbe. Das sollte immer das Ziel sein. In den letzten Jahren konnte ich ja auch bei Olympia und Weltmeisterschaften schon neun Medaillen gewinnen und daher nehme ich mir das natürlich auch in diesem Jahr vor.

netzathleten: Und ist die Bronze-Medaille von 2011 in der Staffel dieses Jahr auch wieder drin, wenn alles gut läuft?
Jens Filbrich: Das wäre natürlich ein Traum. Ich würde das sofort unterschreiben.

netzathleten: Na dann hoffen wir mal, dass sich dieser Traum erfüllt. Viel Erfolg bei den kommenden Wettkämpfen.

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