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Mehr Leistung durch Sauerstoff? Ja, aber nicht im Wasser

  • Marco Heibel
Seit Jahren rühmen sich Mineralwasserhersteller, das ultimative Sportgetränk kreiert zu haben. Dank der Kraft des Sauerstoffs sollen gerade Ausdauerathleten einen Extra-Schub erhalten. Die wenigsten haben je daran geglaubt, doch jetzt ist die Wirkungslosigkeit bewiesen.

Der Markt für Sportgetränke ist hart umkämpft. Neben diversen isotonischen Durstlöschern, die es schon seit den frühen Neunzigern in Hülle und Fülle gibt, sind in den letzten Jahren ein paar findige Mineralwasserhersteller auf die Idee gekommen, sich auch einen Platz auf dem Markt zu sichern – dank der Hilfe des Sauerstoffs.

Wasser + Sauerstoff = Leistung?


Die Rechnung hört sich zunächst logisch an. Was braucht ein Sportler, um Leistung zu bringen? Viel trinken muss er, und ausreichend Sauerstoff braucht er auch. Gerade in Ausdauerdisziplinen mühen sich Sportler ab, Ihre Lungenkapazität zu erhöhen und schinden sich in stundenlangen Einheiten, um in Form zu kommen. Da kommt ein Getränk, das einem mehr Sauerstoff zur Verfügung stellt – und ganz nebenbei nicht auf der Dopingliste steht – doch gerade recht. Das Ganze hat natürlich auch seinen Preis. Mit Sauerstoff angereichertes Mineralwasser kostet etwa das drei- bis viermal so viel wie herkömmliches Mineralwasser. Ein gerechtfertigter Preis, zumindest wenn am Ende der Effekt auch drei- bis viermal so hoch wäre.

Studien belegen: Effekt gleich Null


Das mit dem Effekt ist aber so eine Sache. Die Verbraucherorganisation foodwatch ist der Sache vor kurzem auf den Grund gegangen und hat sich als Untersuchungsobjekt den deutschen Marktführer Adelholzener und dessen Produkt „active O2“ ausgesucht. Das bayerische Unternehmen wirbt damit, dass sein Wasser 15-mal so viel Sauerstoff enthält wie herkömmliches Wasser. Und das Ganze gibt es nicht nur in der klassischen Form, sondern auch in verschiedenen Geschmacksrichtungen, wie Apfel-Kiwi oder Orange-Limone.

Laut Adelholzener kommt der Sauerstoff-Kick daher, dass der im Wasser gelöste Sauerstoff nicht in die Lunge, sondern durch die Magenwand über das venöse Blut in die Leber strömt – also dorthin, wo beispielsweise auch das für Sportler so wichtige Glykogen gespeichert wird.

Studien haben dies auch bestätigt. Allerdings weißt foodwatch zu Recht darauf hin, dass die Untersuchungen einen Haken haben: Zum einen wurden Sie an Kaninchen durchgeführt, zum anderen konnte nicht bewiesen werden, ob die Tiere dadurch Ihre sportliche Leistungsfähigkeit steigern konnten…

Eine zweite Studie am lebenden Objekt, dieses Mal am Menschen, aus dem Jahr 2002 ergab, dass im Hochleistungsbereich ein minimaler Effekt messbar war. Als die Studie 2005 wiederholt wurde, war allerdings auch dieser nicht mehr zu ermitteln.

Gesunde Menschen atmen genug Sauerstoff über die Lunge ein


Wer nicht unter Atemwegserkrankungen oder Ähnlichem leidet, führt seinem Körper auch über die Lunge genug Sauerstoff zu, um sportliche Höchstleistungen zu erbringen. Wenn Euch die mit extra Sauerstoff versetzten Getränke (circa 0,08 Gramm O2 pro Liter) also nicht gerade exorbitant gut schmecken, gibt es eigentlich keinen Grund, nicht zum herkömmlichen Mineralwasser zu greifen.

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