Doping-Serie Teil 7: Blutdoping – Das Revival eines „Klassikers“ istockphoto.com/vladm

Doping-Serie Teil 7: Blutdoping – Das Revival eines „Klassikers“

  • Marco Heibel
Seit EPO nachweisbar ist, mussten sich dopingwillige Sportler auf die Suche nach einer Methode machen, die ähnlich effektiv und weniger leicht zu finden ist. So „feierte“ das Eigen- und Fremdblutdoping in den 2000er Jahren ein überraschendes Comeback.

Eines der populärsten Dopingverfahren der letzten Jahre ist eigentlich ein „alter Hut“. Bereits in den frühen 1970er Jahren soll der finnische Langstreckenläufer Lasse Viren (Olympiasieger 1972 und '76 über 5000 und 10000 Meter) einen Teil seines Blutes eingefroren haben, um dieses später seinem Körper wieder zuzuführen.

Der Effekt ist vergleichbar mit den Auswirkungen von EPO-Doping, Höhentraining oder Unterdruckzelt: Erhöhung des Anteils der roten Blutkörperchen, infolgedessen besserer Sauerstofftransport und eine um bis zu fünf Prozent gesteigerte Ausdauerleistung. Viren selbst hat diese Praktiken bis heute vehement bestritten, obwohl Blutdoping erst 1988, weit nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn, in die Liste der verbotenen Methoden aufgenommen wurde.

Blutdoping heute


Das Prozedere des Blutdopings stellt sich heute wie folgt dar: Dem Sportler wird einige Wochen vor dem Wettkampf Blut abgenommen. Bereits zuvor hat er die Zahl der in seinem Blut enthaltenen roten Blutkörperchen (Erythrozyten) durch das Absolvieren eines Höhentrainings oder die Einnahme von EPO erhöht. In einer Zentrifuge werden dann die roten Blutkörperchen von den restlichen Blutbestandteilen getrennt. Letztere werden umgehend wieder in den Blutkreislauf des Spenders zurückgeführt. Die gewonnene Blutkonserve konzentrierter roter Blutkörperchen wird mit einem Stabilisator (Gerinnungshemmer) versetzt und gekühlt gelagert. Kurz vor dem Wettkampf führt man dem Sportler die Blutkonserve per Transfusion zu.

Beim Fremdblutdoping benötigt man einen Spender mit identischer Blutgruppe und identischem Rhesusfaktor. Oftmals halten hierfür Verwandte des dopingwilligen Sportlers her. Die Vorteile liegen auf der Hand: So hat ein guter Teil der Familie exakt die gleiche Blutgruppe und den gleichen Rhesusfaktor wie der Athlet, nach geeigneten Spendern muss also nicht lange gesucht werden. Ist der Verwandte außerdem noch Nichtsportler, unterliegt er keiner Kontrolle.

Nachweis von Blutdoping


Als Ende der 1980er Jahre EPO auf den Markt kam, verlor die ziemlich aufwendige Methode des Eigen- bzw. Fremdblutdopings schnell an Bedeutung. Erst die Einführung des EPO-Nachweisverfahrens im Jahre 2000 sorgte für ein Comeback des „Klassikers“. Eigenblutdoping bietet dem Athleten den Vorteil, bislang nicht nachweisbar zu sein. Allenfalls Vorfälle wie die „Operacion Puerto“, bei der die spanische Polizei in der Praxis des Madrider Arztes Eufemiano Fuentes zahlreiche Blutkonserven prominenter Sportler sicherstellen konnte, gaben einen Einblick, wie verbreitet diese Dopingmethode heute noch ist.



Für Fremdblutdoping gibt es seit 2003 ein Nachweisverfahren, mittels dessen Fremdblutanteile von weniger als 5% erkannt werden können. Seitdem konnte u. a. den Radstars Tyler Hamilton und Alexander Winokurow Fremdblutdoping nachgewiesen werden.

Wirkung und Gefahren


Wie alle anderen Dopingverfahren, birgt auch das Eigen- und Fremdblutdoping neben „positiven“ Effekten auch Risiken: Einer erhöhten Sauerstoffaufnahme und einer verbesserten Thermoregulation stehen nämlich u. a. die Möglichkeit einer Krankheitsübertragung bei Fremdbluttransfusionen und ein erhöhtes Thromboserisiko gegenüber. Außerdem kann es schon bei der Transfusion selbst zu septischen Schocks kommen.

Kontakt

Copyright © 2017 netzathleten