Die Kleidung macht’s – Kühlung an heißen Tagen Jörg Birkel

Die Kleidung macht’s – Kühlung an heißen Tagen

  • Jörg Birkel
Wieder einmal hat sich der Ironman Frankfurt als ein Rennen der Extreme gezeigt. Nach dem schmuddelig-kalten Wetter der beiden vergangenen Jahre fand am Sonntag wieder ein Hitzerennen statt. Doch nicht jeder Athlet konnte mit den sommerlichen Temperaturen gleich gut umgehen.

Leistungseinbrüche und Hitzeschlag waren keine Seltenheit. Selbst der Kona-erprobte Ironman-Weltmeister Pete Jacobs aus Australien ist in Frankfurt eingebrochen und wurde auf Platz 162 durchgereicht.

Nicht ganz so hart traf es den Vorjahressieger Marino van Hoenacker, der noch als Führender vom Rad stieg, aber dann beim Marathon Platz um Platz verlor. Rang 19 sprang am Ende für den belgischen Mitfavoriten raus.

Hitze ist leistungsmindernd

Solche Einbrüche können natürlich unterschiedliche Ursachen wie falsche Ernährung oder Renneinteilung haben, aber bei einer solchen Hitzeschlacht spielt eben auch die Temperatur eine entscheidende Rolle. Zwar ist der Mensch wie kein anderes Lebewesen anpassungsfähig, aber jede Klimaanlage hat ihre Grenzen.

Über die Haut verlieren wir beim Sport Schweiß und erzeugen so Verdunstungskälte. Diese im Tierreich einmalige, natürliche Klimaanlage befähigt den Mensch überhaupt erst zu so außergewöhnlichen Leistungen wie einem Marathon oder einem Ironman. Ohne Schwitzen würden wir beim Sport einfach überhitzen und irgendwann kollabieren. An heißen Tagen wird dieser Effekt noch beschleunigt.

Was vielen Sportlern dabei nicht klar ist, ist die Tatsache, dass wir beim Schwitzen Energie verlieren. Ein Großteil der verbrauchten Energie geht für die Thermoregulation drauf. Bei kalten Temperaturen muss der Körper heizen, um das empfindliche Temperaturgleichgewicht aufrechtzuerhalten. Und bei warmen Temperaturen beginnen wir zu schwitzen.

Schwitzen kostet Energie

Schwitzen verbrennt aber Kalorien. Selbst wenn wir uns bei heißen Temperaturen nur im Schatten ausruhen, verbraucht der Körper Energie. Nicht umsonst ist die Kalorie ja eine Wärmeeinheit. Ab einer Lufttemperatur ist der Energieverbrauch leistungsmindernd. Umso heißer es wird, desto mehr Energie geht für die Wärmeregulation verloren.

Durch die beim Schwitzen entstehende Verdunstungskälte bleiben wir zwar relativ leistungsfähig, aber Bestleistungen bei einem Ironman sind bei hohen Temperaturen kaum zu erwarten.



Um Höchstleistungen zu erzielen müssen wir Energie produzieren. Der Wirkungsgrad beim Sport ist allerdings relativ gering. Wirkungsgrad heißt, dass wir nur einen Teil der erzeugten Energie in Bewegung umsetzen können. Der Rest geht in Form von Wärme verloren.

Thermoregulation beim Sport

Diese Wärme führt bei zunehmender Wettkampfdauer zu einem Anstieg der Körperkerntemperatur. Dieser Effekt wird noch verstärkt, wenn die Körperwärme durch hohe Luftfeuchtigkeit oder Lufttemperaturen erschwert wird. Dadurch nimmt aber beispielsweise die Leistungsfähigkeit unseres Stoffwechsels und des Herz-Kreislauf-Systems ab.

Bereits ab gemäßigten Umgebungstemperaturen von 20 Grad Celsius kann man einen negativen Einfluss auf die sportliche Ausdauerleistungsfähigkeit messen. Umso höher die Temperaturen, desto größer der Effekt. Eine wirkungsvolle Maßnahme zur Leistungssteigerung bei Hitze ist eine zusätzliche Kühlung.

Bei heißen Ironman Rennen kann man daher zahlreiche Sportler sehen, die sich Mengen von Wasser über den Kopf kippen, feuchte Schwämme ins Trikot klemmen oder vermeintlich kühlende Kleidung wie Armlinge oder Mützen tragen.

Viele Konzepte, wenig Nutzen

Viele auf dem Markt befindliche Produkte setzen auf weiße Stoffe. Diese sollen Sonnenstrahlen reflektieren und weniger Wärme aufnehmen. Andere Konzepte setzen auf eine die Oberfläche vergrößernde Struktur, damit mehr Schweiß verdunstet werden kann. Teilweise gibt es auch mit Minzöl aufgeladene Stirnbänder, die für einen kühlenden Effekt sogen sollen.

Wirklich überzeugen können diese Konzepte nicht. In wissenschaftlichen Studien können zwar teilweise Effekte gemessen werden, aber diese sind in der Regel so marginal, dass sie sich nicht auf die Leistungsfähigkeit auswirken.

Ätherische Öle sorgen beispielsweise lediglich für ein kühlendes Gefühl auf der Hautoberfläche. Die Körpertemperatur wird davon aber nicht wirklich gesenkt. Eine subjektive Leistungssteigerung durch solche Mittel kann höchstens auf einem Placebo Effekt beruhen.

Passive Kühlung durch patentiertes Nano-Polyester

Auch die Vergrößerung der Stoffoberfläche durch spezielle Webverfahren ist so gering, dass die zusätzliche Verdunstungsrate zu keiner signifikanten Leistungsverbesserung führt. Zudem hat ein solches Wirkprinzip das Problem, dass man dennoch zuerst schwitzen muss, bevor es überhaupt zu einer Verdunstung kommen kann.

Anders sieht es bei passiver Kühlbekleidung aus. Das deutsche Startup Unternehmen Idenixx präsentiert nun patentierte Kühlbekleidung, die eine signifikante Steigerung der Leistung bewirkt. Die Hightechmaterialien kommen aus dem Arbeitsschutz. Es handelt sich dabei um ein Nano-Polyesther, welches mit Wasser aufgeladen wird.

Die speziellen Nanopartikel vergrößern die Oberfläche der Wassermoleküle um den Faktor 1.000 und sorgen so für eine höhere Verdunstungsrate, als es durch Schwitzen je möglich wäre. Der Stoff wird vor dem Sport für ein paar Sekunden in Wasser getränkt und kühlt dann bis zu 12 Stunden.

Trendpotenzial im Ausdauersport

Derzeit sind über die Internetseite von Idenixx neben kühlenden Laufkappen auch Visor, Piratentuch und Stirnband erhältlich. Außerdem bietet das Unternehmen Armcooler und T-Shirts an. Einmal mit Wasser aufgeladen halten die Bekleidungsstücke eine Temperatur von zirka 18 Grad, zumindest so lange ein stetiger Luftaustausch stattfindet.

Diese Temperatur ist deshalb so bemerkenswert, weil der Körper bei Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad keine zusätzliche Energie für die Thermoregulation aufbringen muss. Was bisher lediglich unter Laborbedingungen in einer Kühlkammer gelang, wird durch die neue Bekleidung möglich. Wie eine mobile Klimaanlage sorgt das Hightech-Material für eine angenehme Temperatur und ermöglicht so höhere Leistungen bei Hitze.

Fazit:

Wir finden das Wirkprinzip äußerst bemerkenswert und werden uns in weiteren Beiträgen mit den Themen Thermoregulation und Kälteapplikation im Sport beschäftigen. In einem ersten Test der Laufkappe konnten wir sogar nach über 12 Stunden noch eine kühlende Wirkung feststellen. Das Anwendungsgebiet für eine solche Bekleidung ist enorm und reicht von Precooling über Kühlung im Wettkampf bis zur Regenerationsbeschleunigung nach dem Sport. Kühlbekleidung von Idenixx könnte zum nächsten großen Trend seit der Erfindung von Kompressionssocken werden.

Weitere Informationen zum Thema unter: www.idenixx.com

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