Orthomolekulare Medizin - Gezielt statt mit der Gießkanne Thinkstockphoto.de

Orthomolekulare Medizin - Gezielt statt mit der Gießkanne

  • Jörg Birkel
Multivitamin-Präparate sind bei Sportlern sehr beliebt, schließlich haben aktive Menschen einen höheren Mineral- und Vitaminbedarf als Inaktive. Doch was eigentlich gut gemeint ist, geht häufig am Ziel vorbei. Viele künstliche Nahrungsergänzungsmittel verpuffen wirkungslos.

Der Grund dafür ist eine schlechte Bioverfügbarkeit. „Nur ein geringer Teil der aufgenommenen Vitamine und Minerale aus Multivitamin-Präparaten wird tatsächlich vom Körper resorbiert und ein noch geringerer Teil auch wirklich benötigt und verwertet“, sagt Ernährungsmediziner Dr. med. Ehab Rajab.

Zudem herrscht nicht mal unbedingt ein Nährstoffmangel, trotzdem supplementieren Sportler was das Zeug hält. Nach dem Motto „Viel hilft viel“ werden Vitamine, Minerale und Spurenelemente mit der Gießkanne verteilt.

Dr. Rajab hält daher eine andere Vorgehensweise für sinnvoller: Bevor er zu Nahrungsergänzungsmitteln greift, lässt der Arzt Blutproben in spezialisierten Laboren orthomolekular analysieren. Während in einem normalen Blutbild in der Regel nur Blutzellen und Entzündungsfaktoren ermittelt werden, bestimmt eine orthomolekulare Analyse gezielt die Nährstoffkonzentration.

Erst die Diagnose, dann die Therapie

„Erst wenn tatsächlich ein Mangel diagnostiziert wird, empfehle ich eine Therapie“, sagt Rajab. „Bei vielen Sportlern habe ich beispielsweise einen Eisenmangel feststellen können.“ Entsprechend groß und unübersichtlich ist der Markt an Eisenpräparaten.

Vielfach problematisch ist allerdings die Bioverfügbarkeit von Eisen. Aus tierischen Quellen kann der Körper Eisen wesentlich besser verwerten als aus pflanzlichen. Außerdem können beispielsweise sekundäre Pflanzenstoffe aus Nüssen oder Tee die Resorption zusätzlich erschweren, während Vitamin C in kleinen Mengen die Aufnahme begünstigen kann.

Eisen ist ein zentraler Bestanteil der roten Blutkörperchen und für den Sauerstofftransport im Körper relevant. Damit ist das Spurenelement gerade für Ausdauersportler von großer Bedeutung. Ein Höhentraining verpufft beispielsweise wirkungslos, wenn die Eisenspeicher leer sind, weil der Körper ohne das Mineral keine neuen Blutkörperchen bilden kann.

Eisenmangel kommt bei Sportlern oft vor

Besonders häufig betroffen von einem Eisenmangel sind neben Sportlern auch Frauen und Vegetarier. Bei Frauen liegt es daran, dass durch die Regelblutung wertvolles Eisen verloren geht, während Vegetarier das Problem haben, dass Eisen aus pflanzlichen Quellen schlechter verfügbar ist.

Während bei einem Fleischesser einfach etwas mehr Rindfleisch auf dem Teller bereits ausreichen kann, um den Mangel zu beheben, müssen Vegetarier sich etwas bewusster ernähren, um einen Mangel zu vermeiden. Eine prophylaktische Einnahme von Eisenpräparaten sei dennoch nicht zu empfehlen, Dr. Rajab rät aber dazu, den Eisenhaushalt regelmäßig zu überprüfen.

Unabhängig von der bevorzugten Ernährungsweise kann bei starkem Eisenmangel dennoch eine Substitution sinnvoll sein, aber auch hier sei auf die Bioverfügbarkeit der erhältlichen Eisenpräparate zu achten. Zudem bestehe die Möglichkeit Eisensalze intravenös zu verabreichen.

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