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Lebensmittelimitate leicht erkennen

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Kunstkäse oder Schummelschinken, ist für den Konsument oft gar nicht so leicht zu erkennen. Hinter vermeintlich natürlichen Produkten, stecken oftmals eine Vielzahl an chemischen Zusatzstoffen und manchmal sogar nichts Natürliches.

Auch diverse Listen über Lebensmittelimitate sind oft wenig hilfreich, da gerade beim Einkauf diese so gar nicht in den Einkaufskorb passt. Wie Sie am besten Lebensmittelimitate schon beim Einkauf erkennen können, dazu gibt die Ernährungsexpertin Mag. Angelika Kirchmaier einige Tipps.

Imitate einfach erkennen

Frau Mag. Kirchmaier, woran kann der Konsument einfach und sicher erkennen, ob echt oder nicht echt?
Mag. Kirchmaier: "Am besten Sie werfen einen Blick auf die Zutatenliste. Je KÜRZER die Zutatenliste und je weniger Zusatzstoffe E-Nummern, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um ein natürliches Lebensmittel handelt. Warum? Natürliche Lebensmittel setzen sich aus ein paar WENIGEN Zutaten zusammen. Z. B. Hart- und Schnittkäse aus Milch, Salz und Lab, Garnelen sind Garnelen und Schinken aus mindestens 90 % Fleisch.
Packungsaufschriften wie z. B. „Surimi“ bei Garnelen, „Wasabi-GESCHMACK“ bei Wasabi, „zusammengefügt“ bei Fleisch und Fisch, „Pizza-Mix“, “Zubereitung mit Käse“, „Geriebener Pizzabelag“, „Käse mit Pflanzenfettbasis“, „Lebensmittelzubereitung“, „Gastromix“, „Bäckermix“ bei Käse und „mit erhöhtem Wassergehalt“ „Spalla Cotta“, „Pizza-Block“, „Gastro-Block“ und „Schulterblock“ bei Schinken sind nur einige Beispiele für eindeutige Kennzeichen von künstlich hergestellten Lebensmitteln, die in dieser Form in der Natur nicht vorkommen."

Achtung Einkauf

Einkaufen ist für viele Stress pur. Was können Sie empfehlen anders zu machen, um nicht in die Lebensmittelfalle zu tappen?
Mag. Kirchmaier: "Ein Tipp, den alle wissen: Gehen Sie ohne Hunger einkaufen, dann können Sie am besten den Verlockungen widerstehen und neigen auch weniger zum Kauf von fast food und schnellen Snacks. Essen Sie vor dem Einkauf z. B. eine Scheibe Brot, Vollkorn-Knäckebrot bietet sich an, da es – in einer kleinen Dose gelagert - lange hält und wunderbar in die Büroschublade passt. Lassen Sie die fast-food Regale links liegen und nutzen Sie die Zeit um dort zu verweilen, wo es frische Lebensmittel gibt. D. h. in der Obst- und Gemüseabteilung, am Milchkühlregal und an der Feinkosttheke."

Frau Mag. Kirchmaier, verraten Sie uns Ihre persönlichen Einkaufstipps?
Frische Lebensmittel bevorzugen – je frischer, desto höher der Vitamingehalt und desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um ein Imitat handelt.
Saisonale Lebensmittel auswählen – saisonale Lebensmittel können an der Pflanze ausreifen und stehen damit im vollen Vitaminsaft. Für Lebensmittel außerhalb der Saison sind zahlreiche Maßnahmen, wie z. B. spezielle Anbauverfahren, Glashäuser etc. nötig, die nicht nur Geschmacks- und Wirkstoffeinbußen beim Produkt hervorrufen können, sondern auch viel mehr Energieaufwand benötigen, d. h. der ökologische Rucksack wiegt bei diesen Produkten viel schwerer als bei saisonalen Produkten. Ein Saisonkalender, der in vielen Supermärkten bereits aufliegt, kann Information darüber geben, welche Lebensmittel gerade Saison haben.

Achten Sie auf heimische Ware. Weit gereiste Ware muss meist unreif geerntet werden und kann daher nicht den vollen Vitamingehalt entwickeln als ein Produkt, das an der Pflanze ausreifen darf. Zudem wiegt bei weit gereisten Produkten der ökologische Rucksack besonders schwer. Wir haben in Österreich das Glück, dass die heimische Landwirtschaft großteils auf Natur setzt. „Kunstkäse“ und „Mogelschinken“ passen nicht in dieses Schema und wären auch - gerade in der momentanen Lage, in der sich die österreichische Landwirtschaft befindet - kontraproduktiv.

Hilfreich bei der Suche nach hochwertigen Lebensmitteln können heimische Gütesiegel sein. Und ein Tipp für alle, die Convenience-Gerichte lieben: Werfen Sie einen Blick auf die Zutatenliste. Ein hochwertiges Convenienceprodukt kommt ohne Zusatzstoffe aus. Z. B. gibt es Gnocchi und Tortellini komplett ohne Zusatzstoffe.


Allergien

Klassisches Beispiel die Allergiker. Wo liegt die Gefahr für diese sehr empfindlichen Menschen?
Mag. Kirchmaier: Ein Allergiker weiß, welche Lebensmittel er vermeiden muss um keinen Allergieschub auszulösen. Ein Sojaallergiker wird daher z. B. guten Gewissens einen Parmesan essen können. Wenn es sich aber nur optisch um Parmesan handelt, der Parmesan sich in Wahrheit aber als Gemisch aus Sojaeiweiß mit Zusätzen entpuppt, kann dies zu einem Allergieschub führen.

Zöliakie

Zöliakie, Diabetes, Laktoseintoleranz, Fructoseintoleranz, usw. Die Liste ist lang. Sind Kunstkäse & Co schuld an diesem Dilemma?
Mag. Kirchmaier: Leider sind dazu keine wissenschaftlichen Daten verfügbar, so ist eine Antwort schwierig. Ich persönlich gehe nicht davon aus, dass Kunstlebensmittel eine dieser Erkrankungen AUSLÖSEN. Sehr wohl aber wird es Betroffenen sehr schwer gemacht, geeignete Lebensmittel zu finden. Denken Sie an einen Diabetiker, der in einem Restaurant einen griechischen Salat mit Schafskäse isst. Üblicherweise wird er für dieses Gericht kein bis wenig Insulin benötigen, für einen Schummelkäse, der sehr viel Stärke enthält, sehr wohl. Das Fatale daran, der Diabetiker kann im Vorfeld nicht abschätzen ob es sich um natürlichen oder künstlichen Käse handelt. Die Rechnung wird erst dann präsentiert, wenn der Blutzuckerspiegel unerklärlich hoch ist.

 

Das sollten Sie wissen!

Welche gesundheitlichen Probleme sind Ihrer Meinung wichtig zu wissen?
Mag. Kirchmaier: Rechtlich gesehen darf man nicht von Gefahren sprechen, da diese ja nicht wissenschaftlich bewiesen sind. Meiner Meinung nach können sich aber gewisse Problemfelder öffnen. Z. B. bei der Deckung der Wirkstoffe. Imitaten fehlen die wertgebenden natürlichen Inhaltsstoffe. Österreich liegt z. B. lt. aktuellem österreichischen Ernährungsbericht bei der Deckung von Kalzium weit unter dem Soll. Käse trägt normalerweise zur Kalziumversorgung bei, Käseimitat enthält kein natürliches Kalzium.

Bei Imitaten handelt es sich um einen Cocktail von Zusatzstoffen. Wie wirken diese Zusatzstoffe in dieser hohen Konzentration auf den Menschen? Welche Folgen können sich in der Zukunft ergeben? Diese Frage lässt sich meiner Meinung heute noch nicht beantworten, da die Kunstlebensmittel viel zu kurz am Markt sind (seit 1995).

Bei den Fettkomponenten handelt es sich häufig um gehärtete Fette, also genau um jene Fette, die Übergewicht und die häufigsten Zivilisationserkrankungen fördern. Kunstlebensmittel schmecken, dank einem Mix aus wenigen Aromastoffen, immer gleich. Der Geschmack natürlicher Lebensmittel hängt hingegen von vielen Faktoren ab, z. B. vom Klima, der Reifezeit und der Art der Verarbeitung. Es handelt sich bei natürlichen Lebensmitteln um eine Fülle von einzelnen natürlichen Aromen, die in Summe zu einer Geschmacksexplosion am Gaumen führen und dementsprechend das eigene Geschmacksempfinden trainieren.

 

Der gute Geschmack

Thema Geschmack – ist der gute Geschmack bei vielen wirklich schon verloren gegangen?
Mag. Kirchmaier: Ja und nein. Menschen, die z. B. häufig Fertiggerichte, aromatisiertes Knabbergebäck und Würzaromen, von aromatisierten Suppenwürzen über Backaromen, konsumieren, fällt es oft schwer, den vollen Geschmack von natürlichen Lebensmitteln zu erschmecken. Menschen, für die der tägliche Biss in ein frisches Lebensmittel, z. B. in einen frischen Apfel oder in ein Stück Gemüse, zum Tagesgeschehen dazu gehört, haben hingegen in aller Regel ein hervorragendes Geschmacksempfinden.


Mit ein paar einfachen Tricks und Tipps können Sie jedenfalls aber trotz Zeitmangel mehrmals täglich gesund essen. Die Ernährungsexpertin Mag. Kirchmaier plaudert dazu aus ihrem Nähkästchen! Für Sie die besten Tipps!

Echt statt Kunst – ist das wirklich einfach?
Mag. Kirchmaier: Ja – gehen Sie mit offenen Augen einkaufen. Hochbeworbene Lebensmittel, Billigstware und Lebensmittel mit einer Zutatenliste, die sich wie ein Roman liest, sind mit höchster Sorgfalt zu genießen und entpuppen sich oft als hochverarbeitetes Gemisch.

Vom Einkauf bis auf den angerichteten Teller – Was sind Ihre Spezialtipps für einfaches gesundes Essen?
Mag. Kirchmaier: Mein Spezialtipp – investieren Sie in eine Ausbildung, ein Tageskurs reicht aus und Sie bekommen das nötige Handwerkzeug, das Ihnen viel Zeit, Geld und Stress erspart.

Besorgen Sie sich ein gutes Grundkochbuch oder besuchen Sie einen Grundkochkurs, bei dem Sie die einfache, schnelle und gesunde Küche kennen lernen. Ich biete z. B. Tages-Schaukochkurse an. An einem Tag lernen Sie 30 Blitzrezepte kennen – also genau so viele, wie sie pro Monat benötigen. Von Fleisch, Fisch, Pizza, Pasta, Vegetarisch, Exotisch bis hin zu süßen Köstlichkeiten und Kuchen.

Oder hören Sie bei unserer wöchentlichen Kochsendung auf ORF Radio Tirol zum Thema Xund kochen, jeden Freitag gegen 11.15 Uhr rein. Die Rezepte dazu finden Sie kostenlos zum Download unter http://tirol.orf.at/magazin/tirol/rezepte/stories/243532/ oder im Buch „Xund kochen“ von Angelika Kirchmaier, Tipps zum Einkauf im Buch „Xundheit – Genießen leicht gemacht“ von Angelika Kirchmaier.

Empfehlen Sie Tiefkühlgemüse für die schnelle Mahlzeit?
Mag. Kirchmaier: Wenn kein frisches Gemüse zur Hand ist, auf jeden Fall. Es stellt, wenn es schnell gehen muss, eine gute Alternative dar und enthält auch noch viele wertgebende Wirkstoffe. Ökologisch betrachtet müsste man für Frischgemüse plädieren, da für die Herstellung von Tiefkühlgemüse mehr Energie aufgewendet werden muss.

Wie schmeckt Kindern Gesundes besser als Pommes & Co?
Mag. Kirchmaier: Als Mutter ist die Antwort darauf ganz klar. Das Essen darf nicht gesund aussehen, es darf nicht gesund schmecken und die Kinder sollen bei der Entstehung mitwirken dürfen. Das Erfreuliche dabei - Mit Hilfe einer entsprechenden Kochtechnik können Sie fast jedes Gericht gesund trimmen. Profis kennen die vielen Tricks der gesunden Küche, Laien können diese in Kochkursen erlernen.

 

Tipps von der Expertin für Eltern!

Schummeln Sie! Ihr Kind isst kein Gemüse? Schummeln Sie fein geraspeltes Gemüse in alle möglichen Gerichte, z. B. fein geraspelte Karotten und Sellerie in das Spaghettisugo, gut durchkochen, vielleicht ein wenig pürieren und Ihr Kind wird nicht merken, dass es sich um ein gesundes Sugo handelt. Dasselbe funktioniert bei allen Hackfleischgerichten, vom Burger über Spießchen bis hin zu Hackbraten.

Stellen Sie den Salat immer als ersten Gang auf den Tisch und warten Sie mit den restlichen Speisen so lange, bis der Großteil des Salats aufgegessen ist. Der Hunger ist der beste Koch und wenn es noch nichts anderes zu essen gibt, dann schmeckt auch der Salat.

Lassen Sie Ihre Kinder Gemüse und Obst schneiden. Vielen Kindern schmeckt Rohes viel besser als Gegartes. Animieren Sie Ihre Kinder ein Stück zu probieren, bevor Sie es in die Pfanne geben.

„Verknappen“ Sie Gesundes. Das erhöht das Verlangen und räumen Sie Ungesundem einen fixen Platz ein. D. h. am Sonntag gibt es z. B. im Lieblingslokal die Pommes, während der Woche Gesundes.

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