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Warum hilft Eiweiß überhaupt beim Abnehmen?

  • Marco Heibel
Wer viel Eiweiß konsumiert, ist länger satt und nimmt so leichter ab. So oder so ähnlich kann man es in vielen Ernährungsratgebern nachlesen. Doch wie genau geht das mit der Sättigung beim Eiweiß vonstatten? Die netzathleten werfen einen Blick in den menschlichen Körper.

Ob mageres Fleisch, Eier, Soja oder Milchprodukte – eiweißreiche Lebensmittel machen länger satt. Doch warum ist das so? Die Erklärung lieferten Wissenschaftler des University College of London im Jahr 2006. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Cell Metabolism“ veröffentlicht und wurde schnell als Revolution gefeiert.



Das Geheimnis besteht darin, dass von außen zugeführte Eiweiße die Produktion eines körpereigenen Eiweiß namens PYY (Peptid YY) anregen, welches dem Gehirn signalisiert, dass wir satt sind. Fette und Kohlenhydrate sind hierzu leider nicht in der Lage, vielmehr erhöhen gerade die in vielen Süßspeisen enthaltenen Einfachzucker sogar noch unseren Appetit, während Fett als Geschmacksträger ebenfalls Lust auf mehr macht.

Eiweiß sättigt nur indirekt


Zur Beweisführung: Frühere Untersuchungen an Mäusen hatten bereits gezeigt, dass nach eiweißreicher Nahrung größere Mengen des Hormons PYY gebildet wurden. Ferner waren die Tiere mit der eiweißreichen Kost dünner als ihre Artgenossen aus der Kontrollgruppe, die weniger Proteine erhielten.

Die Bestätigung lieferten Mäuse, die nach einer Genmanipulation nicht mehr in der Lage waren, PYY zu produzieren. Diese wurden in kürzester Zeit übermäßig dick. Bei ihnen hatte dann auch proteinreiche Kost keinen Einfluss auf ihr Sättigungsgefühl.

Am Menschen konnten diese Erkenntnis mit Hilfe von normal- und übergewichtigen Probanden belegt werden. Die konsumierten rund 30 Prozent weniger kohlenhydrat- bzw. fettreiche Speisen als die Kontrollgruppe, wenn sie zuvor eine Injektion mit dem körpereigenen Eiweißstoff PYY erhalten hatten.

Also merke: Eiweiß enthält zwar keinen Stoff, der uns unmittelbar satt macht. Aber Eiweiß ist der einzige Makronährstoff, der in der Lage ist, unseren Körper zur Produktion eines Appetitzüglers zu animieren.

Essenziell für Immunsystem und Muskulatur


Eiweiß hat aber noch weitere Vorzüge: Es stärkt das Immunsystem und fungiert u.a. als Muskelbaustoff. Wer seinen Eiweißkonsum hoch hält, verhindert so in Diätzeiten, dass Muskeln anstatt Fett abgebaut werden.

Auch beim Eiweiß gilt: Maß halten


Allerdings sollte man Eiweiß auch nicht bedenkenlos glorifizieren. Wie bei allen Lebensmitteln gilt: Die Dosis macht das Gift. Übermäßiger Proteinkonsum kann die Nieren und die Leber überlasten. 1 bis maximal 1,5g Eiweiß pro kg Körpergewicht und pro Tag genügen auch sportlich aktiven Menschen, um ihren Eiweißbedarf zu decken.

Ebenso wenig sollte man die Kohlenhydrate verteufeln. So arbeitet unser Gehirn nur dann effektiv, wenn es ausreichend Kohlenhydrate zur Verfügung hat. Aus diesem Grund ist auch das Frühstück die viel zitierte „wichtigste Mahlzeit des Tages“. Auch intensive körperliche Belastungen sind selbst für angepasste Menschen mit leeren Glykogenspeichern kaum länger als eine Stunde zu erbringen. Nur muss der Kohlenhydratanteil in der Ernährung ja nicht zwangsläufig über 50 Prozent betragen, wie es in der westlichen Gesellschaft oft der Fall ist.

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