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Darum solltest du Ernährungsempfehlungen hinterfragen

  • Jörg Birkel
Iss mehr Fett, Eiweiß oder Kohlenhydrate! Ja was denn jetzt? Ernährungsempfehlungen gibt es viele, doch diese sollte man kritisch hinterfragen. Das zumindest empfehlen US-Wissenschaftler, denn viele Empfehlungen würden von Beobachtungsstudien abgeleitet.

Die Aussagekraft von Beobachtungsstudien sei begrenzt, mahnen amerikanische Forscher, denn diese würden zwar mögliche Zusammenhänge aufzeigen, aber keine Ursachen ermitteln.

Nur weil in einer Studiengruppe eine bestimmte Konstellation (bspw. Erkrankung und Essverhalten) häufig auftritt, heißt das im Umkehrschluss noch lange nicht, dass das Essverhalten der Auslöser für die Erkrankung war oder dass ein anderes Essverhalten vor dieser Erkrankung schützen könnte.

Die Ursachen für Krankheiten sind häufig komplex und werden nicht durch einzelne Lebensmittel ausgelöst, wohl können bestimmte Lebensmittel aber eine Erkrankung wie Krebs begünstigen. Es kommt aber auch auf den Gesamtkontext an.

Nicht nur das Essverhalten, sondern auch andere Verhaltensweisen können eine Rolle bei der Entstehung von Krankheiten spielen. So haben Beobachtungsstudien beispielsweise ergeben, dass der Verzehr von rotem Fleisch ungesund sei. Dabei wurde aber lediglich der Fleischkonsum mit bestimmten Erkrankungen wie Krebs oder Arteriosklerose in Zusammenhang gebracht.

Soziodemografische Faktoren wie das Bewegungsverhalten wurden dabei nicht berücksichtigt. Aus Beobachtungsstudien könnte man auch schließen, das Vegetarier gesünder leben als Fleischesser. Viel wahrscheinlicher ist es aber so, dass Vegetarier durch die bewusste Entscheidung für einen bestimmten Ernährungsstil auch ihren Lebensstil insgesamt ändern.

Weiterhin sollte man sich das Studiendesign genauer anschauen, wenn man Rückschlüsse aus einer Studie ziehen möchte. Die Teilnehmerzahl hat Einfluss auf die Aussagekraft. Beobachte ich wenige Probanden oder viele? Zudem stellt sich die Frage nach dem Untersuchungszeitraum und der Datenerhebung. Das Erinnerungsvermöge kann Einfluss auf die Ergebnisse haben, wenn eine Befragung nicht unmittelbar erfolgt.

Wesentlich aufschlussreicher seien umfassende Langzeitstudien mit großen Fallzahlen, aber diese sind aufwendig und teuer. Ob sich aber durch Langzeitstudien das Ernährungsverhalten der Bevölkerung positiv beeinflussen lässt, steht ebenfalls auf einem anderen Blatt.

Unsere Meinung: Studien liefern häufig interessante Anhaltspunkte und geben einem zu denken. Die daraus resultierenden Ernährungsempfehlungen sollte man aber nicht kritiklos übernehmen, sondern hinterfragen. Grundsätzlich ist es aber positiv, wenn man sich mit dem Thema Ernährung bewusst auseinander setzt und nicht einfach wahllos alles in sich hineinstopft, was die Werbung uns als gut oder gar gesund verkaufen will.

Quelle: American Society for Nutrition (2014)

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