Wie war das noch mit den Omega-3-Fettsäuren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen? thinkstockphotos.com

Wie war das noch mit den Omega-3-Fettsäuren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen?

  • Nils Borgstedt
Seit den 1970er Jahren hält sich eisern die Annahme, Omega-3-Fettsäuren seien gut für das Herz und die Blutgefäße. Eine aktuelle kanadische Studie hat nun gezeigt, was schon länger diskutiert wird: Diese Aussage sollte ins Reich der Mythen verwiesen werden. Die Gründe dafür leuchten ein.

Mit der Ernährung ist das so eine Sache. Jedes Jahr kommen neue Erkenntnisse, neue Abnehmprogramme, neue Ratschläge. Essen Sie dieses, essen Sie jenes. Im Canadian Journal of Cardiology ist kürzlich ein Aufsatz erschienen, in dem die Autoren der vermeintlichen Erkenntnis auf den Grund gingen, fetter Fisch würde vor Herzgefäßerkrankungen schützen. Dazu haben sie die Methoden der Studien untersucht, die vor 40 Jahren als Belege für die Richtigkeit der These angeführt wurden.

Anzahl der Studienteilnehmer: 7

So ganz wasserdicht, stellte sich heraus, war die Beweisführung nicht. Die damals veröffentlichten Untersuchungen zeigen verschiedene Schwachstellen, die das Team um Studienleiter George J. Fodor nun aufdeckten.

Dabei stellten sie fest, dass zahlreiche Untersuchungen herausgefunden haben, dass die Eskimos/Inuit nicht seltener an Herzinfarkt oder Schlaganfall starben, als andere Bevölkerungsgruppen. In den von Hans Olaf Bang und Jorn Dyerberg,den Erfindern der Hypothese „Viel Fett aus Fisch und Robbe = weniger koronare Krankheiten“, angeführten Studien wurden zudem nur sieben (!) Eskimos untersucht. Wie valide solche Ergebnisse sind, kann man sich an fünf, oder besser sieben, Fingern abzählen.

Probleme von Ernährungsstudien

Die Analyse macht außerdem erneut einen Schwachpunkt vieler Ernährungsstudien deutlich. Von einer reinen Beobachtung wird ein Kausalzusammenhang abgeleitet. Das ist aber unmöglich. Wer am konkreten Beispiel die Ernährung der Eskimos ansieht, viel tierisches Fett, wenig Obst und Gemüse, wird feststellen, dass, diese im Grunde dem widerspricht, was Herzpatienten geraten wird und für eine ausreichende Ernährung mit Makro- und Mikronährstoffen notwendig ist.

Zu Omega-3-Fettsäuren

Omega-3-Fettsäuren werden in erster Linie aus tierischen und pflanzlichen Fetten gewonnen. Besonders gute natürliche Lieferanten sind fettreiche Fische, Nüsse und Raps- oder Leinöl. Für Sportler ist gerade auch die entzündungshemmende Wirkung der Omega-3-Fettsäuren interessant. Das erklärte Stephan Müller, Ernährungsberater der Österreichischen Skisprung-Nationalmannschaft, auf dem Functional Training Summit 2013 in München. Entscheidend für eine positive Wirkung der Fettsäuren ist dem Experten zufolge das richtige Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6-Fettsäuren. Ein Verhältnis von 1:2 bis 1:5, also maximal fünf Mal mehr Omega-3-Fettsäuren, sei optimal, alles andere kontraproduktiv.

Die Aufnahme sollte zudem nicht über Supplemente erfolgen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung, BfR, warnt schon seit einigen Jahren vor einer Überdosierung. „In verschiedenen Studien wurde bei so hohen Aufnahmemengen [Frauen 369 mg und Männer: 827 mg/Tag] jedoch ein erhöhter Cholesterinspiegel, eine Beeinträchtigung der natürlichen Immunabwehr, insbesondere bei älteren Menschen, sowie eine erhöhte Blutungsneigung beobachtet“, schrieb das Institut bereits 2009 in einer Stellungnahme zu Omega-3-Zusätzen in Nahrungsmitteln.

Wie viel Omega-3 soll’s sein?

Über die genaue Menge, die an langkettigen Omega-3-Fettsäuren aufgenommen werden sollte, gibt es keine exakten Zahlen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung gibt daher folgende Schätzwerte an: Omega-3-Fettsäuren sollen etwa 0,5 Prozent der Gesamtenergiezufuhr ausmachen. Bei einer angenommenen Gesamtenergiezufuhr von 2.400 kcal entspricht das ungefähr einem Esslöffel Rapsöl (15ml). Zudem empfiehlt die DGE, einmal wöchentlich eine Portion (70g) Fisch zu essen. (vgl.: https://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=733)

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